Droht uns ein Dauerstau?

Bezirksamt sieht künftig höhere Leistungsfähigkeit der Kreuzung

von Norbert Gustmann

Nun ist unsere Befürchtung Realität geworden, die Salvador-Allende-Brücke ist einseitig geschlossen. Jeder bekommt mit, was dies für uns bedeutet. Stau, längere Fahrzeiten auch mit dem Bus und dies für eine nicht absehbare Zeit.

Was aber auf uns zukommt, wenn nun auch noch die Kreuzung Müggelheimer Straße/Wendenschloßstraße umgebaut wird und weitere Verkehrseinschränkungen und Sperrungen unvermeidlich sind, läuft auf eine Katastrophe hinaus.

Deshalb hat sich die BürgerInititativeMüggelheim e.V. in Abstimmung mit Irene Kruschke von der Bürgervertretung Müggelheim, mit der Ortsgruppe des BVBB, mit dem Wirtschaftskreis, dem Heimatverein und mit dem Umweltkreis an Baustadtrat Reiner Hölmer mit der Bitte gewandt, so zeitnah wie möglich zu einem Bürgerforum nach Müggelheim zu kommen. Gleichzeitig haben wir ihm kurzfristig Fragen zur Beantwortung für diese Ausgabe des Müggelheimer Boten geschickt.

Die – keineswegs befriedigenden Antworten – zeigen, wie wichtig ein Bürgerforum ist, in dem wir unmissverständlich klar machen sollten, dass wir nicht bereit sind, gleichzeitige Einschränkungen an den beiden Nadelöhren für den Verkehr von Müggelheim in die Stadt hinzunehmen. Unser Ziel sollte es sein, zumindest einen Aufschub der Baumaßnahmen an der Müggelheimer Straße zu erreichen bis die Salvador-Allende Brücke wieder auf vier Fahrbahnen befahrbar ist. Wir sollten, darüber beraten, ob wir mit allen Mitteln bereit sind, dafür zu kämpfen.

Am 9. April um 19 Uhr wird Baustadtrat Reiner Hölmer zu uns in den Dorfklub kommen. Dort können wir ihm noch einmal unsere Sicht der Problematik darlegen, er wird Rede und Antwort stehen.

Norbert Gustmann hat für den Müggelheimer Boten mit Frau Szulzewsky vom Fachbereich Stadtplanung des Bezirksamtes Treptow-Köpenick das Interview geführt.

MüBo: Frau Szulzewsky, seit einiger Zeit liegen die Unterlagen für den Vorhabenbezogenen Bebauungsplan 9-57 VE auf dem Grundstück Wendenschloßstr.254 "Marienhain" öffentlich aus. Geplant sind ca. 1.100 neue Wohnungen. Das führt bei der Abführung des Verkehrsflusses an der Kreuzung Wendenschloßstr./Müggelheimer Straße zu einer erhöhten Belastung. Vorgesehen ist, diesen Knotenpunkt durch den Einbau von Mittelinseln auf den beiden Rechtsabbiegespuren zu entlasten. Wie soll das funktionieren, wenn für den Autoverkehr eine Spur weniger zur Verfügung steht?

Frau Szulzewsky: Die Leistungsfähigkeit des Knotenpunktes hat seine Grenze erreicht, im gesamten Verkehrsablauf der Müggelheimer Straße stellt der Knotenpunkt eine Problem dar. Die gegenwärtige Gestaltung des Knotenpunktes entspricht in vielen Bereichen nur den Ansprüchen des Autoverkehrs, es sind lange Querungswege für den Fußgänger und Radfahrer und keine ausreichenden Aufstellflächen im Mittelstreifen vorhanden.

Erst mit einem Umbau und damit verbunden einer Anpassung des Signalprogramms kann für den Verkehrsablauf ein besserer Verkehrsablauf erzielt werden. Der Knotenpunkt wird dahingehend umgebaut, dass durch den Einbau von Mittelinseln in beiden Richtungen die heute bestehenden Rechtsabbiegespuren entfallen werden, diese Verkehrsführung wird durch eine Rechts-/Geradeaus-Mischspur aufgenommen. Mit dem Knotenumbau wird ein Gewinn an Flexibilität bei der Gestaltung des Verkehrsablaufs erreicht. Die Räumzeiten werden für den Fußgängerverkehr sowie für den Autoverkehr erheblich verkürzt und damit die Leistungsfähigkeit des Knotenpunktes erhöht. Der Umbau des Knotenpunktes ist ein Vorhaben der BVG in Abstimmung und Anordnung durch die Verkehrslenkung Berlin.

Mit einer Simulation, die sich jeder Interessierte im Rathaus Köpenick ansehen kann, wollen Sie den Eindruck erwecken, dass der Verkehrsfluss in beiden Richtungen sogar günstiger wird. Aber selbst bei dieser Simulation sieht man die Schwachstellen in den verkehrsreichsten Zeiten. In Richtung Altstadt stehen nur zwei Fahrspuren zur Verfügung. Da eine Spur gleichzeitig für Rechtsabbieger frei ist, kann man doch voraussehen, dass dann, wenn die Wendenschloßstraße gleichzeitig mehrere Fußgänger und Radfahrer überqueren, das nach rechts abbiegende Fahrzeug sehr lange den Verkehr stoppen muss, Rückstau, der sich sofort auch auf die zweite Spur auswirkt, ist unvermeidlich. Noch schlimmer ist dies in entgegengesetzter Fahrtrichtung während des Feierabendverkehrs. Mit welchen Stauzeiten rechnen Sie denn?

Generell ist festzustellen, dass sich die benannten möglichen Stauzeiten nur in den Spitzenstunden ergeben werden. Konkrete Zahlenwerte kann ich jedoch nicht nennen. Im Rahmen des täglichen Verkehrsablaufs werden keinen Stauzeiten zu erwarten sein.

Unsere Erfahrung jedenfalls bei jeder Einschränkung der Fahrbahnen an dieser Kreuzung ist, dass ganz schnell morgens ein Rückstau bis zur Kreuzung Müggelheimer Straße/Salvador-Allende Straße entsteht, abends bis zur Langen Brücke. Gibt es denn Prognosen wie sich ein solcher Dauerstau auf die umliegenden Häuser, die dortigen Bewohner und auf die Umwelt auswirkt?

Die Müggelheimer Straße ist gemäß den Darstellungen im Stadtentwicklungsplan Verkehr 2025/StEP eine übergeordnete Straßenverbindung und nimmt somit sehr viel Verkehr auf. Eine Stausituation und eine gewisse Verkehrsanfälligkeit ist da wie bereits benannt, in den Spitzenzeiten durchaus möglich. Die damit verbundenen Umweltbelastungen/Lärm und Luftschadstoffe sind dementsprechend auch in Teilbereichen sehr hoch. Um dies aber so weit wie möglich zu vermeiden, ist der benannte geplante Knotenumbau zwingend erforderlich um eine Koordination aller Knotenpunkte in der Müggelheimer Straße miteinander zu verbinden bzw. zu koordinieren.

Dem Bebauungsplan ist zu entnehmen, dass mit dem Umbau noch in diesem Quartal begonnen werden soll. Mit welchen Sperrungen/Umleitungen sowie und Stauzeiten müssen wir denn in der Bauzeit rechnen?

Die Baumaßnahmen werden durch die BVG geführt, gemäß Bauschild/Müggelheimer Straße Straßenbahnhaltestelle wird die Umbauzeit bis Juli 2013 geplant. Für die Baumaßnahme wird eine Umfahrungs- bzw. Umleitungsstrecke für nicht erforderlich angesehen. Die Baumaßnahmen werden so vollzogen, dass eine Beeinträchtigung des Verkehrs weitestgehend vermieden wird.

Welche Alternativen haben Sie uns anzubieten, falls es zu Megastaus kommt, vor allem auch durch die gleichzeitige einseitige Sperrung der Allende-Brücke?

Für die Fahrzeuge aus Richtung Osten/Müggelheim bzw. Land Brandenburg zur Innenstad besteht auf Grund der Insellage der Altstadt Köpenick und den damit verbundenen begrenzten Fahrmöglichkeiten/Brücken- und Straßenquerungen keine direkte andere Streckenführung. Insofern sind nahe Umfahrungsstrecken nicht vorhanden.

Gibt es Überlegungen, wie Bus-, Feuerwehr- und Krankenfahrzeugverkehr von und nach Müggelheim gesichert werden soll?

Wir gehen hier positiv an das Problem und sehen sicher eine gewisse Staugefahr zu den Spitzenzeiten, es wird jedoch eine eindeutige Bevorrechtigung der Havariefahrzeuge und des ÖPNV/Busverkehr geben müssen. Die Straßenbahn ist von den Baumaßnahmen nicht betroffen ggf. ist hier eine Taktverdichtung der Linien zum Krankenhaus zu überprüfen.