Serie für den Natur- und Gartenfreund

Sommer!

von Marianne Schäfer

Noch im Juli - immer wieder Regen, Regen. Kaum mal eine Regenpause. Wenn ja, dann muss sie schnell genutzt werden, zum Rasenmähen, aber auch um die verregneten Blütenstände der Blumen auszuputzen.

Trotzdem, es gibt auch sonnige Tage und an so einem milden Sommertag bin ich gemächlich mit dem Fahrrad durch unseren Ort gefahren. Dabei entdeckte ich am Kinderspielplatz an der Odernheimer Straße, ein wunderschönes Blühen. Früher, ich denke an die Jahre nach dem Kriegsende, da wurden die Ackerflächen noch von unseren Bauern mit ihren Pferden beackert. Nur Roggen und Kartoffeln waren auf dem sandigen Boden möglich. Etwa 1963 wurde der letzte Roggen auf dem Feld gegenüber der Schule geerntet. Danach wurde kein Feld auf den "Breiten Stücken" mehr beackert. Die Bauern gaben auf. Zu schwere Arbeit und zu wenig Ertrag! Das Land wurde der Natur überlassen.

Beinahe 50 Jahre sind vergangen und Mutter Natur hat das Land auf ihre Art verändert. Erst wuchsen Gräser und kleine Blümchen, welche mit dem mageren Sand zu Recht kamen, wie Mauerpfeffer und das kleine, wilde Stiefmütterchen. Sie wuchsen flach und unauffällig zwischen Flechten und Blauschwingel Gras. Es entstand ein Trockenrasen-Biotop. Erste Birken entwickelten sich aus vom Wind heran gewehten Samen, ebenso die ersten Kiefern. In deren Schatten gediehen dann bald sehr viele Arten von Feld- und Wiesenblumen.Die Breiten Stücken gegenüber dem Tennisplatz sind schon sehr stark und dicht von Birken, Kiefern und von der Traubenkirsche beschattet. Hier kann sich kaum noch ein Trockenrasenbiotop entwickeln.

Um so üppiger erlebte ich, besonders durch den reichlichen Regen, das Wachsen und Blühen auf dem freien Platz gegenüber der Birkweiler Straße. Hier wurde vor einigen Jahren ein Natur-Kinderspielplatz angelegt. Wahrscheinlich wurde durch die Erdarbeiten dann das Keimen und Wachsen der Wiesenblumen begünstigt. Jetzt ist es ein außergewöhnlich, liebreizendes Biotop.

Die frühere Weite, mit dem Blick zu den Müggelbergen ist auch hier bald nicht mehr möglich, weil die Kiefern schon zu hoch sind. Im hinteren Teil des Feldes wachsen auf den noch freien Stellen die gewöhnliche Goldrute und der Rainfarn (letzterer ist kein Farn). Diese Pflanzen sind sehr robust und stark wachsend. Der Rainfarn bildet an seiner Triebspitze eine verzweigte Dolde mit flachen, gelben Knöpfchenblüten, ohne Blütenblätter. An sandigen Stellen wächst das Geflügelte Johanniskraut, viel kleiner und zierlicher, mit seinen kleinen gelben Blütchen. Vereinzelt gedeiht auch die Königskerze, die bis zu zwei Meter hoch werden kann.

Die ehemalige Ackerfläche am Spielplatz, hat jetzt ihren Wiesenblumen-Höhepunkt. Es dominieren Weiß, Gelb und Blau. Ich finde die Blütenstiele des Natterkopfes besonders schön. Die Blütenfarbe der dicht am Stiel sitzenden Blüten ist ein königliches Blau. Die zarten Zungen sind Krapplack Rot. Stiele und Blätter sind pieksig behaart. Der Name erklärt sich nach dem Kopf der Natter mit geöffnetem Rachen. Dagegen ist das wenig auffällige Blau des Bergsandglöckchens, in kleiner, runder Form, mit seinem dünnen Stielchen nicht besonders auffällig. Aber die Wegwarte, mit ihren klaren, himmelsblauen Blütensternen eine besondere Schönheit. Die zarten Triebe der Vogelwicke ranken sich gerne in höher wachsende Pflanzen. Kleine Blättchen und längliche Lippenblüten in violetter Farbe sind seitlich angeordnet. Zarte Halteranken halten das Pflänzchen überall sicher fest. Grazil schmiegt sie sich an die starken, gelb blühenden Nachtkerzen. Die Gewöhnliche Nachtkerze ist uns aus Nord-Amerika zu gewandert. Tagsüber gibt sie sich müde und verschlafen. Ab dem Spätnachmittag öffnet sie ihre drei Zentimeter breiten, hell-gelben Blüten. Dann duftet sie auch zart. Auffällig sind ihre dicht am Stiel sitzenden, länglichen Samenkapseln. Zart Rosa blüht das Seifenkraut. Kompakt, doldenartig entwickeln sich die Hülsen, aus denen sich dann die fünfblättrigen Blütensternchen schieben.Viele Menschen sagen, es sind wilde Phloxpflanzen, weil sie eine gewisse Ähnlichkeit haben. Aber das Seifenkraut hat seinen Namen zu Recht. Ihre Blätter enthalten Saponine. Zerreibt man die Blätter kräftig im Wasser, dann entsteht Schaum.

Jetzt beginnt auch die Blütezeit der wilden Möhre. Hoch hat die Pflanze ihren Blütenstiel mit der prächtigen Dolde und den vielen, kleinen weißen Blütchen wachsen lassen. In der Mitte der Blüte prangt die schwarz-roteMohrenblüte. Weiß blüht auch der Taubenkropf. Ein kleiner Ballon, wie aufgeblasen, aus dem die die weiße Blüte sich entwickelt. Es blühen noch viel mehr Wiesenblumen. Einfach hingehen und sich freuen!