Gedanken aus Müggelheim

von Simone Jacobius

Es ist schon kurios: Da steht jeden Tag eine neue Negativ-Meldung über den BER in den Zeitungen – und dennoch zählt Berlin zu den 30 leistungsfähigsten Metropolen der Welt. Die Stadt ist noch um einen Platz nach oben geklettert und liegt jetzt auf dem elften Platz der wichtigsten Metropolen. So hat es jetzt die aktuelle Studie der Beratungsgesellschaft PWC aufgelistet. Wie kann das sein, wo wir doch weder Flughafen können, noch Bundeskriminalamt, noch Oper?

Der zuletzt genannte Eröffnungstermin "bis 2016" gilt inzwischen unter Fachleuten als überholt. Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Bundestag, Martin Burkert (SPD), hat indirekt eingeräumt, dass der BER auch 2017 noch nicht fertig sein könnte und damit die Öffentlichkeit auf mindestens drei weitere Jahre Bautätigkeit eingestimmt. Täglich fließen Tausende Euros in den nicht funktionstüchtigen Flughafen, monatlich sind es Millionen. Die Gesamtkosten sind inzwischen schon fast doppelt so hoch, wie ursprünglich geplant – und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Der BER eine Geldvernichtungsmaschine. Umso tragischer, als dass auch noch niemand sagen kann, ob er denn je eröffnet wird. Der BER, eine einzige Farce!

Warum geht da eigentlich niemand auf die Barrikaden? Losgelöst von unseren ganz persönlichen Lärmängsten, müssten doch alle Berliner und Brandenburger angesichts dieser Geldverschwendung protestieren.

Jeder, der einen eigenen Haushalt führt, sieht zu, dass er mit seinem Geld auskommt. Schulden werden nur so weit gemacht, wie man auch in der Lage ist, sie zurück zu zahlen. Warum gelten denn für Privathaushalte andere Regeln, als für einen Landes- oder Staatshaushalt? Warum wird Geld in Dinge hineingesteckt, die dem Tod geweiht sind? Wenn der BER überhaupt fertig wird, wird es mit einer jahrelangen Verspätung geschehen. Das, was 2011 noch modern gewesen wäre, ist dann schon wieder veraltet. Abgesehen davon, ist der Moloch BER auch jetzt schon zu klein – von Zukunftsprojekt also keine Spur.

Stattdessen fließen immer mehr unserer Steuergelder, des Geldes, das WIR hart erarbeitet haben, in ein nutzloses Projekt. Geld, das wir lieber an anderer Stelle nutzbringend eingesetzt sehen würden.

Wie viele Schulen und Straßen könnten damit saniert werden, wie viel Personal in Krankenhäuser, Kitas und Schulen eingestellt werden, wie viele Forschungsprojekte bezahlt und sozialer Wohnungsbau finanziert werden. Alles Dinge, mit denen uns mehr geholfen wäre als mit diesem alles verschlingenden Milliardengrab. Warum geht keiner auf die Barrikaden? Warum sind wir, was UNSER Eigentum anbelangt, so gleichgültig geworden? Noch einmal zur Erinnerung: Die Politiker sind von uns abhängig. Sie wollen gewählt werden. Und nur, wenn wir ihnen unser Vertrauen aussprechen können sie auch über unser erwirtschaftetes Geld verfügen.

Aber Berlin kann halt nicht bauen. In den 70er/80er Jahren sind im Westteil dafür noch Leute auf die Barrikaden gegangen. Es waren die Hausbesetzer, die den Senat zwingen wollten, besser zu haushalten. Jetzt bin ich die letzte, die zu gewalttätigen Lösungen rät. Trotzdem bin ich mehr als irritiert darüber, dass es niemanden interessiert, was mit seinem Geld passiert. Die Verantwortlichen des Desasters müssen endlich zur Rechenschaft gezogen werden.

Aber auch die Beratungsgesellschaft PWC bescheinigte Berlin, dass es wirtschaftlich nichts drauf habe. Und deshalb im internationalen Vergleich in Sachen Wirtschaftskraft kaum punkten konnte. Anders, als im Bereich Lebensqualität. Vielleicht wäre es besser, wenn sich die Stadt aus großen Bauvorhaben einfach heraushält und unsere Steuergelder in noch mehr Lebensqualität stecken würde.