Verkehrschaos sorgt für Unmut

Fahrzeiten zur Arbeit können sich rasch verdoppeln

von Simone Jacobius

Je nachdem, zu welcher Uhrzeit man morgens aus Müggelheim herausfährt, kann sich die Fahrzeit zur Arbeit rasch verdoppeln. Die Gleisarbeiten auf der Müggelheimer Straße sorgen für ein Verkehrschaos ohne Gleichen. Bis zur Erwin-Bock-Straße steht der Verkehr häufig – zumindest in der Stoßzeit bis 9 Uhr. Dann fängt die Lage an, sich langsam zu entspannen.
„Ich fahre jetzt schon um 6.30 Uhr los“, stöhnt Regina Sura, die jeden Morgen nach Tempelhof-Schöneberg muss. Und obwohl sie eine halbe Stunde früher losfährt, ist sie erst eine halbe Stunde später an ihrem Arbeitsplatz als normal. „Mich ärgert, dass diese Arbeiten immer alle so planlos sind. Wir hatten doch gerade erst die Bauarbeiten an diesem Kreuzungsbereich. Warum hätte man das nicht verbinden können?”, sagt Regina Sura. Nachbarn von ihr führen bereits um 5.30 Uhr los, „da fließt der Verkehr noch.” Andere nehmen die deutlich weitere Strecke über Schmöckwitz in Kauf und sind trotzdem schneller, als wenn sie im Stau stünden.
Auch die Seitenstraßen sind verstopft. „Als Ortskenner fahren wir auch häufig Schleichwege. Doch auch dort haben wir oft Probleme. Unter einer Viertelstunde Passierdauer geht eigentlich gar nichts“, sagt Simone Poch.
Das Problem: Für die Arbeiten benötigt die BVG Platz – und der dehnt sich auch auf die Fahrspuren aus. In jede Richtung bleibt nur eine Spur übrig – zu wenig in der Hauptverkehrszeit. Als weiteres Problem kommt noch das deutlich höhere Busaufkommen hinzu. Denn weil keine Straßenbahn fahren kann, gibt es Schie- nenersatzverkehr. Die Busse müssen sich ebenfalls durch die Staus quälen, haben jedoch eigentlich Vorfahrt. Hinzu kommen noch der Lieferverkehr für Aldi und Allende-Center und natürlich der Bauverkehr. „Die Busse fahren jetzt auch durch ruhige Seitenstraßen wie die Grüne Trift, weil die Wendenschloßstraße gesperrt ist. Das sorgt in den engen Straßen noch einmal für einen zusätzlichen Chaos-Kick“, sagt die Müggelheimerin. Bis zum 22. Mai wird noch gebaut, montags bis freitags von 7 bis 18 Uhr und sonnabends von 7 bis 14 Uhr. Mehr würde, nach Aussage der BVG, in Wohngebieten nicht gestattet.
Insgesamt werden 1340 Meter Gleise ausgetauscht. BVG-Sprecher Markus Falkner erklärt, warum die Arbeiten nötig sind: „Die Gleise in der Müggelheimer Straße gehören mit zu den am stärksten genutzten in ganz Berlin. Deswegen verschleißen sie auch schneller und müssen ausgetauscht werden.“ Zuletzt sei das 1991 der Fall gewesen.
Doch auch wenn die Gleisarbeiten beendet sind, stehen Müggelheimer Pendlern harte Zeiten bevor. Denn die verkehrliche Infrastruktur hält nicht Schritt mit dem enormen Bevölkerungszuwachs und den vielen Neubauten im Bezirk. Auch viele Brücken sind bereits marode. Für die Sanierung der Allende-Brücke wurde jetzt ein Anfang gemacht: 78 Bäume wurden gefällt, auch Leitungen bereits verlegt – die Sanierungsarbeiten beginnen aber erst im Herbst. Voraussichtlich 2019 ist dann die Fahlenberg Brücke dran, die Verbindung nach Gosen. Wann die schon als marode geltende Lange Brücke saniert wird, steht noch in den Sternen. Sie ist noch nicht einmal in den Finanzplanungen enthalten. Spätestens dann ist der nächste Dauerstau für Müggelheimer Pendler Richtung Innenstadt vorprogrammiert.