Geschichten aus dem Müggelwald

Spikie, der Gulaschräuber – eine wahre Geschichte

von Ingrid Zweiniger

„Wo ist mein Gulasch, wo ist mein Gulasch? Gulasch, wo hast du dich versteckt?“ Trabbi rannte singend durch den Müggelwald. Als er zu Hause im Garten angekommen war, wartete Fritzi schon auf ihren Trabbi. Sie hatte seinen Gesang schon von weitem gehört und war nun neugierig. „Trabbi, Trabbi, hör mal auf zu trällern. Ich kann nicht richtig verstehen, was du da singst. Los, komm her. Wenn ich das verstehe, können wir das Lied vielleicht gemeinsam singen. Ich liebe Musik und Gesang.“
Trabbi hielt inne. Wenn sein Kätzchen neugierig war, dann musste er ihm helfen. „Also ich singe dir jetzt nochmal ganz langsam das Lied vor: Wo ist mein Gulasch, wo ist mein Gulasch? Gulasch, wo hast du dich versteckt?“
„Na super Trabbi, ich verstehe gar nichts. Jetzt hast du eine Menge zu tun, ich weiß ja nicht mal, was Gulasch ist.“
„Also wir brauchen jetzt viel Zeit, denn das ist eine lange Geschichte und aus dieser Geschichte habe ich dieses Lied gemacht. Los geht’s. Erstmal Gulasch: Gulasch ist ein Fleischgericht, das heißt, ein ungarisches, sehr leckeres Essen. Man braucht viele Zutaten und natürlich sehr viele kleine Fleischstückchen. Das alles wird gebraten und gekocht in einem großen Topf – und fertig ist das Gulasch. Alles verstanden, Fritzi?“
„Ja Trabbi, ich weiß jetzt, was Gulasch ist, aber ich will noch mehr wissen.“
„So und nun kommt die spannende Geschichte. Eines Tages, als ich meine Hunderunde durch den Müggelwald drehte, traf ich einen Hund. Er war nett, wir haben uns gleich verstanden. Sein Name ist Spikie und er wohnt am Rande des Müggelwaldes in der Stadt. Sein Frauchen war gerade auf einer großen Hunderunde mit ihm unterwegs. Wir hatten also Zeit und konnten ein bisschen quatschen. Und nun rate mal Fritzi, was er mir für eine spannende Geschichte erzählt hat.“
„Na ich bin doch nicht bekloppt, es war bestimmt die Geschichte vom Gulasch. Stimmt’s?“
„Fritzi, hätte ich dir nicht zugetraut, dass du so ein kluges Kätzchen bist. War ein Scherz. Du hast Recht, es ist die Gulaschgeschichte.“
„Trabbi, fang endlich an, ich bin neugierig.“
„Na dann, auf geht’s. Eines Tages war das Frauchen von Spikie dabei Gulasch zu kochen. Es sollte ein Festmahl für ihre Kinder werden, die sie zum Mittagessen eingeladen hatte. Aber das Kochen von Gulasch macht viel Arbeit. Also hat Frauchen alle Zutaten die sie brauchte auf einen großen Tisch gelegt – Paprikaschoten, Zwiebeln, Gewürze und das wichtigste, der große Berg Gulaschfleisch. Das Fleisch ist in kleine Stücke geschnitten und diese lagen mitten auf dem Tisch und warteten darauf, endlich in den Brattopf zu kommen. Frauchen schnippelte und schnippelte an den Zutaten herum und plötzlich klingelte ihr Telefon. Sie ging auf den Balkon und telefonierte. Das war der Moment, den Spikie herbeigesehnt hatte. Er hatte nämlich die ganze Zeit sein Frauchen bei der Gulascharbeit zugeschaut und dabei immer diesen wunderbaren Geruch vom Fleisch in der Nase. Und dann passierte es. Spikie sprang auf den Tisch und fraß das Gulaschfleisch auf. Sein Bauch war übervoll, aber egal, es war super. Nur für Frauchen nicht, denn als sie zurückkam, war der Traum vom Gulaschessen vorbei. Spikie bekam für seine böse Tat einen Klaps auf den Hintern und das war es. Und weißt du was, Fritzi? Ich bin so neidisch auf diesen Hund. Ich möchte auch einmal so etwas erleben und deshalb bin ich jetzt mit meinem Gulaschlied auf der Suche nach dem großen Berg Gulaschfleisch.“
„Ich könnte mich totlachen, Trabbi, eine lustige Geschichte. Aber träume du mal weiter deinen Gulaschtraum!“