"Ruhe da oben!"

Großdemo vor der SPD-Zentrale

von Simone Jacobius

Hinter dem Müggelheim-Banner sammelten sich etwa 50 Müggelheimer. Foto: Jacobius

Erneut demonstrierten am 24. November mehrere Tausend Fluglärmgegner gegen den Flughafen BER in Schönefeld. Unter ihnen auch eine etwa 50-köpfige Delegation aus Müggelheim. Die Demonstration im Herzen Berlins war Teil einer bundesweiten Kampagne gegen Nachtflüge (22 bis 6 Uhr), unter denen auch Frankfurt, Köln-Bonn, München und Leipzig zu leiden haben. Abgesandte aus Köln-Bonn und Leizig sprachen dann auch auf der anschließenden Kundgebung vor der SPD-Zentrale an der Wilhelmstraße in Mitte. Hier tagten an diesem Tag die Großen und Mächtigen der Sozialdemokraten, allerdings hatte keiner den Mumm, sich dem enttäuschten Volk vor dem Haus zu stellen, wohlgemerkt: seinen Wählern!

In München und Frankfurt zogen zeitgleich Bürgerinitiativen gegen Nachtflüge durch die Innenstädte, beziehungsweise hingen fünf Meter lange Banner an 45 Autobahnbrücken im Umkreis auf.

Klaus Dierke vom BVBB warf der Politik vor, nur den Interessen der Privatwirtschaft zu folgen und dabei die Gesundheit der betroffenen Anwohner aus dem Blick zu verlieren. Abgesehen davon, dass Politiker wie Wowereit und Platzeck immer wieder als Betrüger angeprangert wurde, spielte die Geldverschwendung des Milliardenprojekts auch immer wieder eine Rolle. Viele der Demonstranten waren empört darüber, wie an anderen Stellen Geld eingespart wird, teilweise Projekte eingestellt werden müssen wegen fehlenden Geldes. Auch die gesundheitlichen Schäden, die durch Fluglärm v.a. in der Nacht ausgelöst werden, würden in die Millionenhöhe gehen. "Und wer zahlt dann die steigenden Krankenkassenbeiträge? Wieder wir natürlich - aber die ganze Gesellschaft, nicht nur wir Betroffenen. Deswegen sollten sich viel mehr Menschen an diesen Protesten beteiligen", sagt ein Demonstrant.

Besonders eindrucksvoll waren die Worte des mittlerweile 95-jährigen Philosophen Stephane Hessel aus Paris, einem französisch-deutschen Résistance-Käpfer, der Buchenwald entkam und in der UN-Menschenrechtskommission gearbeitet hat: "Ihr könnt beweisen, dass es etwas bringt, etwas zu verändern in dieser noch ungenügend gerechten Welt." Und weiter: "Das Schlimmste aller Haltungen ist die Indiffernez, ist zu sagen: Ich kann für nichts, ich wurschtel mich durch. Wenn ihr euch so verhaltet, verliert ihr eine der essenziellsten Eigenschaften, die den Menschen ausmachen: die Fähigkeit sich zu empören und das Engagement, das daraus folgt." (Essay "Empört Euch!")