Geschichten aus dem Müggelwald

Fritzi liebt Maulwürfe

von Ingrid Zweiniger

Der Frühling war noch nicht im Müggelwald angekommen. Es gab aber trotzdem schon viele Dinge, die Fritzi in ihrem jungen Katzenleben noch nie gesehen hatte. Fritzi wird ja erst im Mai ein Jahr alt und deshalb wird sie diesen Frühling mit großen Augen beobachten müssen, damit sie alles kennenlernt, denn sie möchte einmal ein schlaues Kätzchen sein. Fritzi rannte durch den Garten und schrie nach ihrem Hund. Trabbi war nicht zu sehen. "Trabbi, Trabbi, wo bist du? Ich brauche dich, du musst mir helfen."

Trabbi hatte sich in der Tannenhecke versteckt. Als er Fritzi hörte, stopfte er sich seine Pfoten in die Ohren. Nicht alle vier Pfoten natürlich, sondern nur zwei. "Was will die denn schon wieder von mir? So ein kleines Kätzchen kann manchmal ganz schön nerven. Jetzt bleibe ich erst einmal ganz ruhig hier liegen. Mal sehen, was passiert."

Es passierte nichts, weil Fritzi ihren Trabbi nicht fand. Also rannte sie weiter durch den Garten und schrie: "Trabbi, Trabbi, wo bist du?" Auf dem Baum saßen einige Vögel. Sie beobachteten die kleine Katze. Ihnen gefiel das Rumgeschreie auch nicht. "Was sollen wir denn nur machen, damit sie endlich mal aufhört zu schreien?" "Gar nichts können wir machen", sagte die Amsel zu ihren Kumpels, den Meisen, Kleibern und Spatzen, "denn wenn wir jetzt runter fliegen zu der Katze, dann frisst sie uns auf und das wollen wir doch nicht, oder?" "Nein", riefen die Vögel, "das wollen wir nicht. Aber weißt du was, Amsel, dieses Katzengeschrei ist immer noch besser als der Lärm von den Flugviechern. Vielleicht macht die Katze ein Lärmtraining mit uns, weil wir uns an den Lärm von den Flugviechern gewöhnen sollen." Die Amsel war sprachlos. So viele schlaue Vögel im Müggelwald und als sie noch darüber nachdachte, kam Trabbi aus seinem Versteck hervor. Fritzi war glücklich. "Endlich bist du da Trabbi. Hast du kurz Zeit für mich?"

"Klar habe ich Zeit für dich. Du gehst mir ja schon eine ganze Weile mit deinem Gebrülle auf die Ohren. Also was ist los ?"

"Also pass auf Trabbi. Du weißt, ich bin noch ein kleines Kätzchen und muss noch viel lernen. Du bist ein alter Hund und weißt schon viel. Deshalb möchte ich von dir wissen, was das für kleine schwarze Erdhaufen sind, die überall auf den Wiesen herumliegen."

"Bevor ich dir das erkläre Fritzi, möchte ich erst einmal wissen, warum du ‚alter Hund' zu mir sagst? Ich bin kein alter Hund. Ich bin ein Teeniehund. Alles klar?" "Entschuldige bitte, Teeniehund Trabbi. Kommt nicht wieder vor, dass ich alter Hund zu dir sage."

"So, pass auf Fritzi, wir gehen jetzt auf die Wiese und dann erzähle ich dir alles, was du wissen willst." Die beiden Tiere machten sich auf den Weg. Als sie auf der Wiese angekommen waren, blieben sie vor den kleinen schwarzen Erdhügeln stehen. "So Fritzi, ich fange jetzt an. Höre gut zu, damit du hinterher ein schlaues Kätzchen bist. Es gibt ein Tier und das heißt Maulwurf. Es wohnt unter der Erde. Wenn der Winter zu Ende geht und der Boden wieder frostfrei und weich ist, dann fängt der Maulwurf an zu buddeln. Er hat große Grabehände und mit diesen großen Händen schaufelt er unter der Erde Gänge und Kammern, wo er mit seiner Familie leben kann. Die Erdhügel, die beim Buddeln entstehen sind die Luftlöcher und die Ein- und Ausgänge für die Wohnkammern unter der Erde. Die meiste Zeit lebt der Maulwurf unter der Erde und ich wünsche ihm, dass es ihm dort gut geht. Es gibt nämlich noch ein Problem. Die Menschen mögen die Maulwürfe nicht." "Warum denn das?", fragte Fritzi. "Na weil ein Garten mit Maulwurfshügeln nicht schön aussieht. Eine grüne Wiese ohne kleine schwarze Hügel ist schöner, sagen zumindest die Menschen. Und was sagst du Fritzi?" "Ich sage, eine grüne Wiese mit Maulwurfshügeln ist genauso schön oder noch schöner, weil es nicht so langweilig aussieht. Stimmt doch, oder? Und außerdem ist es das Zuhause von den Maulwürfen. Die brauchen ja schließlich auch eine Wohnung."