Wölfe auf dem Weg nach Berlin

Forstamt: Keine Gefahr für Menschen

von Simone Jacobius

Nur etwa 25 Kilometer vor den Stadttoren Berlins heulen sie bereits: Dort hat sich jetzt ein Wolfsrudel angesiedelt, wie eine Kamerafalle eindeutig belegte. Die Tiere wurden bereits im August in der Nähe von Sperenberg im Landkreis Teltow-Fläming fotografiert. Doch Berliner brauchen sich deswegen keine Sorgen zu machen. Wölfe seien von Natur aus sehr scheu und würden Städte meiden, meint die Naturschutzorganisation WWF. Und auch Forstamtsleiter Klaus Pogrzeba meint, dass das Wolfsrudel uns nicht so schnell heimsuchen wird. "Köpenick hat ja mit der Autobahn und dem vielen Wasser quasi eine Insellage. Das macht das Durchziehen für Wölfe sehr schwer", sagt er.

Mit der Ansiedlung des Wolfsrudels bei Sperenberg sei der Großraum Berlin-Brandenburg endgültig zum Wolfs-Revier geworden, meldet Dr. Janosch Arnold vom WWF Deutschland. Der Wolfsexperte wertet die Rückkehr des 150 Jahre in Deutschland ausgestorbenen Beutegreifers als Gewinn – aber auch als Herausforderung. Wölfe machen vor allem Jagd auf Hirsche, Rehe und Hasen. Immer wieder kommt es auch zu Angriffen auf eingezäunte Herden – zum Ärger der Bauern. 2010 und 2011 klagten bereits viele Bauern, vor allem in Sachsen und im südlichen Brandenburg, über gerissene Tiere. Für Menschen geht von den scheuen Tieren keine Gefahr aus.

Bislang waren auf Fotos immer nur einzelne Wölfe zu sehen. Jetzt wurden erstmals zwei erwachsene Tiere und ein Welpe fotografiert. Ein Beweis dafür, so der WWF, dass sich die Tiere eben nicht nur in der weiten Wildnis wohlfühlen, sondern auch in normalen Forstregionen in der Nähe von Städten. Insgesamt leben nach Aussagen der Experten etwa vier Wolfsrudel in Brandenburg, mit jeweils vier bis acht Tieren. Dort, wo der Wolf Ruhe und Beute findet, fühlt er sich wohl. Und das ist in fast ganz Brandenburg der Fall – von den stark besiedelten Gebieten abgesehen sagte Wolfsexperte Arnold in einem Interview. Wölfe leben nicht nur komplett zurückgezogen, sondern leben in der Kulturlandschaft. Das heißt, sie benutzen verschiedene Räume in ihrem Territorium, den Wald, den Bereich zwischen Wald und Wiese, oder überqueren auch mal ein Feld. Daher kann es auch sein, dass sie noch dichter an die Großstadt herankommen. Wer Wölfe sieht, muss sich jedoch überhaupt keine Sorgen machen – im Gegenteil. Man solle, so Arnold, den seltenen Anblick genießen.