Gedanken aus Müggelheim

von Simone Jacobius

Ein junger Mann überraschte mich vor kurzem mit der Bemerkung: "Die Deutschen sind immer so negativ. Und sie haben immer etwas zu meckern, sind richtig unfreundlich." Damit sprach er mir aus dem Herzen. Nur dass er eigentlich der Generation angehört, die von allen immer als nichtsnutzig, unmotiviert und technikgeil verschrieen ist. Das gab mir dann doch zu denken.

Was die Aussage des jungen Mannes anbelangt, übrigens ein Müggelheimer, steht er damit nicht alleine da. Er gehört zu den vielen jungen Menschen, die unserem Land am liebsten den Rücken kehren möchten und dies auch demnächst tut.

Was ist bloß los in Deutschland? Selbst in der ausländischen Presse macht man sich inzwischen lustig über das Volk, das immer noch meint von einem hohen Ross herab die Geschicke Europas leiten zu können. Dabei sind wir verschuldet bis zum geht nicht mehr, steuern auf eine Inflation zu, sind in Misskredit geraten, als wir Libyen bei seinem Befreiungsschlag nicht unterstützten, und haben mal rasch 55 Milliarden Euro falsch gebucht. Kann ja mal vorkommen... Ganz zu schweigen von den vielen falschen Dottores und der Vetternwirtschaft, in die unsere ranghöchsten Politiker verstrickt sind.

Steht es uns da wirklich noch zu, anderen Ländern unsere Gedanken und unser materielles Gut überstülpen zu wollen? Sollten wir nicht viel mehr versuchen, uns selbst wieder etwas aufzupäppeln. Vielleicht würde etwas weniger Arroganz uns auch insgesamt wieder etwas freundlicher werden lassen. So dass solche Aussagen, wie Anfang Dezember in einer Kolumme der Illustrierten Stern geschrieben nicht mehr vorkommen. Dort meinten Kinder, die nach sieben Jahren mit ihren Eltern wieder nach Deutschland zurückgekommen waren, dass die Deutschen sie nicht mögen würden: Ihnen wurde das Lachen in der U-Bahn verboten, ein Radler fuhr absichtlich in sie hinein, weil sie sich kurz auf dem Radweg bewegten und mehrere solcher Beispiele, die sie noch anführten.

Tja, so sehen uns inzwischen viele Menschen. Ich glaube, wir sollten im Kleinen anfangen und uns mal wieder an die Höflichkeitsregeln unserer Kindheit erinnern, daran, was eine soziale Gemeinschaft ausmacht. Ein bisschen weniger Leistungsdruck zugunsten von mehr Lebensfreude.

Besagter junger Mann, er kommt aus der Gastronomie, erzählte von seinem Berufsalltag. Bei ihm steigen des Öfteren Gruppen aus Afrika ab. Und er war erstaunt darüber, dass diese Leute, aus Ländern, denen es gar nicht gut geht, es schaffen mit ihrer offenen, fröhlichen Art und einem breiten Grinsen im Gesicht die Belegschaft seines Hotels anzustecken. "Da vergessen wir sogar, dass wir morgens noch müde und schlecht gelaunt sind und arbeiten dafür den Rest des Tages mit einem Lächeln im Gesicht."

Vielleicht sollten wir uns das auch zu eigen machen und nicht alles mit tierischem Ernst betrachten. Ich denke mal, es geht immer noch schlechter - und von daher sind wir nie ganz unten und können dies als positiv sehen. Denn das Niveau auf dem wir jammern, was uns den Tag vermiest und uns als miesepetrige Deutsche darstellt, ist doch ein hohes.

Jammern und Klagen hilft nicht. Schlechte Laue erst Recht nicht. Versüßen wir uns doch selbst mit einem Lächeln den Tag... Und vielleicht haben dann auch wieder mehr junge Leute Lust, in Deutschland zu bleiben.