Ein Überbleibsel der Eiszeit

Wanderung zur Kleinen Pelzlaake

Am 30. Juni unternahmen etwa 20 Müggelheimer und Revierförster George Majumder – auf Einladung der Revierförsterei Fahlenberg und des Umweltkreises eine Waldwanderung zur Kleinen Pelzlaake.

Zunächst ging es von Schönhorst in den Wald, genauer gesagt in die Forsten, denn nur solche haben wir um Müggelheim. Ziel der forstlichen Bewirtschaftung ist es, den Altersklassenwald in naturnahe Wälder umzubauen. Dies bedeutet einen enormen Arbeits- und Kraftaufwand. Noch vor weniger als 30 Jahren wurden die Forsten streng aufgeräumt. War das Holz in einem Jagen "reif", wurde geerntet und wieder eine neue Kultur angebaut. Dieses sogenannte Kahlschlagverfahren kommt heute bei uns nicht mehr zur Anwendung.

Förster George Majumder erläuterte die jetzigen Leitlinien der Berliner Forstwirtschaft. Nur selektiv ausgewählte Bäume werden im Zuge der geregelten Durchforstungen (Zuwachsregulierungen) geschlagen. Ertrag ist bei der Auswahl kein alleiniges Kriterium. Genauso wichtig sind die landeskulturellen Funktionen des Waldes in einer Großstadt wie Berlin. Es wird auch beurteilt, welche nachkommenden, daneben stehenden Bäume eine Chance durch den frei werdenden "Lichtplatz" bekommen. So entfernt man sich nach und nach von der Monokultur. Das heißt, die einheimischen Laubhölzer werden, entsprechend den Standortbedingungen, im Zuge der Mischungsregulierung gefördert. Eine bewusste Selbstüberlassung der natürlichen Entwicklung der Bestände ist jedoch nicht möglich. "Denn", so klagte Herr Majumder "wir haben große Probleme mit fremdländischen Gehölzarten, sogenannten Neophyten." Der Mensch verfrachtet(e) Pflanzen von Kontinent zu Kontinent. Manchmal mit der Absicht sie zu pflanzen, weil man Gutes erwartete, was dann schwere – ungewollte – Nebenwirkungen zeitigte. Oder aber "eingeschleppte", fremdartige Pflanzen drangen bis in unsere Wälder vor. Förster Majumder möchte mit Hilfe von ABM-Kräften insbesondere die Traubenkirsche zurückdrängen. Dieses "Importgewächs" unterdrückt auf großen Flächen unsere einheimischen Baum- und Straucharten.

Wir näherten uns schließlich von Norden der Kleinen Pelzlaake. Was für ein Anblick – im gleißenden Sonnenlicht lag die nun offene Fläche dieses pfuhlartigen Kesselmoores vor uns, nachdem noch kurz vor der Wanderung ein heftiger Gewitterguss niedergegangen war. Die letzten Müggelheimer, die das so noch sahen, waren unsere Großeltern.

Der Wasserstand war hoch (viel Regen in letzter Zeit), so dass etwas der Eindruck aufkam, das könne eher ein flacher See als ein Sumpf sein. In einer gemeinsam abgestimmten Aktion zwischen der Revierförsterei Fahlenberg, der Stiftung Naturschutz und der oberen Naturschutzbehörde wird dieser Niedermoorbereich wieder renaturiert. Die natürliche Bodenvegetation ist wiedererstanden – darunter Torfmoose, Kammfarne und Wollgras. Die angrenzenden Bestände sowie der unmittelbare Moorgürtel wurden stark durchforstet, um die natürliche Verdunstungsrate zu reduzieren. Unser Förster wies uns darauf hin, dass es bereits erhebliche Ansiedelungen in der Fauna gebe, z.B. reichhaltig Insekten - wir sahen viele Libellen -, Frösche, Lurche, Eidechsen, Blindschleichen, und auch deren Jäger, Ringelnattern, sind da. Eine Vielzahl von heimischen Spechten siedelt im Umfeld, auch wegen der hier stehengebliebenen Totbäume (Biotopholz).

Der wiederhergestellte Sumpfzustand der Kleinen Pelzlaake wird Pflege erfordern. Insbesondere muss der Eintrag von erneuter Biomasse kontrolliert werden. Dank an die Initiatoren dieses Projektes und an Förster Majumder, dessen Anteil erheblich ist.

Die Kleine Pelzlaake hat ihren Ursprung in einem größeren abgebrochenen Stück einer Gletschereiszunge von vor ca. 10.000 Jahren. Wenn alles gut geht, kann es nun "den Beweis", ehemaliges Resteisloch Pelzlaake als Sumpfpfuhl, noch tausend Jahre geben. Wenn auch unter enormen Kraftaufwendungen, es lohnt auf jeden Fall dieses Kleinod der Natur zu erhalten.

Zum Schluss dankten die Teilnehmer der Wanderung Herrn Revierförster Majumder sehr herzlich für die interessante und aufschlussreiche Führung. HKa/HKö