Geschichten aus dem Müggelwald

Der süßeste Hund der Welt

von Ingrid Zweiniger

"Tralala, tralala ich kenne den süßesten Hund der Welt."

Trabbi lag in der Tannenhecke und sang sein Lied von dem kleinen Knuddelhund, der so süß sein sollte.

"Tralala, tralala, wann kommt das Knuddeltier endlich in den Müggelwald. Ich habe Appetit auf was Süßes. Tralala, tralala."

"Trabbi, kannst du mal aufhören mit dem Gesinge? Und hast du etwas Zeit für mich, denn ich habe auch Appetit auf was Süßes. Hahaha, war ein Scherz."

Der Fuchs blieb vor der Tannenhecke stehen. Trabbi kam herausgekrochen und beide Tiere suchten sich einen Platz zum Quatschen.

"Na klar hab ich Zeit für dich", sagte Trabbi, "du bist doch mein Freund und für gute Freunde sollte man immer Zeit haben. Also was gibt es?"

"Du singst ein Lied von einem süßen Hund, meinst du dich damit?"

"Also du bist ja ein super Freund, wenn du mich als süßen Hund siehst. Aber ich bin kein süßer Hund, ich bin ein schöner Hund. Hast du das verstanden, Herr Fuchs?"

"Klar habe ich verstanden, dass du ein schöner Hund sein willst. Aber nicht alle Tiere finden dich schön. Ich auch nicht. Hahaha, war wieder ein Scherz."

Trabbi konnte nicht lachen. Irgedwie sah er traurig aus. Aber es kullerten keine Tränen aus seinen Augen.

"Irgendwie guckst du so komisch. Habe ich dir weh getan?", fragte der Fuchs.

Trabbi sah den Fuchs an. "Nein, wehgetan hast du mir nicht. Aber ich muss mal darüber nachdenken, was du gesagt hast, dass mich nicht alle Tiere schön finden. Ich will ja auch kein eingebildeter Köter sein, aber das Wort schön höre ich meistens von den Mensch, wenn sie immer sagen ‚ach, ist der schön!'. Was soll ich denn nun machen? Ich habe das nur von den Menschen gehört und deshalb sage ich nun zu dir, dass ich ein schöner Hund bin. Aber nun höre ich auf. Wir wollten uns ja über irgendetwas anders unterhalten. Deshalb bist du doch hier vorbeigekommen?"

"Ja, ich habe dich singen gehört, als ich hier vorbei gelaufen bin. Und du weißt doch, ich bin ein neugieriger Fuchs. Ich möchte etwas über diesen süßen Hund wissen. Woher kennst du ihn und woher weißt du, dass er süß ist? Hast du ihn schon mal abgeleckt?"

Trabbi musste lachen. "Also pass mal auf. Dieser Hund ist nicht süß, weil er süß schmeckt, sondern weil er süß, also niedlich, aussieht. Er soll der süßeste Hund der Welt sein. Ich habe ihn auf einem Foto gesehen und war begeistert. So etwas Knuffiges hast du noch nie gesehen. Der sieht aus wie ein Kuscheltier."

"Kann ich dieses Bild auch mal sehen?", fragte der Fuchs, "ich bin ganz aufgeregt."

"Na klar, warte einen Augenblick. Ich muss erst einmal Frauchen fragen, wo das Bild ist."

Nach einer Weile kam Trabbi mit dem Foto. Der Fuchs war begeistert. "So ein Viech habe ich auch noch nie gesehen. Der ist ja wirklich süß. Zum Fressen süß, würde ich sagen. War ein Scherz! Aber Trabbi, ich habe eine Idee. Wollen wir versuchen, dass der Süße zu uns in den Müggelwald kommt, damit alle Tiere hier bei uns auch einmal etwas so Süßes zu sehen bekommen?"

Beide Tiere dachten nach. Dann sagte der Fuchs: "Trabbi, ich glaube, das wird ein Traum von uns beiden bleiben, oder?"

"Du hast Recht", sagte Trabbi, "der süßeste Hund der Welt kommt nicht zu uns in den Müggelwald. Aber wir haben hier bei uns auch viele schöne Tiere. Sie sind zwar nicht alle süß, aber es sind unsere Müggelwaldtiere."