"Miles for more"

Renaturierung der Krummen Laake beginnt jetzt

Das bis in die 50er Jahre baumfreie Moor ist heute dicht mit Kiefern bewachsen und degeneriert. Kiefern sind das beste Indiz für trockenen Boden Foto: J. Meißner / Stiftung Naturschutz Berlin
Es soll wieder ein offenes, torfbildendes Moor mit Torfmoosen, Wollgras und Moosbeere entwickelt werden, wie in diesem Brandenburger Moor

Ende September beginnen am östlichen Moorarm der Krummen Laake im Naturschutzgebiet (NSG) Krumme Laake / Pelzlaake Renaturierungsarbeiten, die von der Stiftung Naturschutz Berlin geplant und betreut werden. Das Naturschutzgebiet ist Teil des NATURA 2000-Gebietes Müggelspree-Müggelsee. Ziel ist es, die Gebiete auf Grundlage der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union in einem ökologisch günstigen Erhaltungszustand zu erhalten bzw. diesen zu verbessern.

Das Moor der Krummen Laake trocknete wegen langjähriger Grundwasserabsenkung immer weiter aus und Gehölze siedelten sich an, die die typische Moorvegetation wie Gewöhnliche Moosbeere, Sonnentau und Wollgras großenteils verdrängten. Intakte Moore sind aber Lebensraum für hoch spezialisierte Arten und ausgezeichnete Klimaschützer, da sie erhebliche Mengen an CO2 im Torf speichern.

Mit den Mitteln aus der Klimaabgabe des Landes Berlin wird der östliche Moorarm der Krummen Laake nun zunächst von einem Teil der Gehölze, insbesondere Kiefern, befreit. Auf diese Weise sollen die Verdunstung, die Durchwurzelung des Torfkörpers und die Beschattung des Moores verringert sowie der Wasserhaushalt verbessert werden. Zudem werden die Voraussetzungen für die Wiederausbreitung von moortypischen Arten geschaffen. Die Maßnahme ist mit der Obersten Naturschutzbehörde abgestimmt und wird von den Berliner Forsten unterstützt, die im Vorfeld Gehölzjungwuchs in der Krummen Laake beseitigen. Auch bei den Berliner Naturschutzverbänden stößt die Umsetzung der Renaturierungsmaßnahme auf positive Resonanz.

Mit der Ausführung ist eine fachkundige Spezialfirma beauftragt. Es wird mit Spezialmaschinen gearbeitet, die einen geringen Bodendruck aufweisen und so den Moorboden möglichst wenig beeinträchtigen werden. Die Renaturierungsmaßnahme und der Abtransport des Rodungsmaterials machen im Umfeld der Krummen Laake den Einsatz von Baufahrzeugen auf Waldwegen erforderlich. Es kann daher bis zum Abschluss der Arbeiten im November dieses Jahres zu Beeinträchtigungen der Erholungssuchenden kommen.

Alle Berlinerinnen und Berliner sind aufgerufen, sich an der Rettung weiterer Berliner Moore zu beteiligen. Sie können dies mit einer zweckgebundenen Spende unter dem Stichwort "Berliner Moore" an die Stiftung Naturschutz Berlin tun: IBAN: DE71 4306 0967 0007 7770 00, BIC: GENODEM1GLS.

Hintergrundinformationen

Gemessen am Ausstoß von Treibhausgasen ist Fliegen die klimaschädlichste Mobilitätsart. 2009 beschloss der Berliner Senat daher, dass die Berliner Landesregierung, die Verwaltung und die nachgeordneten Behörden für alle Dienstflüge eine "Klimaschutzabgabe" zahlen sollen - die sogenannten "Miles for More". Als Kompensation der entstandenen Emissionen sollen mit diesen Einnahmen klimaentlastende Maßnahmen in Berlin gefördert werden. Die Stiftung Naturschutz Berlin wurde damit beauftragt, die Mittel entsprechend einzusetzen. Pro Jahr stehen durchschnittlich 35.000 Euro zur Verfügung. Der Stiftungsrat der Stiftung hat daraufhin 2010 beschlossen, als erstes Projekt die Renaturierung der Kleinen Pelzlaake zu realisieren, weil ein intaktes Moor große Mengen des Treibhausgases CO2 binden kann. Mit dieser Maßnahme werden rund 1.300 t CO2eq in 30 Jahren kompensiert. Die Renaturierung leistet darüber hinaus einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität, denn Moore sind Lebensraum vieler stark bedrohter Tier- und Pflanzenarten. Nachdem das erste Projekt "Kleine Pelzlaake" Ende 2012 erfolgreich abgeschlossen wurde, wird nun die Umsetzung des zweiten Projekts im östlichen Teil der Krummen Laake begonnen. Durch dieses Projekt sollen rund 3.500 t CO2eq in 50 Jahren kompensiert werden.

Beide Moore sind Teil des NATURA 2000-Gebietes Müggelspree-Müggelsee. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt begleitet die Maßnahmen und führt zur Erfolgskontrolle ein Monitoring der Vegetationsentwicklung und der Moorwasserstände durch.

Für weitere Informationen siehe www.stiftung-naturschutz.de/wir-foerdern/klimaschutzabgabe/. Justus Meißner (Referent für Naturschutz), Tel. 26 39 41 24 justus.meissner@stiftung-naturschutz.de

Mischwaldprojekt schreitet voran

Wer derzeit an der Krummen Lake spazieren geht, kann plötzlich überall den Himmel sehen. Der Wald wurde deutlich ausgelichtet, am Rande des Weges türmen sich die gerodeten Traubenkirschen. Die Arbeiten finden im Rahmen des Mischwaldprojektes statt. Wir hatten bereits darüber berichtet, dass unser monotoner Kiefernwald umgewandelt werden soll in Mischwald. Bis Ende des Jahres sollen im Revier Fahlenberg 26 Hektar mit Laubbäumen durchmischt werden, dazu gehören auch die 3,3 Hektar an der Krummen Lake. "Wir roden die amerikanische Traubenkirche, dann pflügen wir das Areal und zäunen es ein," erklärt Revierförster George Majumder. Vor Wildverbiss geschützt können dann in dem umzäunten Areal junge Traubeneichen gepflanzt werden. Sieben bis zehn Jahre lang bleibt der Zaun stehen, damit die kleinen Eichen unter ihren großen Kiefernkollegen gefahrlos heranwachsen können. Bis zum ersten Frost sollen die Arbeiten beendet sein. sip