Gedanken aus Müggelheim

Von Dr. Horst König

„Haltung zeigen“ war das Thema beim Konvent unseres Kirchenkreises, bei dem ich als Lektor unserer Gemeinde anwesend war. Gast war die Präses der Synode der Ev. Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Sigrun Neuwerth, tätig als Referatsleiterin im Bundeslandwirtschaftsministerium. Als Einstieg für eine Diskussion in Gruppen führte sie aus, Haltung zeigen heißt erkennbar für etwas einstehen und aus dem Glauben heraus argumentieren. Nichts sagen sei das Schlimmste, was wir machen können. In meiner Gruppe stellte sich schließlich die Frage: Wie können Bedingungen gesetzt werden, dass Menschen ihre Haltung frei zeigen? Recht problemlos ist es, wenn die persönliche Meinung mit der allgemein propagierten übereinstimmt. Doch auch da gilt oft, dass – wie Ricarda Huch es ausdrückt – von jeder Wahrheit auch das Gegenteil wahr ist, da das Leben voll von Widersprüchen ist. Eine als alternativlos hingestellte Meinung sollte also hinterfragt werden.
Doch da beginnen dann – auch für mich – die Probleme. Und die Sorge davor führt dann leicht dazu, dass man, um Schwierigkeiten aus dem Wege zu gehen, nichts sagt oder überlegt, zu wem man etwas sagt. Was bedeutet in diesem Zusammenhang dann „Haltung zeigen“? Das ist doch nur möglich in einer Atmosphäre, in der faire und sachliche Debatten, konstruktives Streiten, das Hören aufeinander, Achtsamkeit und Aufrichtigkeit selbstverständlich sind.
Die Schriftstellerin Monika Maron, die über jeden wie immer gearteten Verdacht erhaben sein sollte, darf aussprechen, dass wir uns vieles „trotz ehrlichem Bemühen einfach nicht erklären können“: z.B. „warum uns eine genderisierte Sprachverstümmelung zugemutet wird, warum Hunderttausende Windräder gebaut werden sollen, die den Energiebedarf nicht werden sichern können, gleichzeitig aber auf Elektroautos und -roller gesetzt wird, warum Hunderttausende Einwanderer ins Land gelassen werden, von denen man weiß, dass sie nicht bleiben dürften, man sie aber auch nicht wieder außer Landes bringen kann“. Doch gesetzt den Fall, nicht Monika Maron, sondern ich spreche dies aus, was geschieht dann? Weiter weiß Monika Maron: „Schon die Frage, ob der Klimawandel wirklich nur menschengemacht ist oder wie viel Einwanderung eine Gesellschaft verträgt, ohne schwerwiegenden Schaden zu nehmen, oder ob dieses Genderkauderwelsch wirklich den Frauen nutzt, kann ausreichen, um rechter Gesinnungsart verdächtigt zu werden. … Aber Rechte fragt man nicht, … Rechten hört man nicht zu und antwortet ihnen nicht – und wer oder was rechts ist, entscheidet jeder, der sich für links hält.“
Was bedeutet nun „Haltung zeigen“, falls man sich mit den von Monika Maron ausgedrückten Meinungen auseinandersetzt? Haltung zeigen heißt – siehe oben – erkennbar für etwas einstehen, nichts sagen ist das Schlimmste, auch wenn möglicherweise zu vermuten ist, dass – wieder Monika Maron – wegen unerwünschter Meinungen die Existenz erschwert werden kann.

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