Serie für den Natur- und Gartenfreund

Frühlingsboten

von Marianne Schäfer

Wer konnte ahnen, dass nach dem bisherigen milden Wettergeschehen so ein dramatisches Winterwetter in ganz Europe mit Kälte und viel Schnee kommen würde. Nichts ist so unzuverlässig wie das Wetter! Bedauerlich war, dass in unseren Breiten tagelang der "Barfrost" mit unangenehmer Kälte herrschte. Auch die augenblicklichen Wetterkapriolen sind nicht so leicht verkraftbar. Und doch, der Frühling kündigt sich an. Genau wie ich haben schon viele Gartenbesitzer die ersten Schneeglöckchen im Garten entdeckt.

Wenn die Sonne scheint mache ich meine Gartenrunden. Düster und mächtig unordentlich sieht es überall aus. Die Amseln haben fleißig die braunen Blätter ungedreht. Sie suchen darunter verborgene Insekten. Die Meisen durchstreifen immer wieder Sträucher, Hecken und alle Winkel. Die Hüllen der Sonnenblumenkerne liegen in der Nähe der Futterplätze oder unter den Sträuchern, wo die Vögel gerne ihre Kerne aufhacken, um an den fetthaltigen Kern zu kommen. Es macht Spaß die Vögel zu beobachten. Was kommen für Vögel an die Futterhäuschen? Da sind: Viele Kohlmeisen, Blaumeisen und Spatzen. Grünfinken, Amseln, Erlenzeisige sind schon weniger. Rotkehlchen, Sumpfmeisen, und der Zaunkönig sind noch seltener. Die Amseln sind sehr zänkisch, auch untereinander. Ihre Schnäbel sind schon etwas orange gefärbt. Jetzt, da es schon manchmal recht milde ist, beginnen sie, noch etwas wenig kraftvoll, ihren Gesang zu üben. Ebenso setzt morgens schon ein lebhaftes Gezwitscher der Erlenzeisige in den Fichten ein. Auch die Meisenmännchen sehen in die Vogelkästen rein und lassen ihr werbendes, Gezwitscher hören. Der Gesang ist Werbung für die Vogelweibchen. Je melodischer und variabler die Melodien und je zahlreicher die Strophen vorgetragen werden, desto beliebter sind die Sänger. Auch das Gefieder beginnt schon besonders intensiv zu brillieren.

Jetzt sollten wir noch einmal die Vogelbrutkästen reinigen, denn meistens werden diese von den Vögeln in Winter als schützendes Nachtquartier benutzt.

Wieder mal mache ich eine Runde im Garten. Ich hatte bei dem Barfrost die Christrosen mit etwas Heu und Farnkraut abgedeckt. Jetzt habe ich den Schutz abgenommen. Die Blätter der Christrosen sind größten Teils braun. Auch die Knospen sind erfroren. Ich bin sehr traurig. Schon immer hat Barfrost Schaden an den Pflanzen angerichtet. Auch die frühen Elfenkrokusse sind an den Spitzen erfroren. Andere Krokusknospen liegen abgezupft von den Amseln im Beet. Möglicher Weise gibt es später noch mehr Schäden festzustellen.

Mir fällt auf, dass augenblicklich wenige Flugzeuge über uns hinweg fliegen. Wie angenehm! Wie wird es werden, wenn die Kapazitäten von Tegel über uns hinweg donnern?!

Wir sind jetzt bei Ende Februar. Wolken, Wind, Regen und Schneeschauer wechseln sich ab. Welch eine Freude, es gibt auch sonnige Tage. Auf einmal höre ich: "Gagag, gagag". Ich suche den Himmel ab. Tatsächlich, da fliegt die erste Gänseformation gen Osten. Sie fliegen leicht schräg versetzt hintereinander. Sie verständigen sich mit ihrem krächzendem Geschnatter. Von einer anderen Formation ordnen sich ein paar Vögel in den größeren Flugkeil ein. Ganz bestimmt werden dann auch bald die Kraniche über uns hinweg ziehen. Ihr Ruf ist heller, irgendwie fröhlicher. Glücksvögel werden sie in verschiedenen Ländern genannt. Es ist ein beglückendes Gefühl, solche Tiere in der freien Natur zu wissen. Im Flugbild erkennt man den Unterschied der Kraniche zu den Graugänsen. Der lang vorgestreckte Kopf und Hals, die weit nach hinten gestreckten Beine und die mächtigen, dunklen Flügel geben eine andere Flugsilhouette.

Es gibt fünfzehn verschiedene Kranicharten. Bei uns ist der Graukranich heimisch. Er ist ein majestätischer Schreitvogel. Die Flügel haben eine Spannweite von etwa 2,20 Meter. Wenn man die großen Vögel beobachtet, beeindruckt besonders ihr erhabener Gang auf den langen Beinen und seine Eleganz bei den Werbetänzen. Ich erinnere mich, dass ich in den Spreewiesen einmal ein Kranichpaar beobachtet habe. Sie tanzten und hüpften, schlugen mit den Flügeln, dann duckten sie sich um dann gleich wieder flügelschlagend etwas hoch zu schweben. Dabei ertönte ihr Lied, dieses trillernde Trompeten. Leider sind sie dann doch weiter gezogen. Ich nehme an, sie fühlten sie sich in unseren Spreewiesen nicht sicher genug. Sie sind Bodenbrüter, suchen aber auch ihre Nistplätze im Erlenbruch, an Seen oder Teichen.

Wir merken sehr wohl, die Dunkelheit weicht langsam, es wird immer mehr Licht. Der Frühling kommt! Dann duftet es wieder nach Erde und ganz leise summe ich das Lied: "Im Märzen der Bauer die Rösslein einspannt, er setzt seine Felder und Wiesen in Stand".

Wir haben keine Bauern mehr, die ihr Land in unserem Dorf pflügen. Aber wir haben unsere Gärten und in ihnen soll es wachsen und blühen, zu unserer Freude.