Passen Sie auf, wer Ihnen aufs Dach steigt!

Dubiose Haustürgeschäfte nehmen zu

von Simone Jacobius

600 Euro weniger, ein sauberer Weg und verwüstete Beete. Das ist die Bilanz, die ein Müggelheimer Senioren-Paar kürzlich ziehen musste. "Der klassische Fall von Haustürgeschäft. Eigentlich wissen wir, dass man so etwas nicht machen soll. Keine Ahnung, was uns da gerittetn hat", zeigt sich der Müggelheimer verzweifelt.

Was war geschehen? Ein schwarzer Kleintransporter hielt vor dem Grundstück und bot an, den Gehweg zum Haus mal wieder richtig zu säubern. Da dem Hausbesitzer mit seinen 75 Jahren dieses Säubern nicht mehr so leicht von der Hand geht, willigte er dankbar ein. "Ich schluckte zwar etwas, als sie mir den Preis nannten. Aber ich dachte halt, dass ich es nicht mehr alleine schaffen würde", erzählt er. Zwei Männer und ein "Lehrling" luden daraufhin eine Gerätschaft aus dem schwarzen Kleintransporter, die "wie ein Kärcher aussah". Anderthalb Stunden arbeiteten sie zu dritt, um den etwa 20 Meter langen und ein Meter breiten Weg zu säubern. Das dabei rechts und links des Weges, die Pflanzen gleich mitbesprüht wurden und nun völlig plattgedrückt das Beet "verschönern", tangierte sie nicht weiter. Als der Auftraggeber begann, unangenehme Fragen zu stellen und auch noch eine Rechnung haben wollte, verschwanden sie schnell – mit noch offener Heckklappe, so dass das Nummernschild auch nicht zu erkennen war. Die 600 Euro hatten sie da bereits eingesackt. Der Senior blieb mit einer völlig nichtssagenden Rechnung ohne Preis, ohne Adresse, ohne Steuernummer dafür aber mit katastrophaler Rechtschreibung zurück. Und mit einer Visitenkarte der Firma "Immobiliensanierung Neumann", einer Firma, die nicht im Internet zu finden ist und unter deren Telefonnummer sich nur eine Vodafone-Sprachbox ohne Namen meldet.

"Ich habe den Vorfall jetzt bei der Polizei als neue Haustür-Masche gemeldet. Anzeige erstatten kann ich ja nicht, ich war ja selber so blöd", erklärt der Hausherr resigniert. Denn das verlorene Geld ist das eine, aber dass "im Kopf alles ausgesetzt hat", macht dem Rentner doch sehr zu schaffen und verursacht Selbstzweifel.

Haustürgeschäfte boomen. Und das quer durch alle Branchen. Mal sind es Verkäufer von Zeitungsabonnements, dann wieder Stromanbieter oder Handwerker. Beliebt sind auch Dachdeckerfirmen, die "nur kurz" in der Gegend sind und deshalb noch am selben Tag mit den Arbeiten am Dach anfangen. Sie listen zum Teil Schäden auf, die gar nicht existieren. Oder verursachen gar selbst welche. Auch vom Kärchern (was Schäden anrichten kann) oder Versiegeln durch diese Pseudo-Profis rät die Dachdecker-Innung ab. Aufs Dach sollte man nur einen Fachmann steigen lassen.

In den vergangenen Jahren haben viele Drücker-Kolonnen ihr Geschäft verlagert und sind zunehmend aus dem Telekommunikationsmarkt aus- und dafür in den Energiemarkt eingestiegen.

Die Verbraucherzentrale schickt in immer kürzeren Intervallen Meldungen heraus, in denen vor voreiligen Haustürgeschäften gewarnt wird. Denn unter den Anbietern gibt es viele schwarze Schafe, die Missbrauch treiben. Die Verbraucherschützer raten, sich immer ein schriftliches Angebot schicken zu lassen und auf Handwerker zurückzugreifen, die in der Handwerkerrolle eingetragen sind. "Lassen Sie sich Zeit und nicht unter Druck setzen. Und prüfen Sie jedes Angebot, bevor sie es erwerben", raten sie. Besondere Vorsicht sei geboten, bei angeblich "knapp befristeten Angeboten".

Die sogenannte "Rechnung", die das geprellte Seniorenehepaar bekam