Drei Kitas reichen noch nicht aus

Immer mehr frustrierte Eltern in Müggelheim

Von Simone Jacobius

Immer wieder beschweren sich Müggelheimer Eltern, dass sie keinen Platz für ihre Kinder in den Müggelheimer Kitas bekommen. Obwohl der Ort inzwischen drei Kindertagesstätten hat, scheint der Platz immer noch nicht zu reichen. So hat uns eine verzweifelte Mutter geschrieben, dass sie für ihr mittlerweile anderthalb Jahre altes Kind immer noch keinen Platz in einer Kita gefunden habe: „Wir wohnen seit November 2018 in Müggelheim und etwa so lange stehen wir auch auf den Wartelisten in und um Müggelheim.“ In zwölf Kitas hat sie sich bisher beworben – doch nirgends wird sie angenommen.
Vor dem Hintergrund eines immer stärker werdender Bautätigkeit im Ort, haben wir das zum Anlass genommen, mal beim zuständigen Stadtrat nachzuhaken.
Fakt ist: Die drei Kitas zusammen bieten derzeit 235 Plätze an. Zum Stichtag 31.12.2018 gab es in Müggelheim 308 Kinder von null bis sechs Jahren und noch einmal 74 mehr, die zwischen sechs und sieben Jahren alt sind. Für 62 Prozent der Müggelheimer Kinder ist die Kitaplatzversorgung gesichert. Angestrebt wird allerdings eine Versorgung von 75 Prozent. Doch dafür reichen die Kapazitäten nicht. „Dem Jugendamt sind leider derzeit keine Projekte zur Schaffung neuer KITA-Plätze in Müggelheim bekannt. Im Rahmen des Bebauungsplans an der Müggellandstraße wird das Jugendamt sich dafür einsetzen, den entstehenden Bedarf über einen städtebaulichen Vertrag mit dem Investor abzusichern”, teilt Jugendstadtrat Gernot Klemm mit.
Da es keine Verpflichtung gibt, sein Kind ortsgebunden unterzubringen (der Kita-Gutschein gilt berlinweit), gibt es auch immer wieder Kinder aus anderen Ortsteilen, die in Müggelheim betreut werden. „Eltern beziehen beispielsweise auch den Arbeitsweg oder das pädagogische Konzept in ihre Wahl mit ein. Somit zeigt eine Betreuung in einer anderen Bezirksregion nicht unbedingt einen Verdrängungseffekt, sondern kann auch Ausdruck der individuellen Wahl der Eltern sein”, erläutert Klemm. In den Innenstadtlagen sei die Zahl der Kinder, die in einer anderen Bezirksregion betreut werden, deutlich höher, aber auch in Bezirksregionen wie Rahnsdorf, Schmöckwitz und eben auch Müggelheim findet sich dieses Phänomen. Aber nicht nur die Eltern haben die freie Wahl, auch die Freien Träger haben die Wahl, wen sie betreuen möchten und wen nicht. Und da hat die junge Müggelheimer Mutter ganz spezielle Erfahrungen gemacht: „Hier bei uns im Ort gibt es keine freien Plätze und die anderen Kitas im Allende, in Wendenschloss oder Köpenick sagen mir, sie wollen lieber die Kinder aus dem Umfeld aufnehmen, weil die später auch zusammen spielen und in die Schule gehen.” Und letztlich könne sie sich zwar in ganz Berlin bewerben, doch vom Gesetzgeber zugemutet wird nur eine Entfernung von maximal 30 Minuten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zwischen Wohnort und Kita. Da beibt der Radius recht klein, wenn man so weit außerhalb wohnt wie wir in Müggelheim. „Inwischen bin ich wieder schwanger, gehe also von einer Elternzeit in die nächste. Dennoch meine ich, dass auch kleine Kinder soziale Kontakte brauchen. Deswegen macht mich das so traurig, dass ich meinem kleinen Sohn das nicht bieten kann“, erzählt die junge Mutter.
Zum Stichtag 31.12.2018 wurden insgesamt 268 Kinder aus Müggelheim in einer Kita betreut, davon 185 direkt in Müggelheim. Die anderen Kinder wurden v.a. in Köpenick-Süd und im Allende-Viertel, aber auch in weiter entfernt gelegeneren Bezirksregionen betreut. In Müggelheim wurden v.a. Kinder aus Köpenick-Süd, vereinzelt aber auch aus anderen Bezirksregionen betreut.
Das Fazit der jungen Mutter zu der Misere: „Es ist super frustrierend. Müggelheim wächst und wächst, aber das Wichtigste wird einfach vergessen – eine vernünftige Versorgung unserer Kinder.” Sie hat inzwischen Klage eingereicht, um ihren rechtmäßigen Anspruch auf einen Kitaplatz geltend zu machen. Aber auch das zieht sich anscheinend hin, hat sie doch noch nicht einmal eine Eingangsbestätigung erhalten – eingereicht wurde die Klage bereits im Januar.