Unterschriftenaktion für Ersatzbau nach Abriss der Fahlenbergbrücke

von André Organiska und Simone Jacobius

Die infolge Bauarbeiten drohende Kappung der Straßenverbindung über den Gosener Kanal führt zu wachsendem Unmut in der Region. Die Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, als zuständige Behörde der auf Berliner Gebiet befindlichen Brücke, plant den kompletten Neubau der "Neuen Fahlenbergbrücke". Dazu wird das nur wenige Meter von der Landesgrenze zu Brandenburg stehende marode Bauwerk komplett abgerissen und in einer zwei- bis dreijährigen Bauzeit eine neue Querung errichtet. Eine Behelfsbrücke, die auch die Buslinie 369 aufnehmen kann, ist derzeit nicht in Planung. Der Neubau über den Gosener Kanal im Zuge der Gosener Landstraße ist in der Investitionsplanung des Landes mit einem geplanten Baubeginn zum Jahreswechsel 2014/ 2015 veranschlagt. Jetzt wurde über die Landesgrenzen hinweg mit einer Unterschriftenaktion begonnen, um sich für eine Ersatzbrücke stark zu machen.

"Wenn es so bleibt, wie momentan geplant, führt das auf Berliner Seite zu einer Sackgassen-Situation. Müggelheim wäre somit vom Umland abgeschnitten. Ebenfalls völlig im Abseits läge die am anderen Ende ansässige Gemeinde Gosen-Neu Zittau", sagte Gemeindevertreter André Organiska aus Gosen. Als Alternative existieren lediglich zwei viele Kilometer lange Umfahrungen über Erkner oder Wernsdorf. Denn der wasserreiche südöstliche Speckgürtel von Berlin hat nicht viele, den Verkehr aufnehmenden Brücken. Zudem verhindert der Müggelsee, als größter See Berlins, eine brauchbare alternative Verkehrsführung.

Jedoch betrifft es nicht nur die beiden Ortschaften mit insgesamt 10.000 Einwohnern und noch einmal so vielen Sommergästen. Die wichtige Nord-Süd-Verbindung in das Berliner Umland wird täglich von tausenden Fahrzeugen frequentiert. Berufsverkehre, Kundenströme und touristische Fahrten wären so nicht mehr möglich. Einwohner befürchten, nicht mehr zum gewohnten Arzt zu kommen und Gewerbetreibende bangen um ihre Einnahmen. Das Gosener Einkaufszentrum "Müggelpark" lebt mindestens zur Hälfte vom Berliner Publikum. Firmen haben Büros in Berlin und Technik im benachbarten Brandenburg. Schulkinder kämen nicht mehr zum Schulstandort Neu Zittau mit dem dortigen Gymnasium. Denn 50 Prozent der Schüler ab der 6. Klasse am Campus Neu Zittau kommen aus Müggelheim. Auch die BVG-Buslinie 369 droht nach dem Abriss gänzlich eingestellt zu werden.

Die eigentlich im August 2010 begonnene Sanierung der erst 1983 errichteten Brücke wurde im Augenschein der Kosten nach knapp einem Jahr, im Mai 2011 eingestellt. Die zu erwartenden Sanierungskosten überstiegen die Kosten eines Neubaus. Seither ist die Geschwindigkeit auf der Brücke auf 30 km/h begrenzt.

Konkrete Planungen des Ersatzbaus liegen aktuell nicht vor, so dass zu Fragen einer etwaigen Behelfsbrücke oder Umfahrung des künftigen Baufeldes noch keine Aussagen durch die zuständige Senatsverwaltung getroffen werden konnten. Einsprüche kamen vom Naturschutz und von den Grünen. Deswegen sind von der Senatsverwaltung jetzt Gutachten in Auftrag gegeben worden, die eine Abwägung ermöglichen sollen. Weil auf die Ergebnisse der Gutachten gewartet werden soll, ist nach neuesten Informationen aus der Senatsverwaltung ein Baubeginn zum Jahreswechsel 2015/16 wahrscheinlich.

"Die Köpenicker Bezirksverordnetenversammlung hat sich ebenfalls 2012 mehrheitlich für ein Behelfsbauwerk eingesetzt", betonte Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) anlässlich des Neujahrsempfangs der Gemeinde Gosen-Neu Zittau im Januar 2014. In der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) wurde ein Antrag der Köpenicker CDU einstimmig, bei sechs Enthaltungen angenommen, während der Bauphase eine Ersatzlösung sicherzustellen, "da die Brücke eine wesentliche Verbindungsstraße zwischen Berlin und Brandenburg ist, sowie eine wesentliche Verbindung mit dem Brandenburger Umland darstellt. Ein ersatzloser Abriss würde erhebliche Auswirkungen auf die Verkehrssituation in Köpenick bedeuten" so die Begründung.

Verschiedene Gruppen habe sich jetzt zusammengetan und einheitliche Unterschriftenlisten ausgelegt. Sie fordern die Schaffung einer Ersatzlösung während der Bauzeit und die Aufrechterhaltung der Buslinie 369. Initiiert durch den "Müggelpark" Gosen, der Stadt Erkner und der Gemeinde Gosen-Neu Zittau, schlossen sich in kürzester Zeit viele weitere Einrichtungen und Betriebe an. Dazu gehören u.a. der Neu Zittauer Docemus-Privatschulcampus, der Wirtschaftskreis Müggelheim, die Investoren AG Paasche, der real-Markt Gosen und regionale Medien. So sind aktuell in Schulen, Kitas, Tankstellen, Supermärkten und Bäckereien Listen ausgelegt. "Seit Anfang Januar unterzeichneten bereits mehr als 4000 Menschen. Die Resonanz ist überwältigend", sagte Mitinitiator Thomas Schölzchen. Die Aktion ist derzeit auf Ende März 2014 terminiert, um damit im Anschluss geplante Gespräche von Vertretern der Region mit der Berliner Senatsverwaltung unterstützend begleiten zu können.