Geschichten aus dem Müggelwald

Oh Tannenbaum, wie treu sind deine Nadeln

von Ingrid Zweiniger

Es ist wieder einmal so weit. Bald wird der Weihnachtsmann mit seinem Rentierschlitten durch den Müggelwald fahren und die Geschenke zu den Kindern in das kleine Dorf am Rande des Müggelwaldes bringen. Aber, und das ist das Wichtigste, stehen denn die Wünsche schon auf den Wunschzetteln? Der Wunschzettel heißt ja so, weil darauf meine Wünsche stehen. Also das, was ich gerne geschenkt haben möchte. Ich muss meine Wünsche auf einen Zettel schreiben, oder wenn ich das noch nicht kann, kann ich sie auch malen oder zeichnen. Den Wunschzettel lege ich vor die Haustür, auf die Fensterbank oder hänge ihn an das Gartentor.

Der Weihnachtsmann hat viele fleißige Helfer und die stecken die gefundenen Wunschzettel in den Wunschzettelsack und bringen sie zum Weihnachtsmann in den Märchenwald. Dann beginnt die Arbeit in der Weihnachtsmannwerkstatt.

Fritzi lag am Kamin und schlief. Es war gemütlich warm. Als Fritzi aufwachte, suchte sie Trabbi, denn sie hatte einen Traum gehabt.

"Trabbi, Trabbi, wo bist du? Hilf mir bitte, der Traum verfolgt mich. Ich habe Angst vor dem Weihnachtsmann."

Als Trabbi das hörte, fing er an zu lachen.

"Sag mal, spinnst du? Warum hast du Angst vor dem Weihnachtsmann? Das ist doch ein ganz lieber und fleißiger Mann. Wenn wir den nicht hätten, wäre es zur Weihnachtszeit ganz schön langweilig auf unserer Erde."

"Ja Trabbi, aber ich habe geträumt, dass da so ein kleiner Zwerg kam als ich auf der Fensterbank saß und der hat mich in einen Sack gesteckt wo lauter Papier drin lag – und dann hat er gesagt ‚So nun bringe ich den Sack zum Weihnachtsmann'. Als das Papier über meinem Kopf raschelte, bin ich aufgewacht. Es war nur ein Traum, aber trotzdem habe ich Angst vor dem Weihnachtsmann. Was will der Weihnachtsmann mit dem Papier machen?"

"So Fritzi, jetzt beruhige dich. Es ist alles ganz einfach. Der Zwerg, das ist ein Weihnachtsmannhelfer, der hat die Wunschzettel der Kinder eingesammelt und weil du auf der Fensterbank gesessen hast, wo die Kinder ihre Wunschzettel drauflegen, hat der Weihnachtsmannhelfer gedacht, du bist ein Wunschzettel und deshalb hat er dich in den Wunschzettelsack gesteckt. Da hast du aber wirklich Glück gehabt in deinem Traum, denn vielleicht hat sich ein Kind ein Kätzchen gewünscht und dann wärst du unterm Weihnachtsbaum gelandet. Also sei froh, dass du wieder wach bist und mich als Freund und Weihnachtsgeschichtenerklärer hast."

"Ich bin auch froh und weil du so ein schlauer Hund bist, musst du mir noch etwas erklären. Machst du das?"

"Klar mein Kätzchen, mache ich. Hat das auch etwas mit dem Weihnachtsfest zu tun?"

"Das weiß ich nicht. Aber ich glaube, es hat etwas mit dem Winter zu tun."

"Na dann leg los, Fritzi. Ich bin gespannt."

"Also ich habe jetzt schon öfter ein Lied gehört. ‚Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum, wie grün sind deine Blätter. Du grünst nicht nur zur Sommerzeit, nein auch im Winter, wenn es schneit. Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum, wie grün sind deine Blätter.' Das verstehe ich nicht. Ein Tannenbaum hat doch Nadeln. Warum wird das Lied so gesungen?"

"Also warum man zu den Nadeln Blätter sagt, weiß ich auch nicht. Aber du hast es falsch gehört. Es heißt nicht wie grün sind deine Blätter, sondern wie treu sind deine Blätter."

"Ja gut und was soll das jetzt heißen? Nicht grün sondern treu?"

"Na ganz einfach. Die grünen Nadelblätter oder Blätternadeln bleiben dem Tannenbaum treu. Treu heißt, dass sie immer bei ihm bleiben und nicht so verschwinden, wie die Blätter von den Laubbäumen im Herbst. Wenn du willst Fritzi, kannst du ja auch ‚Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum, wie treu sind deine Nadeln' singen. So und nun wollen wir uns auf einen schönen grünen Weihnachtsbaum freuen. Liebe Grüße an den Weihnachtsmann, an die vielen fleißigen Weihnachtsmannhelfer, an die Rentiere mit dem großen Schlitten und den vielen Geschenken für die Kinder aus dem Müggelwald. Ein frohes Weihnachtsfest wünschen euch allen Trabbi und Fritzi!"