Alternative Standorte werden geprüft

Konstruktives Gespräche zur Gasdruckregelanlage im Rathaus

Von Lutz Melchior, MHV-Vorsitzender

SIMONE JACOBIUS

Stein des Anstoßes: Die Gasdruckregelstation noch jungfräulich vor ihrer „Verzierung” durch Graffiti.

Am 11. August fand im Rathaus Köpenick ein Gespräch zu der auf dem denkmalgeschützten Müggelheimer Dorfanger errichteten Gasdruckregelanlage statt. Eingeladen hatte Bezirksbürgermeister Oliver Igel. Teilnehmer waren Maik Wortmeier, der Vorsitzende der Geschäftsführung des GASAG Tochterunternehmens NBB Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg als Vorhabensträger, Lutz Degner, Leiter Planung & Bau sowie Andreas Wendt, Pressesprecher der NBB. Seitens der Genehmigungsbehörde nahm Bezirksbaustadtrat Rainer Hölmer teil. Vom Vorstand des Müggelheimer Heimatvereins (MHV) waren Dagmar Klehm und der Vorsitzende Lutz Melchior dabei.
Anlass des Treffens dieser recht hochkarätig besetzten Runde waren die seit Wochen anhaltenden Proteste Müggelheimer BürgerInnen gegen die überraschende Neuerrichtung eines Funktionsgebäudes auf unserem Dorfanger. Ohne öffentliche Beteiligung geschaffene Fakten hatten Zorn und Widerstand der Müggelheimer entfacht, zerstört dieses Bauwerk das Gesicht des Angers und konterkariert aus unserer Sicht die Jahrzehnte anhaltenden Bemühungen zum Erhalt eines der letzten in Berlin in diesem Umfang erhaltenen Anger-Ensembles. Presse, Fernsehen und auch verschiedene Beiträge im Müggelheimer Boten berichteten bereits ausführlich.
Bedingt durch die Wucht der Proteste der Müggelheimer und auf Hilferuf des MHV hatte Bürgermeister Igel, der sich im Vorfeld des Gespräches bereits kritisch zum Standort und zum Bauwerk geäußert hatte, zum Treffen der Beteiligten und Betroffenen eingeladen. Schwerpunkt sollte die Diskussion darüber sein, ob und welche Möglichkeiten bestehen, einen alternativen neuen Standort für das praktisch fertiggestellte Gebäude außerhalb des Angers zu finden.
Zu Beginn des Gesprächs übergab der MHV den Anwesenden Listen, in denen 852 BürgerInnen ihrem Protest gegen das Bauwerk durch Unterschrift Ausdruck verliehen haben. Bürgermeister Igel eröffnete die Diskussion in Richtung NBB als Bauherr dahingehend, dass derlei Bauwerke im verdichteten Innenstadtbereich wohl problemlose Akzeptanz finden können, nicht so jedoch im dörflich geprägten Müggelheim: „Nicht alles was genehmigungsfähig sei, ist auch opportun.“ Die Leitung der NBB erläuterte ausführlich die Notwendigkeit, das existierende, in der Mitte des Angers befindliche Bauwerk zu ersetzen. Die Maßnahme sei unabhängig vom Zuwachs an Haushalten und dem daraus resultierenden Mehrbedarf an Gasversorgung. Tatsache ist, dass das neue Bauwerk zunächst fertiggestellt und in Betrieb genommen werden muss. Geschäftsführer Wortmeier erläuterte auch den komplexen technischen Charakter einer Druckregelanlage, die aus einer Mehrzahl von Zu- und Ableitungen besteht und nicht an beliebiger Stelle gebaut werden könne und verwies auf die erheblichen Kosten. Trotzdem sei die NBB bereit, neue Standorte zu untersuchen.
Die Vertreter des MHV legten den Schwerpunkt ihrer Darlegungen auf die fehlende öffentliche Beteiligung und die aus ihrer Sicht nicht stattgefundene Suche nach alternativen Standorten im Vorfeld der Genehmigung. Hier wurde die technisch einfachste und kostengünstigste Lösung gewählt. Nur durch das Engagement der BürgerInnen sei dieses Gespräch zu anderen Standorten überhaupt zustande gekommen. Baustadtrat Hölmer verwies auf den rechtskonformen Genehmigungsprozess, räumte jedoch ein, den sensiblen Charakter der Thematik unterschätzt zu haben. Er gab zu erkennen, dass seine Behörde die am Ortsausgang befindliche Buswendeschleife als neuen möglichen Standort in die Diskussion bringe und es auch bereits Vorgespräche mit der NBB gegeben habe.
Damit war die Diskussion zu alternativen Standorten eröffnet. Der MHV schlug als zu untersuchenden Ort auch die Fläche Müggelheimer Damm Ecke Müggellandstrasse vor. Bürgermeister Igel wiederum stellte die Frage, warum nicht der alte Standort in der Angermitte wieder genutzt werden könne, natürlich mit einem vom Äußeren her besser dem umgebenen baulichen Charakter angepassten Erscheinungsbild.
Am Ende verständigten die Parteien sich darauf, dass in Zusammenarbeit von NBB und Bauamt die drei Standorte Buswendeschleife, Müggelheimer Damm Ecke Müggellandstraße und der ehemalige Standort auf der Angermitte unter den Aspekten technische Machbarkeit, Kosten und Zeit untersucht werden.
Zusammengefasst würde ich sagen das Gespräch war erfolgreich. Aus unserer Sicht war bei den Beteiligten der ernsthafte Wille zur Lösung des Problems erkennbar. Wir erwarten, dass die Öffentlichkeit in den nun wieder anlaufenden Planungsprozess eingebunden wird und wollen durch kritisches Hinterfragen für Transparenz sorgen. Unser vorrangiges Ziel ist nach wie vor der Rückbau, respektive die Umsetzung des nicht akzeptablen Gebäudes weg von der Angerspitze. Allerdings müssen wir uns darauf einstellen, dass selbst bei positiver Entwicklung des Geschehens der Prozess bis zu zwei Jahre dauern kann.
Vielen Dank an alle, die uns in vielfältiger Form unterstützt haben. Ihre Unterstützung werden wir weiterhin benötigen. Wir werden über den Fortgang informieren.