Drama ohne Ende

Geheimer Bericht offenbart nach wie vor erhebliche Mängel am BER

von Simone Jacobius

Nichts dreht sich, nichts bewegt sich – kein Flugzeug in Sicht am Terminal des BER. Und das vielleicht noch auf Jahre Foto: Günter Wicker / Flughafen Berlin Brandenburg GmbH

Ein geheimer Tüv-Bericht, der dem Tagesspiegel vorliegt, zeigt, dass der BER nach wie vor nicht in trockenen Tüchern ist. Eine Eröffnung vor 2021 wird danach als unwahrscheinlich angenommen. Erst im Januar wurde ein Eröffnungstermin 2018/19 gekippt, dafür schienen dann Frühjahr oder Herbst 2020 realistisch zu sein. Die Baufertigstellung war noch im August für ein Jahr später, August 2018 angesetzt. Anschließend dann die umfangreichen Tests und Probeläufe.
Ursprünglich war bereits für 2012 ein rauschendes Eröffnungsfest geplant und wenige Wochen vorher abgesagt worden. Seit dem kommt der neue Hauptstadtflughafen in Schönefeld nicht mehr aus den Schlagzeilen. Am 15. Dezember will Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup dem Aufsichtsrat dennoch einen neuen Eröffnungstermin vorschlagen. Ob er das kann, ist fraglich. Die Lage auf der Baustelle ist dramatischer als bisher angenommen, geht aus einem aktuellen Bericht der obersten Bauaufsicht Brandenburgs und einem Bericht vom Tüv Rheinland von Anfang November hervor.
Hintergrund sollen erhebliche Mängel bei den technischen Systemen, insbesondere – wieder einmal – beim Brandschutz sein. Der Tüv hat, nach Aussage des Tagesspiegels, vor allem die Funktionstüchtigkeit von Entrauchungssteuerung, Sprinkleranlage, Brandmeldeanlage, den elektroakustischen Notwarnsystemen und der Sicherheitsbeleuchtung bemängelt. „Eine Wirksamkeit und Betriebssicherheit“ sei nicht gegeben, heißt es in dem Bericht. Zehn Anlagen im Mainpier Nord wurden überprüft, sechs davon wiesen erhebliche Mängel auf, doch auch die anderen Anlagen waren nicht mängelfrei.
Lütke Daldrup räumte beim BER-Sonderausschuss Brandenburgs am 20. November ein, dass bei Sachverständigenprüfungen festgestellte Mängel in Ordnung gebracht werden müssten. In dem Zusammenhang sprach er auch von „einem anspruchsvollen Zeitplan“ auf der Baustelle.
Zuletzt hieß es von der Flughafengesellschaft, dass es bei den Automatiktüren im Terminal vorangehe. 82 Prozent der Türen seien inzwischen fertig. Dafür hakt es nach wie vor bei den Sprinkleranlagen. Hier müssen in erheblichem Umfang Rohre nachgerüstet werden. Erst 50 Prozent der Planungen liegen dafür vor, mit dem Umbau begonnen wurde noch nicht.
Die Kosten für den BER sind inzwischen auf 6,6 Milliarden Euro gestiegen. Ursprünglich waren 2,5 Milliarden kalkuliert worden. Und ein Ende ist noch nicht in Sicht.

Foto: Fotolia

Eine Facebook-Diskussion zum BER

In den sozialen Netzwerken gibt es immer mal wieder spannende Diskussionen. Diesmal ging es um den Tagesspiegel-Artikel und die Probleme am BER.
ML: Wieder einige Jahre Ruhe gewonnen.
JG: Das ist aber eine sehr, sehr teure Ruhe.
ML: Meine direkten Kosten (Grundstückspreise und Lebensqualität) sind relativ und subjektiv betrachtet bedeutend höher. Sorry Berlin, diese Spende kann und will ich für diesen Blödsinn nicht leisten. :-)
TW: Vor allem wird unsere Gesundheit (Lärmbelastung, Abgase vom Kerosin) weiter geschont. Meinetwegen braucht dieser Pannenflughafen nie eröffnet zu werden.
TW: Das ist doch schon kriminell was dort abgeht und wie unsere Steuern in Milliardenhöhe verschleudert werden! Wann werden die Verantwortlichen endlich mal zur Verantwortung gezogen? Stattdessen geben sich die „Manager“, zuständigen Politiker und andere unfähigen Nieten gegenseitig die Klinke in die Hand und bekommen noch Abfindungen in Millionenhöhe oder stoßen sich auf andere Art gesund!! Aber so war es ja schon immer: Die Kleinen hängt man und die Großen läßt man laufen!
CJ: Schade um das viele Geld, könnte man woanders viel besser gebrauchen.Denkt doch mal an unsere Rentner oder unsere Kinder, es gibt viel zuviel Armut unter den Deutschen, muss das sein? Politiker sind gefragt,aber ohne Scheuklappen bitte.

KOMMENTAR VON SIMONE JACOBIUS

Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man jubilieren – zumindest als Müggelheimer. Die Eröffnung des BER steht schon wieder auf mehr als wackligen Füßen. Immer wieder dieselben Mängel sind es, die eine Verschiebung der Inbetriebnahme erforderlich machen. Noch hat der Flughafenchef es zwar nicht offiziell verkündet, aber anhand der Berichte würde eine Eröffnung 2020 doch an ein Wunder grenzen. Woran liegt es? Hat die Ingenieurskunst, für die Deutschland so berühmt war, so stark nachgelassen? Oder liegt es wirklich an den immer wieder neu aufgetauchten Ideen und den dadurch erheblichen Planänderungen? Darüber kann ich mir kein Urteil erlauben. Fakt ist nur, dass Berlin inzwischen zum weltweiten Gespött geworden ist – als die Stadt, die keinen Flughafen kann, sind wir inzwischen zu zweifelhafter Berühmtheit gelangt.
Wir Müggelheimer können uns freuen, haben wir es doch noch länger ein bisschen ruhiger über unseren Köpfen. Aber ich bin empört über das viele Geld, das dort Tag für Tag versenkt wird in einem Milliardengrab. Was könnte man damit nicht alles zum Wohle der Bevölkerung tun...
Was wäre die Lösung des Dilemmas? Aus meiner Sicht nach wie vor ein Neubau an einem anderen Standort, ohne die Fehler vom jetzigen BER zu wiederholen. Dafür eine Nachnutzung, vielleicht als Messestandort oder ähnliches für die jetzige Baustelle. Aber man muss es mal anpacken und einen Schlussstrich unter das Drama ziehen – fast sechs Jahre nach der geplanten Eröffnung!