Kleines Schlemmerparadies

Neuer Feinkostladen mit Café wird gut angenommen

Von Simone Jacobius

KERSTIN MELCHIOR

„Ich muss sagen, ich bin total glücklich, dass wir jetzt so ein schönes Café hier haben“, sagt eine junge Mutter, die mit ihrem Kinderwagen im Goldgrün steht. Und weil sie gehört hat, dass es dort so leckeren Käse geben soll, wird auch gleich noch ein Stückchen mitgenommen. Der Feinkostladen mit Café und Bistro hat im Februar im ehemaligen Schmuckladen im Müggelhof eröffnet. Wie es scheint, war die Zeit reif für solch ein kleines Schmuckstück, strömten doch in den ersten Wochen viele Müggelheimer dorthin, um sich ein Bild davon zu machen. Jetzt allerdings ist auch dort nur noch Außer-Haus-Verkauf erlaubt – ein schwerer Start.
Der vordere Teil vom Goldgrün wird dominiert von deckenhohen Weinregalen. Vor allem deutschen und portugiesischen Tropfen wurde dort eine Heimat geboten, ist doch Besitzer und Sommelier Marcus Reinhardt genau auf diese Weine spezialisiert. Im hinteren Teil befinden sich die Tische und die Küche. Und mitten drin ein altes, saniertes Schaukelpferd aus dem Laden des Großvaters – das auch benutzt werden darf.
Marcus Reinhardt hat bereits in vielen kleinen und großen Häusern als Restaurantfachmann und Sommelier gearbeitet und auch in Müggelheim einen Weinvertrieb aufgebaut, als er vor etwa sieben Jahren das Haus seiner Großeltern übernommen hat. Auch seine Frau Hannah Schmidt, gelernte Köchin, hatte schon immer den Wunsch, sich selbstständig zu machen. „Wir haben angefangen, unsere Ideen zu spinnen und kamen zu der Erkenntnis, dass ein Laden ohne Café nicht funktionieren würde“, erzählt Marcus Reinhardt und Hannah Schmidt ergänzt: „Im Ort fehlten einfach ein Bio-Supermarkt, aber auch ein gemütliches Café. Das brachte uns dann auf die Idee.“ Nachdem sie vor drei Jahren nach Müggelheim gezogen ist, hat sie erst in Rübezahl gearbeitet, um die Gewohnheiten und Bedürfnisse der Köpenicker kennenzulernen. Eine Erkenntnis: Es hat sich hier inzwischen eine richtige Weinkultur entwickelt. Der Anteil an Süßweinen sei zwar immer noch groß, aber verbunden mit dem Wunsch nach Qualität. Und auch der Wunsch nach Bioprodukten sei immer stärker geworden.
Als sie den leeren Laden entdeckten, hat das Paar Nägel mit Köpfen gemacht. Das Konzept ist so einfach wie gut: Angeboten wird nur das, was die beiden Gastronomen auch selbst gut finden (so gibt es Zuhause und im Laden beispielsweise nur Bio). Und verkauft wird das, was auch zum Sofortverzehr angeboten wird. „So kann man gleich alles kosten“, erklärt Marcus Reinhardt. Denn neben den diversen Weinen, von denen mindestens auch immer eine Flasche gekühlt vorrätig ist, gibt es Vesperplatten dazu, oder täglich wechselnd zwei bis drei Tagesgerichte.
Der Käse stammt von handwerklich arbeitenden Betrieben aus Deutschland und die Wurst vom Bio-Bauernhof aus dem Vogtland. Aber auch Gewürze, Pralinen von Sawade und Olivenöl aus Portugal sind im Angebot. Das Sortiment wechselt regelmäßig, soll ja nicht langweilig werden. Wer keinen Wein möchte, kann Smoothies, Traubensaftschorle oder selbstgemachte Orangenlimo trinken. Für die Süßschnäbel gibt es zum Kaffee aus der Handhebelmaschine eine kleine aber feine Auswahl selbstgebackener Kuchen und Gebäcksorten. „Ich bin zwar keine Bäckerin, aber ich arbeite mich da gerade heran“, sagt die 41-Jährige lachend. Denn zumindest Patisseurin hat sie ja gelernt. Und Brioche und Baguette zum Frühstück werden schon von ihr selbst gemacht.
„Die Mahlzeiten bereiten wir in unserer Vorbereitungsküche in Charlottenburg zu. Dort haben wir mehr Platz, da wir ja auch Catering und Privatdining anbieten. Und dort im Umfeld sitzen auch unsere Händler. Wir bringen dann alle Speisen vakuumiert nach Müggelheim“, erläutert Hannah Schmidt. Generell legt das Paar großen Wert auf gute Zutaten. So wird der Cheesecake beispielsweise mit einem speziellen Frischkäse aus dem Allgäu zubereitet – einfach genial, schwärmen sie.
Das Paar plant, wenn die Zeiten wieder normal sind, regelmäßige Verkostungen. Die kleine Grünanlage vor dem Haus soll noch zum Außenbereich richtig hergerichtet werden, Tische stehen schon dort. Fehlen noch Rankepflanzen und Sträucher, die den Rasen zum Parkplatz hin abgetrennt. Die junge Mutter kann das kaum erwarten. Ebenso die lustige Frauentruppe, „die das Goldgrün einfach mal testen wollte“ und bei Wein und Vespertellern für gut befunden hat.