Vom Schlachtfeld Fehrbellin zum Storchendorf Linum

Am Sonnabend, dem 22. April, war Frühlingsfahrt des Müggelheimer Umweltkreises. Diesmal ging’s zum Schlachtfeld bei Fehrbellin und zum Storchendorf Linum. Bei „schönstem Aprilwetter“ – Regen, Graupel, Wind und Sonne – trafen sich die Teilnehmer, 13 an der Zahl, am Spargelstand an der Autobahnabfahrt Kremmen. Nach Spargelkauf (Kremmener Spargel schmeckt wie Beelitzer, ist aber etwas weniger überteuert) ging es weiter auf der schönen alten Schwedenstraße zum Schlachtfeld bei Hakenberg und Fehrbellin. Harald Kampffmeyer erklärte sachkundig, wie die tapferen Brandenburger unter dem Kommando des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm die doppelt überlegenen Schweden 1675 durch List und Mut in die Flucht schlugen. Am 18. Juni 1675 begann um 6 Uhr bei Nebel und Regen der Angriff der Brandenburger unter Führung des Prinzen von Hessen-Homburg mit 1500 Reitern (siehe auch das Drama von Heinrich von Kleist). Der Hauptangriff erfolgte um 8 Uhr mit Geschützen frontal und von den Seitenflanken. Beide Seiten, Brandenburger und Schweden, lieferten sich einen erbitterten Kampf.

Nach Besteigung des 1879 eingeweihten 35 Meter hohen Denkmalsturms (114 Stufen) mit frisch vergoldeter Siegesgöttin Victoria und Blick ins Rhinluch ging es bei stürmischem Wind weiter zum kleinen Denkmal von 1800, unter anderem mit der Inschrift „Hier legten die braven Brandenburger den Grund für Preußens Größe“. Dann ging es weiter zur Hakenberger Kirche. Walter Knobloch, ein echtes Brandenburger Urgestein, verwaltet den Schlüssel. Im Kirchturm befindet sich in einer Nische die Sammlung von Kanonenkugeln vom Schlachtfeld zwischen Hakenberg und Fehrbellin. Die 40 Kugeln verschiedenen Kalibers sind Fundstücke von den Äckern der Umgebung, die der Kantor Peters (1817 – 1882) sammelte. Es folgte eine Kirchturmbesteigung, die sogenannte „Läuteglocke“ ist wirklich von 1678! Schnell ging es dann noch spontan weiter nach Fehrbellin zum Bronzedenkmal des „Großen (3 m) Kurfürsten“ von 1902 im Kurfürstenpark, auf dem unter anderem zu lesen ist: „Ich bin nicht gekommen, mein Land zu verbrennen, sondern zu retten“. Eine kleine Inschrift informierte noch: „Akt.Ges. vorm. H.Gladenbeck Sohn, Berlin-Friedrichshagen“.
Dann endlich war um 15 Uhr die Ankunft im Storchendorf Linum, überall klappern und brüten schon die Störche. 16 Horste haben Storchenpaare in den letzten Jahrzehnten im Dorf gebaut. Gleich ins Auge fallen die auf der Storchenschmiede Linum, dem Naturschutzzentrum des NABU, und auf der Linumer Kirche. Nach einer Pause im „Kleinen Haus“ bei Kaffee und Kuchen haben einige Unentwegte die Gelegenheit genutzt, von der über 80-jährigen Diakonisse Annemarie Wilke ausführlich etwas über die Kirche und die in Linum geborene Luise Hensel, Schwägerin von Felix Mendelssohn-Bartholdy, zu erfahren. Und wer weiß schon, dass auch Wilhelm Müller unglücklich in Luise Hensel verliebt war und dass diese unerfüllte Liebe ihren Niederschlag in den beiden von Franz Schubert vertonten Liederzyklen die schöne Müllerin und die Winterreise gefunden hat.
Erschöpft und glücklich und voller Dank an Johannes Horscht, der die Fahrt angeregt und organisiert hatte, trat die Gruppe wieder die Rückfahrt nach Berlin an – bei wunderbarem Sturm – Regen – Graupel – Sonne – Aprilwetter.
Johannes Horscht, Horst König