Gewaltexzess und Randale am Kleinen Müggelsee

von Carina Verde

Die beschmierte Bushaltestelle und dahinter ein gestohlener Einkaufswagen als Hinterbleibsel der Nacht vom 25. auf den 26. Mai (Christi Himmelfahrt) Foto: privat


Vielfach empfohlen in der Top 10 Liste der Berliner Badeseen – beworben als Hot-Spot vor den Toren der Hauptstadt: Der Kleine Müggelsee... scheint phasenweise ein Brennpunkt und seiner zauberhaften Idylle beraubt.

Randale, ein altbekanntes Problem
Wer mit der Linie 169 die Odernheimer Straße bis zur Endhaltestelle fährt, hat es nicht mehr weit bis zum Kleinen Müggelsee, der mit seinem großen Sandstrand Pärchen, Familien und Wanderer anlockt. Leider in den Abendstunden auch zunehmend Gruppen alkoholisierter Jugendlicher aus ganz Berlin, die zerstörte Glasflaschen, Kippen, Grillkohle und Lagerfeuerstellen im Sand hinterlassen – dort auch Drogen konsumieren sollen. Die Hauptzugangswege gleichen danach oft einer Feiermeile. Lautes Geschrei und Techno um Mitternacht gehören zum geringsten Übel. Glasscherben, Cannabistüten und Müll säumen den Weg. Werbetafeln und Straßenschilder werden herausgerissen, Zäune mit Graffitti besprüht. Oft bleiben zerstörte Fahrräder und ein demoliertes Wartehäuschen an der Busendhaltestelle zurück. Zu den bekannten Ruhestörungen und Sachbeschädigungen kam es Ende April nun auch noch zu einem Gewaltexzess.

Neue Dimension der Gewalt
Es war am Freitag, den 28. April, etwa um 22 Uhr nach einem regionalen Fußballspiel als ein Mob angetrunkener Jugendlicher bereits im Odernheimer Bus randalierte, wie Fahrgäste schilderten. Später am Strand pöbelten sie, laut Augenzeugen, die Rettungsschwimmer an. Als eine etwa 15- bis 20-köpfige Horde Halbwüchsiger um Mitternacht wieder in Richtung Endhaltestelle abzog, eskalierte die Situation in einer Anliegerstraße auf brutale Weise: Erst Massenschlägerei, dann der Fokus auf ein Opfer. „Einem jungen Mann wurde brutal eine Flasche in das Gesicht geschlagen, während Umstehende den Angreifern zujubelten. Ohne Unterlass prügelte man auf ihn ein“, berichtet ein Beobachter. Niemand kam dem jungen Mann zu Hilfe. Wahrscheinlich aus Angst, selbst angegriffen zu werden. Eine Jugendliche filmte das Geschehen – vermutlich, um es in Sozialen Netzwerken zu teilen. Hatte man sich gar gezielt verabredet, um sich zu schlagen?
Wie ging es weiter? Eine Gruppenstreife und mehrere Funkwagen der Polizei kreisten die Jugendlichen ein. Ganz plötzlich Blaulicht, Einsatzkräfte in dunkler Kleidung, Helme. Aufgescheucht flüchteten die Jugendlichen in die Gärten der umliegenden Einfamilienhäuser. „Sie kamen wenig später zurück, haben lauthals von ihrer ,Heldentat’ geprahlt und immer wieder ,voll mit der Flasche ins Gesicht’ gesagt“, beschreibt eine weitere Person, die von Lärm und Blaulicht geweckt wurde. Doch die Polizei schnitt den Randalierern den Weg ab. Personalien wurden aufgenommen, mit den Eltern von Minderjährigen telefoniert und zwei geschätzt 13- bis 17-Jährige festgenommen.
Diese Schilderung ist kein Einzelfall: Was sich rings um die Busendhaltestelle seit Jahren von März bis Oktober abspielt, lässt manchmal Busfahrer geradewegs ohne Stopp weiterfahren. „Niemand zeigt hier mehr Zivilcourage, denn diejenigen, die es schon getan haben, haben selbst Schaden genommen oder wurden gar angezeigt“, schildert ein Dritter.

Wie sollte man sich verhalten?
Die Berliner Polizei rät auf Nachfrage zu den Geschehnissen in der Nacht auf den 29. April zu Meldung und Anzeige:

  • Wir werten jeden Tag die Lage im Bezirk aus: Unzulässiger Lärm und Sachbeschädigung sollten uns dringend gemeldet und zur Anzeige gebracht werden. Wir können nur etwas dagegen unternehmen, wenn wir auch davon erfahren.
  • Direkt Kontakt aufnehmen zum Kontaktbereichsbeamten und der zuständigen Dienstgruppe: Nach vorheriger Absprache machen sie eine Begehung vor Ort und können mit Bürgerinnen und Bürgern geeignete Maßnahmen besprechen.
  • Daraus resultierend könnte man zum Beispiel eine erhöhte Präsenz der Polizei am Kleinen Müggelsee und den anliegenden Straßen (an den Wochenenden und in den Ferien, insbesondere in den Nachtstunden ab 22 Uhr) bewirken.
  • Haben Sie keine Scheu, bei uns anzurufen – es ist unsere Aufgabe, gegen solche Vorfälle vorzugehen!

Wichtige Kontaktnummern
Im Notfall immer die 110 wählen.
Die zuständige Polizeiwache in der Karlstraße (24 Stunden besetzt) ist unter Tel.(030) 46 64 66 67 00 oder -01 erreichbar.
Der zuständige Kontaktbereichsbeamte und Dienstgruppe unter Tel.46 64 66 63 00 oder -10 oder -11
In der Broschüre des Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend (unter www.bmfsfj.de) steht „Frei zugängliche Orte wie Parks oder öffentliche Plätze fallen nicht unter das Jugendschutzgesetz. Kinder und Jugendliche können sich hier im Prinzip jederzeit aufhalten… Hier ist es grundsätzlich die Aufgabe der Eltern, ihre Kinder zu beaufsichtigen und dafür zu sorgen, dass sie nicht in Gefahr geraten.“ Daraus folgend muss man auch an die Eltern appellieren, ihren Pflichten als Erziehungsberechtigte nachzukommen.
Denn: Die Gewaltbereitschaft, unterstützt durch gewaltverherrlichende Videos im Netz, nimmt schon im jugendlichen Alter auf besorgniserregende Weise zu. Dafür soll unser Ort kein Schauplatz sein. Wir Müggelheimer dürfen nicht wegsehen und tolerieren keine gewaltbereiten Menschen!

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