Serie für den Natur- und Gartenfreund

Den Frühling ersehnen

von Marianne Schäfer

Jeden Morgen schaue ich erwartungsvoll aus dem Fenster. Hat es geschneit? Nein, noch kein Winter in Sicht. Der Boden ist weich und man könnte durchaus im Garten... - lieber nicht, denn die Frühlingsboten wie Schneeglöckchen und Krokus sind zwar noch nicht zu sehen, aber man würde sie beim Arbeiten im Beet beschädigen. Es könnte sein, dass der Winter sich verspätet einstellt und dafür weit in den März reicht.

Bei einem Rundgang im Garten sehe ich, dass sich Gänseblümchen in den Rasenflächen angesiedelt haben und siehe da, sie blühen jetzt. Die Rasenflächen werden von vielen Männern geliebt. Begeistert wird im Sommer mit knatternden Rasenmähern jede Woche gemäht. Das Ergebnis ist, wenn gekonnt und wohl dosiert mit Stickstoff gedüngt wurde, ein Superrasen, der verlockt darauf barfuß zu laufen. Im Sommer ist er angenehm kühl und weich. Unser Ort ist beinahe überall von Wald umgeben und wie von Geisterhand entwickelt sich der geliebte Rasen oft zu einer Mooswiese. Geht man auch hier barfuß, ist es beinahe noch weicher. Tief sinken die Füße in das grüne, weiche Moos. Der nahe Wald schickt seine Moossporen bei jedem Wind neu auf die erkämpfte, im Schatten liegende Rasenfläche, bis man den Kampf aufgibt.

Es gibt aber noch mehr Pflanzen, die einst im Wald heimisch waren und nun längst in unseren Gärten zu Hause sind. Dazu gehört auch das Lungenkraut (Pulmonaria offizinalis). Ihre gestielten, lanzetlichen Blätter sind kräftig grün und mit hübschen hellen, auch silbrigen Tupfen geschmückt. Schon ab März bezaubert uns die Pflanze mit ihren blauen und roten Blütchen. Sie vermehren sich munter und reichlich, so das man nach der Blütezeit, wieder ein paar Pflanzen abgeben kann. Im Herbst sollte etwas Laub auf den Blättern belassen werden.

Eine andere nette kleine Frühjahrsblume, einst aus dem Wald, ist das Leberblümchen (Hepatika triloba). Die himmelsblauen Blüten erscheinen im zeitigen Vorfrühling. Sie lieben ebenfalls lichten Schatten. Hat man mehrere als kleine Gruppe gepflanzt, entstehen neue kleine Sämlinge, welche dann durchaus rosa oder weiße Blüten im nächsten Jahr hervor bringen. Die lieblichen, weiß blühenden Buschwindröschen sind ebenfalls ein Waldpflänzchen. Sie sind robust und beständig, also gut geeignet für eine Pflanzung in einer Rabatte im schattigen Waldbereich.

Eine augenblicklich in allen Blumengeschäften angebotene Pflanze ist die weiße Christrose, Helleborus niger (Foto). Sie ist eine anspruchslose und doch liebenswerte Gartenpflanze. Auch sie ist geeignet, in die Vorfrühlingsrabatte hinein gepflanzt zu werden. Sie wächst hauptsächlich im Frühjahr und im Herbst. Im Sommer hält sie ihre Ruhezeit. Staunässe verträgt sie nicht, da verfaulen ihre Wurzeln. Es ist ratsam, sie im Winter vor kaltem Wind durch etwas Laub und Reisig zu schützen. Blumentopf-Pflanzen wachsen gut und problemlos an. All die kleinen, zarten Pflanzen sollten in Gruppen gepflanzt werden. Eine Frühlingsrabatte dieser Art ist eine kleine Wildstaudenrabatte.

Für einige Gartenneulinge ist es wie ein Wunder, wenn sie jetzt plötzlich einen Busch mit kleinen, gelben Trompetenblütchen in voller Blüte sehen. Das ist der Winterjasmin (Jasminum nudiflorum). Er ist geeignet dicht am Haus zu stehen und braucht ein kleines Rankgerüst, an dem seine biegsamen, grünen Zweige Halt finden. Wenn bei plötzlichem Frost die Blüten erfrieren, ist er noch immer in der Lage, genügend neue Knospen zur Blüte zu bringen. Seine Blühperiode reicht vom Dezember bis zum April. Absolut bezaubernd ist der lieblich und dabei würzig duftende Schneeball (Viburnum x bodnantense). Es ist überraschend, dass trotz kühler Temperaturen Pflanzen einen so intensiven Duft ausströmen können. In kleinen Blütenbällchen drängen sich jetzt, je nach Wetter und Sorte die Blüten von Weiß bis zu einem tiefen Rot aus dem Knospenstadium. In diesem Jahr begannen sie sich schon im November zu entwickeln. Im Januar und Februar ist die Hauptblütezeit. Kündigt sich gerade dann starker Frost an, tröstet ein kleines, frisch geschnittenes Sträuschen, denn dann wird die Blütenpracht doch braun. Der langsam wachsende, mittelgroße Strauch kann bis zu 2,50 Meter hoch werden. In meinem Garten erfreut er mich schon jetzt mit seinem Duft. Winterjasmin und Duftschneeball sind echte Lichtblicke im winterlichen Garten.