Blick auf unsere Kirchenfenster: Ein missglückter Löwe, oder was?

von Anke Schwedusch-Bishara

Nach langer Pause soll die Idee fortgesetzt werden, die Fenster der Müggelheimer Dorfkirche zu betrachten. Sie sehen vor sich das Fenster, das dem Evangelisten Markus gewidmet ist. Fast jeder Betrachter fragt: "Welches Tier soll das denn sein?" Was erkennen Sie, liebe Leserinnen und Leser? "Einen Esel mit Reißzähnen", hat mir ein Kind geantwortet. Nur wer die Symbole der Evangelisten kennt, kommt darauf, dass es sich um einen Löwen handeln muss. Vieles an diesem Bild stimmt nicht: die langen Ohren, die kurzen Eckzähne und die fehlende Mähne. Ist dem Kunstglaser Paul Rotkait die Darstellung missglückt? Für wahrscheinlicher halte ich, dass er sich mit dem Evangelium auseinandersetzte und bewusst keinen majestätischen "König der Tiere" schuf, wie er sich in vielen Wappen und herrschaftlichen Schlössern findet.

Der Evangelist Markus, ein griechischsprachiger Christ aus Syrien, schrieb um 70 nach Christus das älteste der vier Evangelien nieder und begründete damit eine neue Literaturgattung. Er beginnt seine Erzählung von Leben und Botschaft Jesu mit Johannes dem Täufer. Der predigte in der judäischen Wüste den Menschen seiner Zeit Buße und rief zur Umkehr von falschen Wegen auf. Die Kirchenväter des 5. Jahrhunderts identifizierten die Stimme des Rufers in der Wüste und seine Botschaft, die Menschen bis ins Innerste bewegte, mit dem Gebrüll der Wüstenlöwen.Markus erzählt knapp und eindringlich vom Wirken, Leiden und Sterben Jesu Christi und hebt dabei auch die menschlichen Züge Jesu hervor. Wer Jesus wirklich ist, offenbart sich seinen Jüngern nicht durch seine Machttaten und Wunder, sondern erst im qualvollen Tod am Kreuz und in der Auferstehung. Nur wenn der Leser dem Evangelisten bis dahin folgt, gelangt er zur Erkenntnis der Person Christi.

Am Ende des Evangeliums hören die Frauen am Grabe im Licht des Ostermorgens die Botschaft der Auferstehung. Sie wird ebenfalls durch den Löwen symbolisiert. Gewöhnlich verbinden wir mit Ostern den Hasen. Hätten Sie gewusst, dass auch der Löwe ein österliches Symbol ist? Im "Physiologus", einer frühchristlichen Naturlehre, heißt es im Rückgriff auf antike Fabeln, dass eine Löwin ihre Jungen tot gebiert. Der Löwenvater erweckt sie am dritten Tag durch seinen Atem zum Leben, wie auch Christus am dritten Tag von den Toten auferweckt wurde. So verweist uns das Symbol des Löwen zugleich auf den Anfang und das Ende des Markusevangeliums.

Der Markuslöwe hat vielfältige Spuren in unserer Kultur hinterlassen – nicht nur in Kirchenbauten. Unter anderem ist er das Wahrzeichen der Stadt Venedig, wo im Markusdom angeblich die sterblichen Überreste des Evangelisten aufbewahrt werden. Der Künstler hat auf unserem Markusfenster einen ganz unmajestätischen Löwen dargestellt. Vielleicht fallen Ihnen dazu noch andere Deutungen ein. Ich wäre gespannt, davon zu hören. Anke Schwedusch-Bishara

Kirchentermine im Oktober

Gottesdienste

Sonntag, 2.11., 10 Uhr: Gottesdienst – Dr. König

Sonntag, 9.11., Gottesdienst zur Friedensdekade – Pfrn. Schwedusch-Bishara

Dienstag, 11.11., 17 Uhr: Kindergottesdienst zum Martinsfest – Elternkreis/Pfrn. Schwedusch-Bishara

Sonntag, 16.11., 10 Uhr: Gottesdienst mit Abendmahl – Pfr. Siegfried Menthel

Mittwoch, 19.11., 19 Uhr: Buß- und Bettag (Friedensandacht); 18.30 Uhr Mahnwache am Friedensstein – Pfrn. Schwedusch-Bishara

Sonntag, 23.10., 10 Uhr: Gottesdienst zum Ewigkeitssonntag – Pfrn. Schwedusch-Bishara

Samstag, 29.11., 17 Uhr: Musikalischer Abendgottesdienst "Macht hoch die Tür" – Marien Vokalensemble/Pfrn. Schwedusch-Bishara

Gemeindekirchenrat: Di., 4.11., 19.30 Uhr

Umweltkreis: Dienstag, 25.11., 20 Uhr bei Familie Dr. König, Darsteiner Weg 38;

Ökumenische Frauengruppe: Montag, 17.11., 14.30 Uhr im Dorfklub

Hauskreis: Donnerstag, 6.11., 18 Uhr bei Fam. Wohlfarth, Phil.-Jacob-Rauch-Str. 30

Elternkreis: Montag, 17.11., 20:00 Uhr bei Frau Tenner, Staudernheimer Str. 8

Gesprächskreis: Mi., 12.11., 20 Uhr, Kirchenempore, "Buß- und Bettag heute"

Sprechstunde der Pfarrerin: dienstags, 17- 19 Uhr, Dorfkirche