Serie für den Natur- und Gartenfreund

Grünes Weihnachtsfest

von Marianne Schäfer

Wie schnell sind die Tage, Wochen und Monate vergangen. Nun freuen wir uns auf die Weihnachtszeit. In den Gärten sieht es düster aus. Kahl sind Baum und Strauch, als einziges blüht weiß und strahlend die Christrose. Vier Advents-Wochen stimmen uns auf das große Weihnachtsfest ein. Die kleinen Kinder singen freudig das alte Lied: "Oh Tannenbaum."

Gedanklich beschäftigt uns das Wort Tannenbaum. Wie kommt es, dass der Tannenbaum so markant für Weihnachten ist? Weil die immergrüne Tanne als ewiges Symbol des Lebens angesehen wird. Schon die heidnischen Germanen hatten das Bedürfnis, ihre rustikalen Unterkünfte in der düsteren Jahreszeit mit Tannengrün zu schmücken. Später, etwa 1570 verwendeten die Handwerker der Bremer Zunft einen kleinen Tannenbaum für die Kinder, weil er so praktisch mit Äpfeln, Nüssen, Datteln, Brezeln und auch mit Papierblumen geschmückt werden konnte.

Jahre später, begannen auch die Eltern in verschiedenen Städten, kleine Tännchen zum Weihnachtsfest in der Stube aufzustellen. Es war so im 17. und 18. Jahrhundert, als sich dieser Brauch begann einzubürgern, zuerst in den Städten. Reiche Fürsten, auch Handelsbetriebe in Nürnberg übernahmen den Brauch 1795. Erstmalig wurde auf dem Marktplatz ein großer Tannenbaum aufgestellt. Hier wurde der Baum sogar mit kleinen Wachskerzen bestückt und außerdem mit Nürnberger Backwerk behangen.

Die immergrüne Tanne war und ist das Symbol für Kraft, Gesundheit und Lebensfreude.

Etwa einhundert Jahre später wurden in einer Glasbläserei die ersten Glaskugeln als Weihnachtsbaumschmuck hergestellt. Die Glaskugeln verwendete man nun statt der rotbäckigen Äpfel als Schmuck.

In einem Waisenhaus wurde 1839 auf einem Reifen, oder auf einem Wagenrad, ein großer Adventskranz mit Tannengrün gebunden. Als eine Art Adventskalender setzte man kleine rote Kerzen auf den Kranz. Sie sollten die Arbeitstage bis zum Weihnachtsfest markieren. Dazu wurden in den richtigen Abständen, vier dicke weiße Kerzen aufgesteckt. Sie markierten die vier Sonntage bis zum Heiligenabend.

Diese Art des runden Geflechtes mit grünen, kleinen Tannenzweigen wurde ab 1860 in verschiedenen Varianten als Adventskalender in Stadt und Land angewendet. Vier Kerzen markieren die vier Wochen bis zum Weihnachtsfest.

Wie schmückten die Bewohner der Insel Hiddensee ihre Weihnachtsstube? Heute ist das kein Problem. Aber die bekannte Insel hat neben Sturmfluten im Laufe der Jahrhunderte auch andere Unbilden hinnehmen müssen. Beispielsweise wurde im Jahr 1628 der gesamte Wald durch ein Feuer vernichtet. Es soll aus Rache gegen die Dänen gelegt worden sein und konnte nicht gelöscht werden. Hiddensee war danach ein kahles Hügelland. Nach 20 Jahren wurden Kiefernsamen gesät und aufgeforstet. Doch in den baumlosen Jahren bastelten die Hiddenseer Fischer für ihre Kinder den Bügelbaum. Sie verwendeten die dünnen Bänder der Heringsfässer. Zwei runde Bänder wurden quer verbunden. Ein Fuß aus Holz und eine Stange machten die Kugel standfest. Mit dünnem Draht wurden dann hübsche Dinge wie kleine Figürchen aus Schwemmholz, Muscheln, Bernstein, bunte Glasperlen, winzig kleine Püppchen oder ein kleines Boot liebevoll angeklebt oder geknotet. Ganz oben wurde die Spitze mit ein paar schönen Vogelfedern abgeschlossen.

Ich hüte bereits seit Jahren einigen Weihnachtsschmuck meiner Großmutter wie einen Schatz in einem kleinen Kästchen. Sorgsam habe ich beispielsweise zwei achteckige Pappsterne aufgehoben. Sie wurden kunstvoll mit Zwirn, in verschiedenen Schichten gewickelt. Zuletzt mit Gold- oder Silberfaden und mit einer Nadel befestigt. Die Mitte wurde frei gelassen. Wie aus einem Fenster schaut ein Engelchen heraus. Dieses ist eine Oblate. Dann existieren noch ein paar Vögelchen aus feinstem Glas und mit weißem Glasfaser-Schwänzchen.

Das Schmücken des Weihnachtsbaumes, egal wie groß oder wie klein er ist, soll mit Bedacht und Liebe gemacht werden. Es kann auch ein kleines Bäumchen in Erde und Blumentopf sein. So kann er im Garten wieder weiter wachsen und im nächsten Jahr noch stattlicher die Weihnachtsstube schmücken. Eine Möglichkeit ist auch, den Baum so wie früher mit Zuckerkringel, Pfefferkuchen, Marzipan- und Schokoladenfiguren und vergoldeten Nüssen zu behängen. Dann können die kleinen Kinder den Baum "plündern."

Ich wünsche allen ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest und ein gesundes, erfolgreiches Neues Jahr.