Geschichten aus dem Müggelwald

Ist Trabbi ein Piepchenretter?

von Ingrid Zweiniger

"Oh, ist das wieder ein Lärm. Was ist denn hier bloß los? Ich weiß es, aber trotzdem nervt es mich."

Trabbi rannte durch den Garten und hielt sich die Ohren zu. Es war jedes Jahr dasselbe. Immer wenn irgendein Tier an der Tannenhecke vorbei lief, fing dieses Gebrülle an. Diesmal war es Fritzi, die diesen Krach auslöste.

"Fritzi, kannst du mal bitte zu mir kommen, ich möchte mit dir sprechen." "Ich habe keine Zeit, ich muss meine Piepchen beobachten."

"Also so geht das nicht. Erstens sind das nicht deine Piepchen und zweitens weiß ich ganz genau, was du mit den Piepchen machen willst, wenn du sie fängst."

"Du weißt überhaupt nichts, du großer Köter. Du denkst auch, du bist der Schlaumeier aus dem Müggelwald."

"Wie redest du denn mit mir? Wir waren doch immer Freunde. Und du hast eine Menge von mir gelernt. Und nun soll auf einmal alles den Bach runter gehen, nur weil du die Piepchen fressen willst?"

"Trabbi, also gut, du bleibst mein Freund, weil wir ja beide in diesem Holzhaus am Rande des Müggelwaldes leben. Und wenn man in einem Haus zusammen wohnt, dann muss man sich auch vertragen. Stimmt's?"

"Was ist denn mit dir los? Hast du die Weisheit mit Löffeln gefuttert?" "Trabbi, was ist Weisheit? Habe ich noch nie gehört. Schmeckt die Weisheit?"

"Fritzi, hör auf. Ich spreche heute mit dir über die Piepchen und ein anderes Mal über die Weisheit. Einverstanden?"

"Na gut Trabbi, dann fangen wir mit den Piepchen an. Ich will dir vorher aber noch sagen, dass ich fast gar nichts weiß."

"Also gut, eins weiß ich aber, du bist nicht der Schlaumeier aus dem Müggelwald. Hahaha, war ein Scherz. So, fangen wir an. In unserer Tannenhecke hat die Amsel vor ein paar Wochen ein Nest gebaut. Dann hat sie ihre Eier in das Nest gelegt, hat sich auf die Eier drauf gesetzt und durch ihre Körperwärme sind dann nach ein paar Wochen die kleinen Vogelbabys aus den Eiern herausgekrochen."

"Trabbi, ich habe eine Frage. Wenn sich ein Vogel in einem Nest auf die Eier draufsetzt, nennt man das brüten?"

"Das stimmt. Woher weißt du das, du Schlaumeierkätzchen?"

"Habe ich von Frauchen gehört. Die hat immer gesagt, in der Tannenhecke brütet jetzt die Amsel."

"Ja, das ist richtig. Es ist nun also so weit, die Vögelchen sind geschlüpft und müssen nun von Mama und Papa mit Fresschen versorgt werden. Eine schwere Arbeit, denn es dauert noch viele Tage bis sie aus ihrem Nest herausfliegen können."

Eines Tages saßen dann die kleinen Amseln in den Bäumen, die rund um die Tannenhecke standen. Sie hatten ihr Nest verlassen. Die Amselmama hatte jetzt viel zu tun, denn sie musste ihren Piepchen zeigen, wo sie ihr Futter finden und sie musste sie vor den Tieren beschützen, die die Piepchen auffressen wollten. Und dazu gehörte auch Fritzi. Trabbi war gerade dabei Fritzi zu überreden, kein Piepchen aufzufressen. Na mal sehen, ob er es geschafft hat.

Dass es die kleinen Vögelchen nicht leicht haben, erlebte Trabbi ein paar Tage später. Als er am Schuppen vorbeilief hörte er komische Geräusche. Irgendetwas flog oder krabbelte zwischen den Gegenständen die dort standen herum. Trabbi rief sofort sein Frauchen. Und Frauchen und das kleine Mädchen Indira fanden das Vögelchen und brachten es zur Mama und den Geschwistern in den Garten. Trabbi war froh. Er wünscht den Piepchen ein schönes Leben im Müggelwald.