Einschulung in zwei Schichten

Zahl der Schulanfänger steigt konstant

von Simone Jacobius

Ein eigentlich schöner Lebensabschnitt sorgte im Vorfeld für böse Stimmung. Denn die Einschulung in unserer Müggelheimer Grundschule musste in diesem Jahr arg beschnitten werden. Gerade mal fünf Familienmitglieder pro Kind durften daran teilnehmen. Tanten, Onkel und die eine oder andere Oma mussten draußen bleiben und blieben von der Einschulungsfeier ausgeschlossen.

Hintergrund ist eine neue Anordnung der Schulverwaltung, dass in Sporthallen keine Großveranstaltungen mehr stattfinden dürfen. Doch genau dort fanden die feierlichen Einschulungen immer statt, schließlich hat unsere Grundschule keine Aula. Immerhin ist die Müggelheimer Grundschule eine von sieben Schulen im Bezirk, für die es eine einmalige Ausnahmeregelung gab. Das ist u.a. auf das Engagement zahlreicher Bürger und der Schulleitung zurückzuführen. Allerdings durften nicht mehr als 199 Personen in die Halle, eindeutig zu wenig bei 52 Schulanfängern plus Lehrer-Kollegium und die vorführenden Kinder der vierten Klassen. Also wurde der feierliche Akt kurzerhand zweimal durchgeführt. Die Vorführ-Kinder mussten zweimal auftreten, die Schulleiterin ihre Rede zweimal halten, und, und, und...

Und die Eltern der Programm-Kinder durften gar nicht mit hinein. "Da konnte ich keine Zugeständnisse machen und finde das schlimm. An solch einem Tag wollte ich eigentlich nicht den Bürokraten raushängen lassen", bedauert Schulleiterin Ute Samper. Die Lösung: Die Eltern können ihre Kinder während einer gesonderten Aufführung bewundern.

Für Sportveranstaltungen darf die Halle noch genutzt werden, weil dann die Verantwortung bei den Vereinen liegt. Ansonsten nur für den Unterricht bzw. schulische Arbeitsgemeinschaften. Aber schon bei schulischen Veranstaltungen wie dem Schulhoffest hört es auf. "Ich weiß nicht, was im nächsten Jahr sein wird, ob wir da wieder eine Ausnahmegenehmigung für die Einschulung bekommen. Ich habe mir schon in diesem Jahr den Kopf nach Alternativen zerbrochen", zeigt sich Ute Samper ratlos. Ein Fest im Freien schließt sie kategorisch aus: "Da würden wir alle zwei Minuten die Vorführung unterbrechen müssen wegen der Flugzeuge." Und wenn die Einschulung in einem anderen großen Saal stattfände, wäre sie nicht mehr das, was sie bisher ist – nämlich zugleich die erste Schnupper-Unterrichtsstunde der Kinder, die normalerweise nach dem feierlichen Akt voller Stolz mit ihrer Lehrerin in ihren neuen Klassenraum gehen.

Denn genau das haben die 52 ABC-Schützen am 30. August wieder gemacht. Voller Stolz, aber viele doch auch mit einem bangen Blick, liefen sie mit ihren neuen Ranzen hinter ihrer Klassenlehrerin her. Frau Dittberner hat die Klasse 1A übernommen, Frau Bohne die Klasse 1B. Auch die zuständigen Erzieherinnen Frau Schramm und Frau Sauer haben "ihre" Kinder gleich mit in den Klassenraum begleitet. Zuvor gab es ein wunderschönes Programm der vierten Klassen mit einer kleinen Hexe und einem Raben im Mittelpunkt. Es wurde viel gesungen, die neuen Schüler willkommen geheißen und versichert, dass Schule trotz Hausaufgaben und ruhig sitzen müssen auch viel Spaß macht. Die sechsjährige Maja (Foto) mit ihrer von den Eltern selbstgebastelten Schultüte freut sich jedenfalls schon auf die Schule – vor allem aufs Singen. Ob das an den Viertklässlern lag?

Bereits zum zweiten Mal werden es altershomogene Klassen sein. Im vergangenen Jahr ist die Schule wieder davon abgegangen, die Schüler der ersten bis dritten Klassen gemeinsam zu unterrichten. Die Zahl der Schulanfänger ist in den vergangenen Jahren in Müggelheim wieder leicht gestiegen. Mit konstant zwei ersten Klassen ist die Schule derzeit nicht in ihrem Bestand gefährdet.

Nach der ersten "Unterrichtsstunde" stürzten die schick gekleideten Kinder voller Stolz in die Arme ihrer Familie. Und dort bekamen sie dann das überreicht, was die ganze Zeit unerreichbar als Ziel der Begierde in den Armen der Eltern lag – die Zuckertüte. In manchen Fällen war sie größer als die Kinder selbst, liebevoll verziert mit Kuscheltieren und prall gefüllt mit Schulmaterialien, Spielsachen und vor allem Süßkram. Na dann, lasst euch mal den Schulanfang versüßen. Wir wünschen Euch allen viel Spaß in der Schule!