Buch-Neuerscheinungen von Müggelheimern

In der Reihe "Gespräche am deutschen Kamin" ist jetzt der dritte Band mit dem Titel "Zukunft" erschienen. Martin Jahn hat als Herausgeber ein Buch mit Extrakten unterschiedlichster Genre zusammengestellt, ein buntes Spektrum der verschiedenen Themen und Meinungsvielfalt der Mitglieder im "Kritischen Salon".

Dieser kritische Gesprächskreis wurde 1974 von dem Autoren und Dichter Gerhard Schmidt in Berlin-Mitte mitbegründet. Als er 2002 nach Müggelheim zog, fanden die Gespräche am Kamin von da an in unserem Ort statt. Als 2010 die Idee entstand, den dritten Band Gerhard Schmidt, zu widmen, ahnte noch niemand, dass daraus letzlich ein Gedenkbuch werden würde. Der temperamentvolle, geistvolle und Geist entzündende Diskussionspartner Schmidt ist 2013 im Alter von 88 Jahren verstorben. Aus diesem Grund wurde der dritte Band nun dem großen Schriftsteller und Journalisten gewidmet.

"Ich wundere mich heute noch, wie es ihm gelungen ist, trotz Fernsehens und aller neuen Kommunikationsmedien die Salonkultur des 18. und 19. Jahrhunderts wieder zu erwecken und modernisiert zu pflegen", heißt es im Prolog des Buches. Enthalten sind in dem Buch Balladen und Essays, Karikaturen und Collagen, Gedichte und Kurzgeschichten.

"Zukunft - Gespräche am deutschen Kamin" Der Kritische Salon und seine Gäste Band III, Hrsg. Martin Jahn, Thurneysser Verlag, 331 Seiten, ISBN 978-3-939176-61-9, 15,00 €

Mit der "Modekrankheit" ADS setzt sich kritisch und auf ungewohnte Weise der Thriller "Diagnose ADS" auseinander, der im Südosten Berlins spielt. Kein Wunder, ist doch der Autor Andreas Kellermann ein Müggelheimer. Er setzt sich mit dem Krankheitsbild des Aufmerksamkeitsdefizitsyndroms auf spannende Weise auseinander und setzt dabei vor allem auf die gesammelten Erfahrungen, die er als Lehrer machen durfte. Zu oft und vor allem zu schnell würde den heutigen Kindern der ADS-Stempel verpasst. Vielfach seien Behandlungen auch ohne Medikamente möglich, ist sich der Pädagoge, der auch eine Heilpraktiker-Ausbildung absolviert hat, sicher. Da es nicht möglich war, einen Teil seiner Arbeitszeit als Beratungsstunden für Eltern zu diesem Thema umzuwidmen, hat sich Andreas Kellermann entschlossen, seine über Jahrzehnte gesammelten Erfahrungen zu diesem Thema in Romanform weiterzugeben.

Fiktive Personen spielen in einer fiktiven, spannenden Handlung. Die beschriebenen Nebenwirkungen von Methylphenidaten, Mitteln wie Ritalin, die ADS-Kindern verschrieben werden, sind jedoch ausgesprochen real. "Die fiktive Langzeitwirkung wird hoffentlich nie eintreten. Sie ist allerdings auch nicht völlig auszuschließen, da es bis heute, fast 70 Jahre nach dessen Entwicklung, noch immer keine Langzeitstudien dazu gibt.

Das Buch beginnt gleich mit drei Toten in einem nächtlichen S-Bahnzug im Jahr 2020. Ein Ehepaar, das seinen auf ADS behandelten Sohn verliert, geht auf Rachefeldzug. Es ist ihre ganz persönliche Therapie, um mit dem Verlust des Sohnes klar zu kommen. Ein spannungsgeladenes Buch mit immer wieder überraschenden Wendungen zu einem aktuellen Problem. Besonders schön: die Handlungsorte, die allen Müggelheimern sehr bekannt sind. Sehr lesenswert.

"Diagnose ADS" von Andreas Kellermann, Mohland Verlag, ISBN 978-3-86675-197-2, 288 Seiten, 13,50 €

"Der letzte Mann von Stalingrad – ein Leben in vier Gesellschaftsordnungen 1921-2006" ist ein sehr privates Buch des Schauspielers Jürgen Mai. Der Müggelheimer beschreibt das Leben seines Vaters, in der Weimarer Republik geboren, als Jugendlicher vom Hitlerfaschismus geprägt und für Deutschland in den Krieg gezogen. In Stalingrad verheizt und verwundet, wird er in russischer Gefangenschaft zum Kommunisten umerzogen. Bewusst entscheidet er sich nach der Rückkehr für den Osten Berlins und engagiert sich für ein lebenswertes Land. Dann bröckeln auch seine Ideale und als Deutschland wieder eins wird, wird es Zeit für ihn, Rückschau zu halten. Ein Buch von Siegen und Niederlagen, Enthusiasmus und Scheitern. Die Bilanz seines Lebens endet jedoch nicht in Bitterkeit. Ein beispielhaftes Leben in einem bewegenden Dialog.

"Der letzte Mann von Stalingrad" von Jürgen Mai, gebr mai-Verlag, ISBN 978-3-9809143-9-0, 190 Seiten, 19,95 €