"Zwerge" erobern die neue Kita

Schon jetzt mit Warteliste für die Kleinsten

von Simone Jacobius

Immer höher: Ben-Athur (5) und Frida (3) können prima alleine schaukeln
So sehen Feuerwehrmänner aus: Linus, Titus und Ben mit ihren originellen Helmen
Niclas (4), Paulina (4) und James (1) laden zum Kuchenessen in der Buddelkiste ein

Salim und Milas, die beiden Brüder, klettern flink wie die Wiesel auf die Kletterpyramide. In der Zwischenzeit zeigen Ben-Athur und Frida, wie hoch sie schon schaukeln können – sehr hoch! In der riesigen Buddelkiste versuchen Paulina, Niclas und James einen riesigen Kuchen zu backen. Die Dekoration landet dann allerdings in den Händen des einjährigen James. Doch die beiden Großen sehen das gelassen. In der Zwischenzeit liebt es Linus durch die Pfützen zu rennen. Das widerum sehen die Erzieherinnen gelassen...

Spielalltag in der Kita Morgenstern an der Müggellandstraße 8-10. Anfang März hat die Kita mit zuerst drei Kindern eröffnet, inzwischen sind es 35 und Anfang Oktober 45. Das heißt, dann hat die Kita nur noch fünf freie Plätze für Kinder ab drei Jahren. "Bisher haben wir nur 50 Plätze, davon 20 für unter Dreijährige", erklärt Kitaleiterin Heike Lühmann. Allerdings hoffen sie noch auf eine Erweiterung um 15 Plätze. Denn in dem vorderen Teil des ehemaligen Bürogebäudes war bisher eine Wohnung, deren Bewohner jetzt allerdings ausgezogen sind. "Wir haben jetzt bei der Senatsverwaltung den Antrag gestellt, noch 15 weitere Plätze darin für unter Dreijährige zu schaffen, möglichst schon zum nächsten Frühjahr", sagt die Leiterin. Denn der Bedarf an Kitaplätzen gerade für die Kleinsten sei riesiggroß. Auch sie hat bereits eine Warteliste. Glücklich ist Heike Lühmann darüber, dass gerade rechtzeitig zum Sommer der Garten mit dem Spielplatz fertig geworden ist. Seit Mitte Mai ist auf der ehemaligen Betonfläche ein riesiger Buddelkasten entstanden, eine Kletterpyramide, Schaukeln, Reckstangen und Rasen runden das Bild ab. In den Schuppen steht der gesamte "Fuhrpark" der Kita – Roller, Dreiräder, Buggys.

Die älteren Kinder seien teilweise umplatziert worden aus anderen Kitas, weil der Weg den Eltern zu weit war und sie es teilweise auch schöner fanden, ihre Kinder dort unterzubringem, wo sie später auch eingeschult werden. Aber auch durch Zuzüge in Müggelheim sind neue "große" Kinder gekommen. "Das Gros unserer Kinder kommt schon aus Müggelheim, aber wir haben auch ein paar aus Köpenick und sogar eins aus Adlershof hier bei uns", sagt die Leiterin. Drei Erzieher, die Leiterin und eine berufsbegleitende Auszubildende kümmern sich derzeit um die Ein- bis Fünfjährigen. Demnächst kommt noch eine Erzieherin dazu, dann ist das Team erst einmal komplett. Darüber ist Heike Lühmann sehr froh, war es doch anfangs schwierig, Erzieher zu finden. Der Erziehermangel macht auch nicht vor Müggelheim Halt! Jetzt gilt es für die Erzieher als Team zusammenzuwachsen und gemeinsam das Konzept der Reggio-Pädagogik umzusetzen. "Dabei wird versucht, das Kind für das zu interessieren, was es um sich herum hat. Das Kind ist der Ideengeber, wir sind nur Hilfe bei der Umsetzung", erzählt die Leierin, die diese Pädagogikform schon seit Jahrzehnten unterstützt. Sie war in den 90ern in Italien, dem Ursprungsland der Reggio-Pädagogik, um sich darin fortzubilden. Umgesetzt hat sie sie unter anderem auch in einem Kinderdorf. Über eine Brennpunktschule ist sie schließlich wieder zur Kitaarbeit zurückgekehrt.

Alle zwei Wochen sollen die Teamsitzungen für Fortbildungen genutzt werden. Auch die Eltern, die das Team als sehr engagiert sieht, sollen mit eingebunden werden. Draußen spielen, in der Natur, spielt eine große Rolle bei der Erziehung der Kinder. Bei Wind und Wetter geht es raus in den Wald. Die Eltern werden angehalten, Gummistiefel in der Kita zu deponieren, damit auch mal Pfützenspringen erlaubt ist. Geplant war eigentlich eine komplett offene Arbeit bei der alle Kinder zwischen den Räumen hin- und herwechseln können. "Doch das hat sich nicht als praktikabel erwiesen. Die Kleinen brauchen einen festen Rahmen, feste Bezugspersonen. Deswegen sind sie vormittags alleine in ihrer Gruppe und erst am Nachmittag sind wir alle zusammen", erklärt die Fachfrau. Der große Sportraum mit Rutsche, Wippe, Bällen, Bobbycars und Rollbrettern wird jeden Tag genutzt. Direkt angrenzend ist der Kreativraum. Wer will, kann sich hierhin zurückziehen und malen oder basteln. Bunt bemalte Körbe und Schweinchen aus Pappmaschee stehen dort herum. Die Regale sind voll mit gekauftem und zusammengesammeltem Bastelmaterial. Ansonsten gibt es eine Bibliothek für die ruhige Beschäftigung, Erzählen und die Mahlzeiten; einen Bauraum; einen Rollenspielraum und einen Schlafraum in dem jedes Kind ein eigenes Bett mit seinem Kuscheltier hat. Auch wenn die Kita weg will vom Schablonendenken, gibt es doch zeitliche Regeln. So gibt es zwischen 8 und 8.30 Uhr das gemeinsame Kitafrühstück. Noch isst jeder das, was seine Brotbüchse hergibt. Aber auf Sicht ist ein gemeinsam gedeckter Frühstückstisch geplant. Um 9 Uhr ist dann Zähneputzen angesagt. Das Badezimmer mit einer riesigen Wickelkommode (mit ausziehbarer Treppe) ist gleichzeitig auch der Wasser-Experimentier-Raum. Ab 9.30 Uhr sind dann die Kleinen und Großen getrennt zum Basteln, Singen, Spielen und Erzählen. Vieles von den Erzählungen der Kinder wird aufgegriffen und zu einem Thema für alle Sinne gemacht. Ab 11.30 Uhr gibt es dann Mittagessen in drei Durchgängen und anschließend wird im ganzen Haus Mittagsruhe gehalten, was nicht heißt, dass die Kinder schlafen müssen. Es gibt verschiedenen Entspannungsangebote wie leise Musik oder eine Geschichte hören. Wer nicht einschläft, darf um 13.30 Uhr wieder aufstehen und die bunte Mahlzeit für den Nachmittag vorbereiten. Hier werden Obst und Gemüse geschnippelt und auf Tellern drapiert, Joghurt bereit gestellt, mal auch ein paar Kekse. Übrigens: Eine Schließzeit über den Sommer plant die neue Kita erst einmal nicht. Wer mehr Infos haben will, kann direkt in der Kita anrufen: 65 49 95 04 / 05.