So stimmte Müggelheim ab

Blau und Gelb sind die großen Gewinner

von Simone Jacobius

Müggelheim gesamt ist für 2013 ohne Briefwähler, 2017 inklusive. Auch die Wahllokale sind ohne Briefwähler

Linke und AfD weit vorne, SPD und CDU stark verloren, Grüne stabil, FDP wieder im Boot. So könnte man die Wahl in Treptow-Köpenick kurz zusammenfassen. Gregor Gysi hat mit 39,9 Prozent das beste Erststimmenergebnis aller Berliner Wahlkreise geholt, zum vierten Mal ist er damit direkt in den Bundestag gewählt worden – mit weitem Abstand zu seinen Herausforderern.
Herbe Verluste mussten bei den Erststimmen Niels Korte (CDU) mit 19 Prozent und Matthias Schmidt (SPD) mit nur 13,8 Prozent einstecken. Matthias Schmidt, der bereits im Bundestag saß, räumt ein, dass seine Zeit anscheinend abgelaufen sei und zieht nicht wieder ins Parlament. Die AfD mit Martin Trefzer wird in Treptow-Köpenick mit 14,9 Prozent drittstärkste Partei nach Linken und CDU. Ihre Hochburgen liegen allerdings nicht in Müggelheim: Blankenburg (37 Prozent) im Bezirk Pankow und Hellersdorf (34,2 Prozent) haben prozentual die meisten AfD-Wähler.
Bei den Zweitstimmen liegt berlinweit die CDU vorne (22,7), gefolgt von den Linken (18,8) und der SPD (17,9). Die AfD liegt hier erst an Position fünf (12,0) nach den Grünen (12,6). Die FDP bekommt 8,9 Prozent aller Berliner Stimmen. Die großen Parteien mussten demnach herbe Verluste einstecken, die CDU minus 5,8 Prozent, die SPD sogar minus 6,6 Prozent. Linke und Grüne sind fast gleich geblieben, AfD gewann 7,1 Prozent, die FDP 5,3 Prozent. Generell sind die beiden letztgenannten Parteien die großen Abräumer. Quer durch alle Parteien sind Wähler zu Blau und Gelb gewechselt.
In Müggelheim lieferten sich drei Parteien fast ein Kopf-an-Kopf-Rennen: Die CDU geht im Ort noch als stärkste Partei hervor. Aber dicht gefolgt von der AfD und den Linken. Dann folgt mit weitem Abstand die SPD, dicht gefolgt von der FDP, die in den letzten Jahren gar keine Rolle spielte. Die Grünen bilden wiederum mit Abstand das Schlusslicht in unserem Ort. Übrigens läge die AfD, wenn man die Briefwähler außen vor ließe, knapp vor der CDU.
Letztendlich kann man sagen, ist die FDP hier in Berlin mit ihrer Ein-Thema-Politik, nämlich dem Plädoyer für die Offenhaltung des Flughafens Tegel, offensichtlich richtig gefahren. Damit werden sie viele Wähler angesprochen haben.
Es hat übrigens wieder mehr Wähler an die Wahlurnen getrieben: 75,6 Prozent nahmen berlinweit an der Wahl teil, 2013 waren es nur 72,5 Prozent. In Müggelheim schritten sogar grandiose 82,8 Prozent an die Wahlurnen, bei der Bundestagswahl 2013 waren es gerademal 61,4 Prozent. Zumindest das ist ein schöner Beweis für das Demokratieverständnis.

Die Kandidaten im Einzelnen

Wahllokal 516
Gregor Gysi, Die Linke 34,8% (383), Niels Korte, CDU 22,6 % (249), Martin Trefzer, AfD 22,3 % (246) Matthias Schmidt, SPD 9,1 % (100), Ralf Henze, FDP 6,1% (67) Erik Marquardt, Bündnis 90/Die Grünen 1,9% (21)

Wahllokal 517
Gregor Gysi 30,7% (377), Niels Korte 25,3% (311), Martin Trefzer 23,1% (284) Matthias Schmidt 9,7% (119), Ralf Henze 6,8% (83)Erik Marquardt 2,2% (27)

Wahllokal 518
Gregor Gysi 33,4% (291), Niels Korte 22.2% (193), Martin Trefzer 22,0% (191), Schmidt 9,2% (80), Henze 6,6% (57), Marquardt 3,8% (33)

In Klammern stehen jeweils die abgegebenen Stimmen.

Deutliche Zustimmung für Offenhaltung Tegels

Beim Volksentscheid sprachen sich in Müggelheim 84,6 Prozent der Wähler (alle drei Wahlkreise inklusive Briefwählern) für die Offenhaltung des Flughafens Tegel aus. Damit ist unser Ortsteil Spitzenreiter von ganz Berlin.
Das deutliche Ja für den TXL resultiert vor allem aus der Ablehnung des BER. Besonders das zweierlei Maß in der Argumentation dürfte viele BER-Betroffene verärgert haben: Die armen, lärmgeplagten Tegel-Anwohner müssen geschützt werden; außerdem hätte man festgestellt, dass die Kinder Gesundheitsschäden durch den Lärm erleiden könnten. Ach ja? Nichts anderes haben die BER-Gegner in all den Jahren ihres Kampfes verkündet, teilweise bereits in den Anhörungen zum Planfeststellungsverfahren und in ihren Einwendungen. Dieses unterschiedliche Maß in der Gewichtung der Lärmschäden hat anscheinend auch viele, die bis dato nicht dem Floriansprinzip folgen wollten, zu einem Ja für die TXL-Schließung veranlasst. Von allen östlichen Bezirken Berlins hat sich Treptow-Köpenick am deutlichsten für Tegel positioniert, je weiter es in den lärmgeplagten Süden des Bezirks ging, desto stärker wurde die Ablehnung, wie am Müggelheimer Ergebnis zu sehen ist. sip