Gedanken aus Müggelheim

von Simone Jacobius

Ich bin traurig, traurig darüber, dass unser Pflanzenmarkt geschlossen hat. Aber noch trauriger bin ich über die Gründe, die zu diesem Entschluss geführt haben. "Wir sind einmal zu oft beschimpft, einmal zu oft beklaut und verleumdet worden", sagte mir eine Mitarbeiterin. Kann das sein, beschimpft, verleumdet, beklaut? Ja, in unserem idyllisch erscheinenden kleinen Ort sind auch diese Auswüchse menschlichen Verhaltens zu erleben. Da wird die Gärtnerin, die gerade ein Beet neu bepflanzt, aus heiterem Himmel als "faule Schlampe" bezeichnet, da werden die Verkäuferinnen drinnen mit der Aussage konfrontiert, dass sie nur "alte Sachen verkaufen" und sowieso "keine Ahnung" hätten und noch schlimmeres. Und das aus heiterem Himmel heraus. Das man dann keine Lust mehr hat, den Laden weiterzuführen ist klar. Zumal die Konkurrenz im kleinen Müggelheim auch immer größeren Raum einnahm. Aber auch aus anderen Geschäften ist ähnliches zu hören. Da wird wüst geschimpft, weil am Ende eines Tages ein Lebensmittel nicht mehr zu bekommen ist, werden Forderungen gestellt, die nur schwer, wenn überhaupt zu erfüllen sind.

Ja, der Kunde ist König. Und an genau dieser Stelle, den Gedanken aus Müggelheim, habe ich auch schon über die Dienstleistungswüste Müggelheim geschimpft. Nichts destotrotz darf auch der Kunde sich nicht alles herausnehmen. Wer unmögliche Dinge fordert, muss auch mal eine Absage hinnehmen. Wer penetrant unhöflich ist, muss auch akzeptieren, dass er mal eine pampige Antwort bekommt.

Schon meine Kinder bekamen regelmäßig den Spruch zu hören: "Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus!" Und wie an vielen alten Sprichwörtern ist auch hier ein großes Stück Wahrheit dabei. Wer höflich und freundlich auftritt, selbst auch bei der Lösung von Problemen hilft oder zu Kompromissen bereit ist, wird auch keine Schwierigkeiten haben.

So etwas, dass ein Geschäft nach 13 Jahren schließt, weil die Müggelheimer sich nicht benehmen können, darf es nicht wieder geben. Bislang müssen wir nur weitere Wege in Kauf nehmen, um Gehölze, Samen und Erden zu kaufen. Was aber wäre, wenn wir kein Lebensmittelgeschäft, keine Apotheke, keinen Zeitungsladen oder keine Tankstelle mehr hätten? So weit darf es nicht kommen. Wir alle, Kunden und Dienstleister, müssen dringend an unseren Umgangsformen arbeiten. Sonst wird Müggelheim irgendwann einmal zur reinen Schlafstadt voller Nachbarschaftsstreitereien. Übrigens soll man auch auf höfliche Weise seine Meinung äußern können, hab ich mir sagen lassen – es muss nicht immer gleich gepoltert und geschimpft werden….

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