Serie für den Natur- und Gartenfreund

Blühender Herbst

von Marianne Schäfer

Ganz sachte ist es Herbst geworden. Wenn es nicht stürmt und regnet, ist der Himmel blau und die Luft ist rein und mild. Die Sonne brennt nicht. Es ist angenehm, nach der Gartenarbeit etwas in der Sonne zu sitzen, den Wolken nach zu sehen und ein Stündchen alles zu genießen. Wir bemerken, dass schon einige Blätter welk und gelb von den Bäumen fallen. Andere Blätter werden leuchtend rot oder braun. Auf diese lebhaften Farben freut man sich, das ist der Herbst.

Jetzt ist es auch Zeit, die geeigneten Stellen im Garten zu erkunden, um dort, nach einer Bodenverbesserung, Blumenzwiebeln zu setzen. Das Angebot ist da, von Krokus, Hasenglöckchen, Herbstzeitlose, Schachbrettblumen, Tulpen in vielen Sorten. Ebenso Narzissen, auch die dicken Knollen von Riesenlauch und die der Kaiserkronen. In diesem Frühjahr wurden meine hohen Blütenbälle vom Zierlauch bewundert. Wie Paukenschlägel standen sie über den frisch ausgetriebenen Funkien. Jetzt ist die beste Zeit an den kommenden Frühling zu denken. Bevor der Frost kommt, müssen die Gladiolen und die Dahlienknollen aus dem Boden. Sie sollen zum Abtrocknen etwas in der Sonne liegen und dann in etwas trockenem Torf in einer Kiste in den Keller. Außerdem ist immer noch etwas im Garten aus zu schneiden.

Am Gartenteich beobachte ich die kleinen, zarten Libellen. Sie fliegen zackig und mit ruckartig wechselnden Zielen. Dabei knistern ihre in der Sonne glitzernden Flügel. Ist Ihnen auch aufgefallen, dass wir in diesem Sommer kaum Mücken hatten? Ich vermute das ist sicher die Folge von dem ungewöhnlichen Winter. Wir wissen, einiges hat den plötzlichen Frosteinbruch nicht überstanden. Aber meinen Fetthenne Stauden hat es nichts ausgemacht. Jetzt stehen die etwa 50 cm hohen, dickfleischigen Triebe, mit den hellgrünen, leicht silbrigen Blättern in Blüte. Die Farbe der Blütendolden ist zuerst unscheinbar, ein Hauch von Rosa. Trotzdem sind schon Bienen, Hummeln und Schwebfliegen zur Nektarsuche auf den Blütenteppichen. Jetzt zum Ende des September/Anfang Oktober, ist die Blütenfarbe ein kräftiges, warmes Krapplackrot. Ich schätze diese Pflanzen sehr. Sie haben so etwas beständiges, trutziges. Noch blühen die letzten Kardenblumen, und die gelben Rudbeckien mit ihren auffällig dunklen Blütenkörbchen. Aber jetzt beginnt die Blütezeit der Herbstastern.

Die hohen Raublattastern sind geeignet für den Hintergrund von Rabatten. Sie können eine Höhe von 1,30 m bis 1,50 m erreichen. Sie blühen auffällig in den Farben Rosa, Rot und Violet. Glattblattastern können von 0,60 m bis 1,00 m hoch wachsen. Ihre vielen Blütensternchen erfreuen uns in den Farben Helllila, Lavendelblau, Violettrot, auch leuchtend Karminrot und Weiß. Die Kissenastern wachsen zu geschlossenen, kugeligen Büschen. Sie werden nur ca. 0,40 m hoch. Sie sind gut geeignet für Beeteinfassungen. Ihre Blütenfarben sind Blau, Rosa und Weiß. Die Astern sind meistens nicht gefüllt. Daher schmückt das gelbe Blütenkörbchen noch zusätzlich. Mit zartem, süßem Duft locken sie viele Insekten an. Besonders die Pfauenaugen Schmetterlinge mit ihren warmen Braun-Farben, auf den vier Flügelteilen. Auf jedem Flügelteil befindet sich ein blaues Auge und ein gelber Fleck. Sie sind Schmuck und Warnung. Schmunzelnd beobachte ich, wie sie genüsslich den feinen Saugrüssel in die Tiefen der gelben Blütenkörbchen stecken und den Nektar saugen.

Insekten zu beobachten ist schon interessant. Beinahe unsichtbare, lange Spinnwebfäden fliegen durch die Luft. Im Gegenlicht sieht man ein kurzes Blinken. An diesen Fäden reisen die Spinnen. Da wo sich der Spinnwebfaden, welcher feiner als ein Haar ist, verfängt, ist die Spinne dann gelandet und baut, ziemlich schnell, ihr Fangnetz. Schön gleichmäßig webt es die Kreuzspinne. Da wo das Netz dann gewebt wird, ist meistens ein freier Raum. (Fenster, Weg, zwei Bäume). Da man das Netz kaum sieht, geschieht der erfolgreiche Fang. Wie jeden Morgen laufe ich durch meinen Garten. Mal auf dem Rasen, mal auf den Wegen. Da ich nichtaufmerksam war, bin ich voll in solch wunderbares Spinnetz gelaufen. Volltreffer!

Ich hatte die dicke Kreuzspinne im Gesicht, direkt an meinem Auge! Da sahen acht Spinnenaugen in mein Auge. Ich hatte in der Sekunde die Vision: eine Vogelspinne sitzt in meinem Gesicht!

Jetzt muss ich lachen, es war ja nur ein Erlebnis von Sekunden. Es ist alles Natur. Warum schmunzelt man beim Beobachten von Bienen und Schmetterlingen und hat ein leicht unangenehmes Gefühl wenn man Spinnen beobachtet? An anderer Stelle beobachtete ich eine Kreuzspinne im Netz, wie sie bedächtig, einzeln jedes behaarte Bein hebend, oder flott aus dem Versteck, auf die gerade im Netz gelandete Fliege zu eilte. Als ich ihr als Test ein kleines Krümchen Brot in das Netz warf, kam sie gemächlich. Sie beäugte und betastete den Brocken. Dann wurde der Brocken von den Vorderbeinen zu den Hinterbeinen übergeben. Mit weit von sich gestreckten Hinterbeinen lies sie den nicht verwendbaren Brocken fallen.

Freuen wir uns über alles Schöne in der Natur und staunen über das vielfältige Leben, auch in unserem Garten.