Einbrüche in Serie und Kommissar Zufall

Es ist zurzeit viel los in Müggelheim

von Simone Jacobius

Michaela Genzler von der Müggel-Apotheke hat noch immer mit einer nur notdürftig reparierten Eingangstür zu tun
Steffen Hähnel, der Inhaber vom Fahrrad-Werk will jetzt in mehr Sicherheit investieren und schafft sich eine Alarmanlage an. Fotos: Jacobius

Für die Müggelheimer Gewerbetreibenden war es ein heißes Frühjahr. Eine ganze Reihe von Einbrüchen hat für Beunruhigung gesorgt. Im Müggelhof waren gleich drei Geschäfte betroffen, allerdings zu unterschiedlichen Zeiten.
Den Anfang machte die Müggel-Apotheke. In der Nacht vom 29. März versuchten Einbrecher mit einem Stemmeisen durch die Eingangstür zu kommen. Als das nicht klappte, die Tür ging nicht weit genug auf, versuchten sie es am Lieferanteneingang. Doch auch dort Fehlanzeige. Erst durch das Laborfenster konnten sie ins Haus gelangen. „Wir sind eigentlich gut gesichert, deswegen hatten sie es so schwer“, erzählt Chefin Michaela Genzler. Bei den vergeblichen Bemühungen wurde auch ein stiller Alarm ausgelöst. Die Sicherheitsfirma informierte dann sofort ein Einsatzkommando der Polizei. „Uns informierten sie auch, so dass wir gleich zur Apotheke gefahren sind. Es ist schon gespenstisch, wenn da mitten in der Nacht ein Dutzend Polizisten in schwarzer Kampfmontur um den Laden steht.“ Doch die Diebe waren schon weg. Sie hatten das Geld mitgenommen, inklusive des ganzen Kleingeldes. Die Apothekerin hatte Glück im Unglück, weil die Diebe nur das Geld genommen haben und sonst nicht weiter randaliert haben. Nur die Tür vom Labor zum Verkaufsraum wurde ebenfalls aufgebrochen. „Kurios ist, dass wir genau an diesem Abend auch sehr lange im Geschäft waren, weil wir bis 22.30 Uhr noch eine Fortbildung hatten.”
Sechs Wochen später traf es dann den Fahrradladen und den Optiker. Im Fahrrad-Werk wurde das Türschloss aufgebohrt. „Ich komme hier morgens her und die Eingangstür steht sperrangelweit offen. Das lässt das Herz plötzlich ganz schön rasen“, erzählt Steffen Hähnel, der den Laden erst am 1. Mai übernommen hat. Schließlich hat er einen Warenwert von mehreren zehntausend Euro in seinem Laden stehen. „Aber die Diebe haben nur Bargeld genommen. Eigentlich nehme ich das abends immer mit, ausgerechnet an diesem Abend habe ich es nur ordentlich verschlossen. Die Einbrecher haben sämtliche Schränke aufgebrochen und es so gefunden“, erzählt Hähnel. Und zwei hochwertige Schlösser, was die Polizei zu der Annahme verleitet, dass die Diebe Radfahrer sind. Neben dem Fahrradladen wurde auch beim benachbarten Optiker eingebrochen. Bargeld, Werkzeug und Brillengestelle ließen die Einbrecher dort mitgehen. „Auch im Fitnessstudio sollen sie wohl in derselben Nacht gewesen sein“, meint Hähnel. Anschließend sollen die Diebe nach Gosen geflüchtet sein und dort einen Transporter geklaut haben. Der konnte dann später an der polnisch-russischen Grenze geortet werden.
„Das Problem am Müggelhof ist, beziehungsweise war, dass zu der Zeit wegen Bauarbeiten ein großer Container vor der Tür stand. Das war natürlich ein idealer Sichtschutz für die Einbrecher“, sagt der Fahrradmechaniker. Der Container ist zwar inzwischen weg, aber Hähnel will trotzdem in eine Alarmanlage und andere Sicherheitsvorkehrungen investieren.
Kommissar Zufall sorgte dagegen am 18. Juni für einen Erfolg der Polizei. Ein gestohlenes Auto konnte wieder beschafft werden, der Dieb jedoch flüchten. Was war geschehen? Ein auffälliges Golf-I-Cabrio wurde Mitte Juni in Treptow geklaut. Es ist so auffällig, dass die Suche über die sozialen Netzwerke gut anlief. Immer wieder tauchten Fotos von dem dreisten glatzköpfigen Dieb auf. Und dann fuhr er nach Müggelheim zum Tanken. Zwei Motorradfahrer erkannten das Auto aufgrund der Medienberichte und sprachen den Fahrer an, der daraufhin mit quietschenden Reifen flüchtete. Entweder hat er dann das Auto abgewürgt, oder aber das Benzin reichte nicht mehr. Jedenfalls blieb er wenige hunderte Meter später liegen, sprang aus dem Wagen und flüchtete. Die Polizei konnte den Wagen an seinen Besitzer zurückgeben, aber nicht ohne im Vorfeld jede Menge Spuren zu sichern. Angeblich ist der Täter polizeibekannt und hat schon Dutzende Straftaten begangen.

Aktuell: Die Polizei zu den Einbrüchen

Zu spät für die Print-Ausgabe kam die Stellungnahme der Polizei zu unserem Artikel. Thomas Neuendorfer, stellvertretender Pressesprecher der Polizei, bestätigte die Einbrüche in das Optiker-Geschäft, den Fahrradladen, die Apotheke und das Fitnessstudio.

Der Apothekeneinbruch wurde bereits an die Amtsanwaltschaft Berlin abgegeben. Die drei anderen Einbrüche werden derzeit noch beim zuständigen Einbruchskommissariat der Polizeidirektion 6 bearbeitet. Hinweise auf Täter sind zurzeit nicht vorhanden.

„Trotz der drei vorliegenden Taten kann nicht von einer Tatenserie gesprochen werden, da bis dato keine weiteren Gewerbeeinbrüche im Jahr 2017 bekannt geworden sind“, so Neuendorf. Ob es wirklich einen Kfz-Diebstahl im brandenburgischen Gosen gegeben hat und der dann auch in Zusammenhang mit den Einbrüchen steht, konnte die Berliner Polizei nicht bestätigen.

Was das in der Nacht zum 15. Juni in Alt-Treptow gestohlene Golf Cabrio anbelangt, tappt die Polizei noch in Dunkeln. Nachdem ein Zeuge in der Nähe der Müggelheimer Tankstelle das gesuchte Auto erkannt hatte und den Fahrer daraufhin  ansprach, flüchtete dieser nach kurzem Wortwechsel mit dem Fahrzeug. Er musste das Auto jedoch aber wegen eines technischen Defektes noch in Sichtweite stehen lassen und flüchtete zu Fuß. „Der mutmaßliche Dieb ist namentlich bekannt, jedoch noch nicht gefasst“, so Neuendorf. sip