Müggelheimer Umweltkreis feierte 25. Geburtstag in festlichem Rahmen

Im Herbst dieses Jahres kann der Umweltkreis in der Kirchengemeinde Müggelheim auf sein 25-jähriges Bestehen zurückblicken. Angeregt durch den Konziliaren Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung fand sich 1987 auf Initiative von Pfarrer Siegfried Menthel eine kleine Gruppe zusammen, die hier vor Ort diese Anliegen unterstützen wollte. Daraus ging der Umweltkreis hervor und arbeitet bis heute. Das wurde am 19. Oktober mit jetzigen und ehemaligen Mitwirkenden und vielen Gästen gefeiert. Der Einladung waren Mitglieder anderer Umwelt- und Bürgerinitiativen, Vertreter und Vertreterinnen von Institutionen und Vereinen aus Müggelheim, der Gemeindekirchenrat und Bezirksbürgermeister Oliver Igel gefolgt.

Die Feier begann mit einer froh gestimmten Andacht mit Pfarrerin Anke Schwedusch-Bishara in der Dorfkirche. In der Ansprache hieß es u.a.: "'Und Gott der Herr nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte.' – so heißt es im ältesten Schöpfungsbericht der Bibel. Den Auftrag zum Bebauen haben wir Menschen schon gründlich ausgeführt, mehr als unserer Erde gut tut. Dafür müssen Bäume fallen, Flächen versiegelt, Flussläufe eingefasst werden und Gärten weichen. Mit dem Bewahren tun wir uns schwerer. Als Mitarbeiter des Umweltkreises setzen Sie sich in vielen kleinen, oft mühsamen Schritten für die Bewahrung der Schöpfung ein. Manchmal fragen wir: ‚Welche Früchte trägt unsere Mühe?' Jesus erzählt das Gleichnis vom Sämann, der sein Feld bestellt: Ein Teil der Saat fällt auf den Weg und Vögel picken sie auf. Ein Teil fällt auf felsigen Boden, geht auf und verdorrt, weil sie keine Wurzeln hat. Anderes fällt ins Dornengestrüpp, das die jungen Pflanzen erstickt. Aber ein Teil fällt auf guten Boden und bringt Frucht, dreißig-, sechzig- und hundertfach (Markusevangelium 4,3-8).

Ähnlich wie bei der Aussaat ist es auch bei Ihren Aktivitäten. Immer fällt einiges ins Bürokratengestrüpp, einiges wird auf dem langen Weg zertrampelt und manches von gegenteiligen Interessen aufgefressen. Aber etwas bringt meistens Früchte.

Jesus erzählt das Gleichnis nicht, um uns zu entmutigen, sondern um uns zu zeigen, wie mühsam das Aussäen ist und worauf sich der Sämann gefasst machen muss. Auch wenn aus vielem nichts wird - ein Teil geht auf und trägt vielfach Frucht.

Denken Sie daran: Andere säen mit Ihnen aus – weltweit. Es gibt viele kleine Gruppen und ermutigende Zeichen. Da erleben wir plötzlich, dass in der Großstadt Menschen auf dem ehemaligen Flugplatz Tempelhof kleine Gärten anlegen und junge Leute als Pflanzpiraten Straßenränder und Brachen begrünen.

Lassen Sie sich nicht entmutigen und einreden, es hätte keinen Zweck. Gewiss, viel Samen geht verloren, aber immerhin geht ein Teil auf. Und wir hätten überhaupt keinen Erfolg und keine Ernte, wenn wir gar nicht aussäen würden."

Für den weiteren Abend hatte der Heimatverein den Dorfklub zur Verfügung gestellt. Der Sprecher im Umweltkreis, Dr. Horst König, blickte in einem kurzen mit Fotos unterlegten Vortrag auf wichtige Stationen und Ereignisse der letzten 25 Jahre zurück. So verfasste der Kreis z.B. schon zu Zeiten der DDR einen schriftlichen Beitrag über den Zusammenhang von Ökonomie und Ökologie und organisierte in der Kirche Ausstellungen zu Umweltproblemen wie den Westmülldeponien in der DDR. Nach der Wende initiierte er u.a. mit Senat und Bund ein Modellvorhaben des experimentellen Wohnungs- und Städtebaus und ein Grundkonzept für die Ortsentwicklung, die aber von Seiten des Bezirks nicht aufgegriffen wurden. Im Zusammenhang mit diesem Modellvorhaben entstand auch die Idee zum "Müggelheimer Boten", dessen Chefredakteurin Simone Jacobius im Umweltkreis mitarbeitet.

Alle Bemühungen zum Schutz der Umwelt werden seit langem vom Kampf gegen den Ausbau Schönefelds zum Großflughafen überlagert. Gegen den Standort hat der Kreis eine umfangreiche Einwendung erarbeitet und dafür einen Ehrenpreis des Ökumenischen Umweltpreises 2000 der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg und des Erzbistums Berlin erhalten. Die Mitstreiter engagieren sich bis jetzt weiter gegen die Standortwahl Schönefeld. Eine kleine Ausstellung zeigte Dokumente aus zweieinhalb Jahrzehnten Arbeit.

Bezirksbürgereister Oliver Igel brachte in seinem Grußwort Achtung für die Beharrlichkeit des Umweltkreises und die Fähigkeit, sich nicht entmutigen zu lassen, zum Ausdruck. Er erinnerte an den Herbst 1989 und die vielen Gruppen und Initiativen im Raum der Kirche, die Anstöße für die friedliche Revolution gaben. Während die meisten sich längst auflösten, bestehe das Engagement des Umweltkreises weiter. Anknüpfend an die Andacht wünschte er den Anwesenden, dass sie zuversichtlich bleiben, dass ein Teil ihrer Bemühungen auf guten Boden fallen. Auch Pfarrer Siegfried Menthel, der Initiator des Umweltkreises, war gekommen. Er dankte Familie König, in deren Haus sich der Kreis einmal monatlich trifft, für die Gastlichkeit und die Organisation der Zusammenkünfte. Ohne ihre Unermüdlichkeit Menschen anzusprechen und Themen zu finden, gäbe es den Kreis nicht, betonte er.

Der Zusammenhalt der Gruppe wird durch das persönliche Gespräch im zweiten Teil der monatlichen Treffen und die alljährliche Adventsfeier bei Familie Zweiniger gefestigt. In diesem Sinn war auch bei der Jubiläumsfeier Zeit, sich mit Essen und Trinken zu stärken und miteinander ins Gespräch zu kommen.

Der Umweltkreis ist keine feste und geschlossene Gruppe und freut sich über weitere Mitstreiter. In ihm arbeiten Menschen verschiedener Glaubens- und Weltanschauungsrichtungen mit, denen die Bewahrung der Schöpfung am Herzen liegt. Wer Interesse hat, ist herzlich eingeladen und kann sich bei der Pfarrerin oder direkt beim Umweltkreis melden. Das nächste Treffen findet am 20.11., um 20 Uhr im Darsteiner Weg 38 statt. A S-B

Bürgermeister Oliver Igel erinnerte in seiner Ansprache an die aufregende Zeit in die die Gründung des Umweltkreises fiel. Foto: König