Der Müll – ein Albtraum

Eine kleine Zigarettenkippe kann zur Bedrohung werden

Von Dr. Rolf Förster

Eigentlich sind alle Dinge Müll, der bloß noch nicht so heißt. Nicht jeder Müll ist nicht nur hässlich und stinkt, auch Autos, Flugzeuge, Waschmaschinen und Kühlschränke sind eines Tages Müll und bedrohen letzten Endes das Leben auf der Erde. Berlin ist, wie so viele Orte auf unserer Erde, keine saubere Stadt und wie es aussieht, schafft eher der Müll uns ab als wir ihn.
Nehmen wir allein die Zigarettenkippen, die millionenfach täglich weggeworfen werden. Was soll die Straße, was soll erst die Natur mit denen anfangen? In den Stummeln befinden sich Arsen, Blei, Chrom, Kupfer, Cadmium, das Nervengift Nikotin plus – ja sie lesen richtig – etwa 5000 weitere Gifte wie das krebserzeugende Formaldehyd, Benzol und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe. Bis sich allein die Kunststoffe aus einem Zigarettenfilter zersetzt haben, vergehen mehrere Jahrzehnte. Die Gifte und die Filterpartikel wandern über das Grundwasser und Oberflächenwasser bis in den Ozean, und allein Zigaretten sind der schlimmste Quell der Verschmutzung der Weltmeere.
Laut WHO raucht die Menschheit im Jahr 5,6 Billionen Zigaretten, das sind 5.600.000.000.000. Diese ergeben jährlich bis zu 680.000 Tonnen toxischen Sondermüll. Und das ist nur ein winzig kleiner Bruchteil des globalen Gesamtmülls, aber schon genug, um sich das nicht mehr richtig vorstellen zu können.
Jeder Berliner produziert allein 225 Kilogramm Hausmüll pro Jahr – das heißt aber nur der Inhalt der schwarzen Tonnen der BSR. Der Müll wird dankbarer Weise abgeholt, dann ist er weg. Das ist eine fatale Illusion, der Müll ist natürlich nicht weg, der ist nur fort. Und er kann nicht mehr in Mülldeponien im Umland verschwinden. 30 Prozent des Hausmülls werden beispielsweise in Ruhleben verbrannt. Dabei bleiben pro Tonne Hausmüll fast 30 Kilo giftiger Feinstaub übrig, der in Bergwerkstollen in Salzgitter verbracht werden muss – pro Jahr mehr als 15.000 Tonnen, mit denen die Wissenschaft nichts Besseres anzufangen weiß, als es möglichst irgendwo zu verstecken und dann lieber nicht mehr daran zu denken.
Und sehr viel Müll wirft die Menschheit weg an Orten, wo er niemals eingesammelt wird, so z.B. zehn Milliarden Kippen. Die bleiben allein schon etwa 500 Jahre in der Umwelt. 70 Prozent der Küstenvögel haben bereits Kippen im Magen. Und ja, die Meere sind voller Plastik. Im Pazifik findet sich eine Fläche, so groß wie Texas, auf der der Plastikmüll wie Fettaugen auf der Brühe schwimmt und einen riesen Müllteppich bildet. Selbst auf dem Grund des Mariannengrabens, in der Antarktis und auf dem Mount Everest fand man den Müll.
Schrott umtanzt die Erde im Orbit wie kanzerogener Staub. Wir wissen natürlich auch nicht, wie lange die verschiedenen Kunststoffe exakt brauchen, um sich gänzlich aufzulösen. Einwegwindeln schätzt man, brauchen etwa 500 Jahre! Die ganze Ökosphäre ist voll mit den Überbleibseln unserer Waren- und Abfallwelt. Mikroplastik aus den Peeling-Tuben finden sich in den Bäuchen der Fische, Schuhsohlen- und Autoreifenabriebgummi trägt der Wind bis in die Antarktis usw. Wir haben bislang keine Sicherheit darüber, was dieses Zeug, das wir einatmen, schlucken und verteilen, mit unserer Gesundheit macht, aber wir haben allmählich eine Ahnungen davon, und diese ist ausgesprochen unangenehm.
Eine Vermutung ist bereits, dass die zunehmende Zeugungsunfähigkeit von Männern durch synthetische Chemikalien im Körper verursacht werden: durch Weich- oder Hartmacher von Plastik, wie sie sich in Waschmittelverpackungen, Trinkflaschen, Kinderspielzeug etc. befinden. Die Chemikalien aus dem Müll finden wir im Boden, in Grundwasser, in den Ozeanen und leider auch in unseren Lebensmitteln.
Wieso, fragt man sich, ist politisch so wenig Bewegung, wenn so eindeutig klar ist, dass sich dringend etwas ändern muss. Der Müll ist leider überall. Er ist in uns. Das neuerdings ausgesprochene Verwarngeld für beispielsweise eine weggeworfene Kippe beträgt zurzeit in Berlin 20 Euro und soll bis 150 Euro steigen. In Singapur sind es bereits umgerechnet 6625 Euro, in Calgary 517, in Brüssel 200 Euro. Solche Strafen werden die Probleme nicht lösen aber sie sind ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, denn allein zehn Milliarden Stummel landen pro Tag auf unserer Erde in der Umwelt. Achten wir auf Müllverzicht, haben wir den Mut, Leute zu ermahnen, die Kippen, Kaugummis oder den Kot ihrer Hunde nicht ordnungsgemäß entsorgen. Denn wenn wir alle so weiter machen, wir unseren Planeten immer weiter vollmüllen, unsere Lebensgrundlagen zerstören und den Klimawandel nicht entscheidend bekämpfen, schafft sich die Menschheit eines Tages selber ab!
(Recherchiert und aus verschiedenen Zeitschriften)