Gedanken aus Müggelheim

von Simone Jacobius

Es ist einfach unfassbar, was mit dem Flughafen BER passiert. Berlin und Brandenburg machen sich zum Gespött der Nation, sogar Europas. Klar, für uns ist die Nicht-Eröffnung ein Segen - wir können den Sommer auf der Terrasse und im Garten noch aus vollen Zügen genießen, nur mit wenigen Gesprächspausen gespickt (oder auch Aufwachphasen des nachts) aufgrund der Flugzeuge. Es ist auch nach dem 3. Juni nicht viel mehr geworden, trotz der ereiterten Flugpläne - offensichtlich kriegen alles die ohnehin gebeutelten Tegler, Staakener und Pankower ab.

Inzwischen ist es nicht mehr nur damit getan, das der Flughafen sehr kurzfristig und dadurch sehr peinlich mal rasch um ein dreiviertel Jahr verschoben werden musste. Auch alles was jetzt stattfindet, ist quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Pressevertreter werden nur sehr selten und dann auch noch in die harmlosen Ecken des Flughafens geführt. Gerüchten, die brodeln, kann man dadurch nicht den Wind aus den Segeln nehmen. Als es hieß, der Bahntunnel stünde unter Wasser, wurde dementiert - aber Kamerateams ließ man nicht drehen. Als es hieß, die Startbahn sei unterspült und müsste mit Beton wieder stabilisiert werden - Dementi, aber keine Bilder. Das gleiche beim Tower, der wohl aufgrund des schlechten Untergrundes schon in Schräglage geraten sein soll, oder beim Terminal, der bereits Bodenrisse aufweist. Alles wird von Sprecher Kunkel ins Reich der Märchen abgetan - vorzugsweise von Flughafengegnern lanciert. Es kann ja durchaus sein. Doch wenn niemand sich mit eigenen Augen vom Gegenteil überzeugen kann, dient das nicht der Schaffung von Vertrauen. Selbst Vertreter des Bundesverkehrsministeriums, als Teilbesitzer, ist neulich die Teilnahme am Brandschutztest untersagt worden. Minister Ramsauer war erbost - mit Recht. Kann die Farce noch größer werden?

Wer sind hier eigentlich die Eigentümer, was macht der Aufsichtsrat, was passiert mit unseren Steuergeldern? Denn das der Bau und auch die Schallschutzmaßnahmen finanziell aus dem Ruder laufen, ist inzwischen allgemein bekannt. Absichtlich, oder aus Inkompetenz, sind die Kosten für den BER im Vorfeld so niedrig angegeben worden, dass sich schon alle Welt wunderte, wie das klappen sollte. Denn klar, Großstadtwahn lässt grüßen, sollte es ja der modernste, schickste und überhaupt tollste Flughafen Deutschlands werden - wenn nicht sogar Europas. Doch wer Innovationen plant und einbaut, die noch nicht ausgeforscht sind, für die es keine Vergleichswerte gibt, braucht sich auch nicht zu wundern, wenn es hinten und vorne hakt.

Und unser Märkischer Sand, auf dem der Flughafen gebaut wurde, tut sein übriges. Nur dumm, wenn man die Natur unterschätzt. Da hat man doch mal rasch ein paar Milliarden in den sprichwörtlichen Sand gesetzt. Ich denke, da kommen noch einige Überraschungen auf uns zu in den nächsten Wochen. Wir dürfen gespannt sein!