Gastronomen stellen sich auf Krise ein

Zum Überleben brauchen sie aber die Hilfe der Müggelheimer

Von Simone Jacobius

Es gibt zwei eindeutige Verlierer in der momentanen Corona-Krise – zumindest unter wirtschaftlichem Aspekt. Das sind die Kultur und die Gastronomie. Auch in Müggelheim sind davon etliche betroffen. So wird voraussichtlich auch das Angerfest Anfang Juni abgesagt. Unsere Gastronomen haben sich dagegen Notlösungen einfallen lassen. Zwar sind sie nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, aber immerhin etwas.
So kann man in Nokis Restaurant zweimal am Tag für jeweils zwei Stunden seine Bestellungen abgeben für „to go” oder auch als Lieferservice, jeweils mittags und abends. Es wird zwar von etlichen Müggelheimern angenommen, aber die Umsätze reichen natürlich dennoch nicht.

Auch die Down-Town-Garage bietet einen Lieferservice an. Gerade erst im vergangenen Jahr eingeführt, ist das nun ihr Rettungsanker. „Das ist ein großer Vorteil, da sich andere Gastronomen, die all das nicht haben, erst komplett umstellen müssen. Das ist sehr zeitaufwändig und kostspielig“, meint Geschäftsführer Paul Albrecht. Das gesamte Sortiment aus der Karte kann bestellt werden, „bei Hotdogs und Pommes weisen wir aber daraufhin, dass sie pappig werden können“, erläutert er. Engpässe gibt es inzwischen allerdings bei den Lieferanten: Sowohl Verpackungsmaterial als auch Molkereiprodukte werden knapp, so dass die Mitarbeiter täglich flexibel sein müssen. Und noch eine Herausforderung gilt es zu bewältigen: den Personalbedarf. „Im Liefer- und Abholgeschäft ist es bislang schwierig genauer zu planen. Generell merken wir aber, dass die Müggelheimer momentan sehr viel Verständnis zeigen, falls es doch mal etwas länger dauert“, so Albrecht.
Normalerweise bildet das Restaurant von März bis September die Rücklagen für den mageren Winter. Momentan ist das jedoch nicht möglich, da die Terrasse und Events wegfallen, von daher liegt die Hoffnung nun, wie auch bei allen anderen Gastronomen, auf dem Liefergeschäft. Übrigens hat das Unternehmen noch keine Kurzarbeit anmelden müssen. „Ich habe zu Beginn der Krise mit allen Angestellten ausführlich über die Perspektiven gesprochen und wir sind zum Entschluss gekommen, dass die Priorität bei den Vollzeitkräften liegt, die ihren Lebensunterhalt verdienen müssen. Alle haben versichert, flexibel in den unterschiedlichen Bereichen arbeiten zu wollen, unabhängig davon welche Position sie zuvor hatten. Zudem ist das Trinkgeld in der Gastronomie ein wichtiger Bestandteil für jeden Angestellten und wenn jemand in Kurzarbeit wäre, würde das zusätzlich zu Gehaltseinbußen auch noch komplett wegfallen. Wir haben deshalb nur, bis auf Weiteres, einvernehmlich die Arbeitsverhältnisse einiger Aushilfen und Teilzeitkräfte pausiert. Wir hoffen, dass wir es auch so weiterhin schaffen.“

Safko Café & Bistro No. 1 und das Bistro Müggelheim verkauften ihre Döner & Co. auch außerhalb der Krise bereits außer Haus und hatten daher keine Probleme damit, sich auf die neue Situation einzustellen.

Neu-Helgoland hat ein bisschen gebraucht, um sich gezwungenermaßen umzuorientieren. Aber seit Saisonstart des Fährbetriebes Anfang April haben sie bereits einen Imbissstand draußen aufgebaut. Klebestreifen auf dem Parkplatz zeigen sowohl die Richtung als auch die Abstandsregelung an, gearbeitet wird mit Handschuhen und Mund-Nase-Schutz, zubereitet in der Küche. Es gibt Bratwürste, eine Tagessuppe, Getränke und Eis. Drei bis vier wechselnde Tagesgerichte zum Mitnehmen, aus der Neu-Helgoländer Speisekarte, werden ganz neu angeboten. Neulich gab es beispielsweise Hirschgulasch, Königsberger Klopse oder Rinderroulade mit Rotkohl und Kartoffeln. Not macht erfinderisch. Täglich von 11 bis 18 Uhr sind Dagmar Tabbert und ein Teil ihres Teams für die Gäste da. Bestellungen können Sie an diesen Tagen auch über die neue Corona-Hotline von Neu-Helgoland per Whats App unter 0151-14162983 aufgeben – oder Sie gehen einfach persönlich vorbei und bestellen vor Ort.

Auch der Italiener Trattoria di Mare am Kleinen Müggelsee bietet einen Lieferservice für alle Gerichte seiner Karte an. Auf der extra neu geschaffenen Facebookseite heißt es: „Auch wir müssen leider unser Restaurant aufgrund der Corona-Krise schließen. Aber wir sind trotzdem weiterhin für euch da, und das täglich von 12 bis 20 Uhr. Ihr könnt eure Lieblingspasta, Pizza und alle weiteren Spezialitäten unseres Hauses ganz einfach telefonisch bestellen: unter 68 40 66 09.“ Die Kunden können das Essen selbst abholen oder sich ab einem Bestellwert von 25 Euro auch kostenlos nach Hause liefern lassen. Als Bonbon gibt es bei einem Bestellwert ab 60 Euro noch eine Flasche Wein gratis dazu.

Das gerade erst im Februar eröffnete Feinkostgeschäft Goldgrün in der Müggelhof-Ladenzeile am Dorfanger musste umdisponieren. Statt Gäste zu bewirten gibt es jetzt Essen-to-go und Lieferservice. Der Ladenverkauf geht weiter, der Cafébereich öffnet nach den Einschränkungen wieder.„Den wechselnden Mittagstisch und auch Kuchen bieten wir zur Abholung im Laden an. Unser tägliches Angebot findet man bei Facebook, auf der Tafel am Laden – oder einfach anrufen und fragen”, sagt Sommelier und Besitzer Marcus Reinhardt. Und falls jemand nicht vorbeikommen kann, dem wird innerhalb Müggelheims auch gerne alles nach Hause gebracht. Das gilt für das gesamte Sortiment aus Mittagstisch, Kuchen, Käse, Wurst etc. Allerdings haben sie ihre Öffnungszeiten der Krise angepasst: montags bis sonnabends von 12 bis 18 Uhr und sonntags nach Absprache.

Auf ein schnelleres Ende der Krise hoffte das Gasthaus Müggelheim. Deshalb hatten sie bisher noch keine Notfallpläne entworfen. Erst jetzt am 1. Mai hat Besitzer Maxim Ivanov mit To-Go-Essen begonnen. Als Test, „wenn es angenommen wird, wollen wir es dann immer an den Wochenenden anbieten und bei schönem Wetter auch unter der Woche.“ Infos soll es dann auf der Homepage des Restaurants unter www.gasthaus-mueggelheim.de geben.
Zum Ende bleibt nur zu sagen: „Bleibt gesund/rimane in salute und kommt gut durch die nächsten Wochen“, wie es so schön bei der Trattoria di Mare heißt.
Alle Angaben ohne Gewähr.