Auf der Pirsch mit der Kamera

Bodo Ramm schießt auf seinen Spaziergängen eindrucksvolle Tierfotos

Von Simone Jacobius

Täglich begibt er sich auf die Pirsch. Nur dass Bodo Ramm nicht mit dem Gewehr schießt, sondern mit der Kamera. In der Märzausgabe haben wir Ihnen bereits einen ersten Einblick in seine Fotokünste gegeben, jetzt wollen wir den Hobbyfotografen einmal genauer vorstellen. Auf unsere Bitte hin hat sich der zurückhaltende Mann dann doch zu einem Telefoninterview bereit erklärt.
Der Müggelheimer ist täglich mit seinen drei Hunden am Langen See und an der Großen Krampe unterwegs und hat immer seine Kamera dabei. Er findet die Natur um Müggelheim einfach traumhaft. „Wenn man mit offenen Augen durch die Welt läuft, ist jede Menge Schönes zu entdecken“, so seine Erfahrung. Wer allerdings nur mit Ohrstöpseln (gemeint sind die Headsets) durch den Wald laufe, würde gar nichts mitbekommen.
Schon als Kind packte Bodo Ramm die Vorliebe für Greifvögel. Und bei seinen langen Spaziergängen hatte er anfangs auch nur auf die Herrscher der Lüfte geachtet. Aber weil es immer weniger wurden, hat er, mehr der Not gehorchend, auch die Faszination der anderen Tierwelt entdeckt. „Ich wollte einfach alles festhalten, was ich sehe, weil es mich tagtäglich so erfreut“, erklärt er seine Kamerapirsch. Mit der Zeit hat er immer größeren Ehrgeiz entwickelt, weil er die Tiere lebensnaher festhalten wollte. Als er in Rente ging, hat sich der jetzt 62-Jährige eine neue Kameraausrüstung zugezogen. Fünf Kilo an Equipment schleppt er jetzt bei seinen Märschen mit sich herum!
Doch wie schafft er es, Wildschweine aus nächster Nähe zu fotografieren, Rehe beim Äsen, Raubvögel beim Fassen der Beute oder Biber beim Nagen? „Man muss ein gutes Gespür haben und ein bisschen gucken, wie die Natur tickt – ähnlich wie ein Stürmer beim Fußballspielen“, erklärt er schmunzelnd. Er weiß, dass er inzwischen viele Dinge sieht, an denen andere einfach achtlos vorbeilaufen. „Mein Blick hat sich mit der Zeit geschärft.”
Manchmal passieren aber auch ihm Dinge, mit denen er nicht gerechnet hat. So entdeckte er bei einer seiner Waldrunden zwei Wildschweine, die aus nur 20 Meter Entfernung ihn und seine Hunde beäugten. Nach und nach kamen immer mehr Frischlinge und Überläufer dazu, stellten sich in eine Reihe auf und er fotografierte ohne Ende. „Ein anderes Mal traf ich eine Bache mit ihren Frischlingen, die sich einfach von meinen Hunden beschnuppern ließ – völlig entspannt. Als sie genug hatte, lief sie los und die Hunde wussten, das war‘s jetzt”, erinnert sich Ramm. Aber das habe auch nur funktioniert, weil die Bache die Hunde bereits von früheren Spaziergängen her kannte, die er im Übrigen immer nur auf den Wegen macht, um den Wildtieren Rückzugsorte zu geben.
Um eine Ente mit ihren Küken auf einem Baumstamm fotografieren zu können, ist er sogar ins Wasser gestiegen. Und die nachtaktiven Biber erwischte er mit Hilfe einer Nachtkamera, die er mit Einverständnis der Förster installiert hatte. „Da war ich abends der Letzte im Wald und morgens der Erste – war eine kurze Nacht.“ Generell findet er, dass Biber Überhand nehmen in unseren Wäldern. „Wenn man bedenkt, wie lange ein Baum wachsen muss, um solch eine Größe zu bekommen und ratzfatz nagt ihn ein Biber ab und setzt seinem Leben ein Ende.”
Kurios findet er, dass es ihm noch nie gelungen ist, Dachs und Waschbär vor die Linse zu bekommen. Dafür freut er sich, dass er jetzt wieder Fisch- und Seeadler bei uns entdeckt, auch Schwarz- und Rotmilan seien hier wieder ansässig. Bei seinen Spaziergängen guckt er deshalb auch oft in die Höhe, wenngleich er die Vögel meist zuerst hört als sieht.
Und vielleicht werden seine eindrucksvollen Fotos bald für alle sichtbar. Denn Bodo Ramm überlegt, einen Kalender mit seinen Tierfotos herauszugeben.