Einfach nur den Strand retten

Über die Geschichte der Badestelle Große Krampe

Von Martin Jahn

Wer früher von Müggelheim nach Gosen wollte und am Ortsausgang nicht zu schnell fuhr, der genoss den verführerischen Blick auf das Wasser der Krampe. Eine kleine Station des Wasserrettungsdienstes war noch zu erkennen und viele Badegäste gaben einen flüchtigen Eindruck von der Beliebtheit dieser Badestelle. Vielleicht sagte jemand gerade hier den Satz: „Es lächelt der See und ladet zum Bade“? Heute sieht man davon nichts mehr, denn ein großes zweigeschossiges Haus versperrt den Blick auf das Wasser. Auf dem Hinweisschild steht Wasserrettungsdienst.
Wer sich in Erinnerung alter Zeiten mit Badezeug dort hin begibt, stellt fest: doch die Badestelle gibt es noch, zwar versteckt und etwas Strand ist auch noch da. Der ist allerdings in einem üblen Zustand. Ein schlecht riechender schwarzblauer Schlamm-Streifen am Spülsaum muss erst überwunden werden, wenn man ins Wasser möchte. Und die ehemalige Liegewiese ist verkrautet und überhaupt etwas verkleinert durch das große Bauwerk und eine Betonsteganlage des Rettungsdienstes, sodas man nicht sein Badetuch ablegen möchte.
Nun erzählt uns die Geschichte dieser Badestelle nicht nur Gutes. Angeblich soll in der Krampe der Müggelheimer Schriftsteller und Naturfreund Curt Grottewitz (bekannt durch seine Bücher z.B. „Der Mensch als Beherrscher der Natur“ und viele andere) in der Krampe ertrunken sein, weil er sich in Schlingpflanzen verfing. Heute sind dort keine Schlingpflanzen und sogar das Schilf hat sich durch den Bootsverkehr zurück gebildet. Schlimm war auch, als der DDR-Landwirtschaftsminister als oberster Hüter des Waldes ein hübsches Haus im Landschaftsschutzgebiet in der Nähe des Strandes baute und dafür uniformierte Bauleute einsetzte. Und weil noch Platz war auf dem Badestrand, kippte er seine Bauabfälle gleich dort hin. Das war für ihn nicht so weit. Der Baudreck auf der Badestelle gefiel den Müggelheimer Badegästen nicht und manche meckerten mutig so laut, dass er wieder beräumt wurde und heute nicht mehr zu sehen ist.
In der Weimarer Republik und auch später wurde das Landschaftsschutzgebiet respektiert und nicht bebaut. Vielleicht hatte sich der Minister nur nicht die Landkarte kaufen können (schließlich war ja alles knapp in der DDR), um zu sehen, welchen Baugrund, der nicht bebaut werden sollte, er sich ausgesucht hatte. Der Landwirtschaftsminister wurde dann zwar aus Gründen, die niemand kannte, abgelöst, aber sein Haus ist so fest gebaut, dass es heute noch steht.
Als ich kürzlich die beliebte Badestelle besuchte, war ich allein. Nein, nicht ganz allein, denn ein Rettungsschwimmer war auch da. Der hat gelesen, weil es keine Badegäste gab, die er retten müsste. Wegen der verkrauteten Strandwiese fand ich keinen Platz, um meine Badesachen abzulegen und wollte auch nicht in den übelriechenden Schlamm am Spülsaum das Wasser betreten. So bin ich kopfschüttelnd und angeekelt gegangen. Vorher hatte ich von dem Rettungsschwimmer noch erfahren, dass die Station planmäßig mit acht Kräften besetzt und für die Pflege des Strandes nicht zuständig ist. Naja, es bedarf alles einer Zuständigkeit. Es gab aber Zeiten, da gab es Freiwillige und auch Müggelheimer, die im Wald und im Dorf für Ordnung gesorgt hatten, weil sie nicht nach Zuständigkeiten fragten und selbst erkannten, wie man sich nützlich machen kann.
Schön wäre es, wenn die Rettungsschwimmer über ihre Aufgabe hinaus auch den Badestrand retten würden.