Die Natur des Jahres 2018

von Simone Jacobius

Der Naturschutzbund Deutschland und andere Naturschutz- und Umweltorganisationen stellen jedes Jahr eine Spezie vor, die zur Spezie des Jahres gekürt wird – weil sie vom Aussterben bedroht, besonders schutzbedürftig oder in Vergessenheit geraten ist. Einige sind bereits ernannt worden, die wir hier kurz vorstellen.

Der Star: „Vogel des Jahres 2018“

Der Star ist kein gewöhnlicher Allerweltsvogel, denn er hat herausragende Talente: Der Star kann andere Vögel und Umgebungsgeräusche perfekt nachahmen und in seinen Gesang einbauen. Zu hören sind dann sogar Handyklingeltöne, Hundebellen oder Alarmanlagen. Zum Star unter den Vögeln wird er auch durch seine atemberaubenden Schwarmformationen, bei denen hunderttausende Individuen perfekt aufeinander abgestimmt durch die Lüfte gleiten. Der Star ist den Menschen vertraut und weit verbreitet. Doch seine Präsenz in unserem Alltag täuscht, denn der Starenbestand nimmt ab. Es fehlt an Lebensräumen mit Brutmöglichkeiten und Nahrung – insbesondere verursacht durch die industrielle Landwirtschaft.

Ingwer: „Heilpflanze des Jahres 2018”

Der unterirdische Hauptspross des Ingwers, das Ingwer-Rhizom (auch Ingwerwurzelstock genannt), wird als Küchengewürz oder Arzneidroge verwendet. Als grünen Ingwer bezeichnet man die jung geernteten, milder schmeckenden Rhizome. Die Rhizome werden − vor allem in Süd- und Ostasien, und dort schon seit langer Zeit − als Gewürz und Heilmittel (z. B. bei Husten oder Übelkeit) verwendet. Ingwer hat eine antibakterielle sowie virustatische Wirkung, fördert die Durchblutung, steigert die Gallensaft-Produktion. In Japan werden die besonders dicken Ingwerwurzeln von Rhizotomen geerntet, weil sie als Aphrodisiakum sehr begehrt sind. Je nach Produktionsmethode, Erntezeitpunkt und Zubereitungsart wird Ingwer auch als mildes oder scharfes Gewürz in der Küche genutzt.

Esskastanie: „Baum des Jahres 2018”

Lange als „Brot der Armen“ geschmäht, erlebt die Ess- oder Edelkastanie in den letzten Jahren eine Art Wiedergeburt. In Deutschland wächst die Esskastanie vor allem in den Weinanbaugebieten entlang des Rheins. Sie gilt als eher mediterrane Baumart und liebt die Wärme. Aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit und Wärmeresistenz schafft sie es auch dem Klimawandel standzuhalten. Die Esskastanie gehört übrigens zu einer anderen Familie als die Rosskastanie. Während letztere zu den Seifenbaumgewächsen gehört, ist die Esskastanie mit Eicheln und Buchen verwandt.

Steckrübe: Gemüse des Jahres 2018

Die Steckrübe, Kohlrübe, Wrucke oder auch Wruke ist ein traditionelles Gemüse insbesondere des nördlichen Europas, wo sie auch in kühlem Klima gut gedeiht und mit ihrem mitunter zarten, süßlichen Aroma und guter Lagerfähigkeit vielfältig verwendbar ist. Nicht von ungefähr wird sie auch als Ananas des Nordens bezeichnet. Zugleich hat sie aber aufgrund der Geschichte bis heute einen schlechten Ruf. Als „Steckrübenwinter“ ist insbesondere der Jahreswechsel 1916/17 während des ersten Weltkriegs in die Geschichte eingegangen. Nach einer massiven Missernte von Kartoffeln wurden die eigentlich als Viehfutter angebauten Kohlrüben an die hungernde Bevölkerung verteilt. Auch im Hungerwinter 1946/47 wurde wieder auf Steckrübenrationen zurückgegriffen. Erst seit wenigen Jahren gewinnt die Steckrübe wieder an kulinarischer Bedeutung. Sie ist ein modernes, klimaschonendes Nahrungsmittel.

Großer Fuchs: Schmetterling des Jahres 2018

Mit der Auszeichnung soll auf die schlechte Überlebensprognose der Schmetterlingsart aufmerksam machen. In Deutschland steht der „Große Fuchs“ auf der Vorwarnliste der bedrohten Tiere; in Nordrhein-Westfalen ist er vom Aussterben bedroht. Der Große Fuchs lebt in trockenwarmen halboffenen Landschaften, an sonnigen Waldrändern aber auch in naturnahen Gärten und auf Streuobstwiesen in weiten Teilen Europas und Asiens.