Serie für den Natur- und Gartenfreund

Trüber Winter

von Marianne Schäfer

Trübe und düster, einfach ungemütlich war das Ende des vergangenen Herbstes. So blieb das Wetter auch bis über die Hälfte des Januars. Es war ein lang andauernder Herbst. Aber immer in der Wohnung sitzen ist nicht gut. Eigentlich könnte man doch etwas im Garten arbeiten. Der Boden war weich, nicht ein bisschen gefroren. Ich sah, dass die Haselbüsche schon ihre langen Trottelchen hängen ließen. Die Zaubernuss hatte schon gezaubert und ihre gelben Fusselblütchen entwickelt. In einem Beet entdeckte ich ein blühendes Schneeglöckchen. Daneben schoben sich viele sprossende Frühlingsblüher aus der Erde. Eigentlich ist es ein prima Gartenwetter. 

Ich hatte mich bequem und warm angezogen und meine kleine Gartenschere in der Tasche. Endlich, es war ja auch höchste Zeit, die Beerensträucher auszulichten. Schnipp und Schnapp, das muss ab. Die kleinen Zweige behielt ich in der linken Hand, die großen warf ich im hohen Bogen über den Stachelbeerstrauch. Einige Triebe waren ineinander gewachsen. Ich hatte zu entscheiden, welcher Trieb bleiben kann und welcher weg muss. Bücken, schneiden, Ast aufheben und hoch über das Bäumchen werfen, so ging es von Strauch zu Strauch. Dabei dachte ich an den Sommer, wo ich die roten Beeren vom Strauch weggegessen hatte. Süß und säuerlich, knackig und saftig, was für ein Genuss!

Der nächste Schritt. Oh, jetzt habe ich auf ein schon kräftig aus der Erde herausgewachsenes Schneeglöckchen getreten. Bücken und das Nestchen der grünen Blätter und Knospen wieder liebevoll in der weichen Erde aufrichten. Es war richtig schön, sich im Garten bewegen zu können. Dann sammelte ich die abgeschnittenen Zweige auf. Einige von ihnen sah ich mir genauer an: schöne, gesunde Triebe. Die könnte ich doch? Schon ein neuer Gedanke. Die alte Gärtnerin denkt doch noch weiter in die Zukunft. Aber erst einen Spaten aus dem Schuppen holen und ein geeignetes Plätzchen suchen. Bloß einen kleinen Streifen umgraben, mit den Händen die Erde glätten. Die sortierten Triebe wurden zugeschnitten und dann gleich in die weiche Gartenerde etwa 12 Zentimeter tief gesteckt. Über der Erde sind die Steckhölzer nur fünf Zentimeter zu sehen. Alle stecken in eine Reihe und sind festgedrückt. Es ist ein Versuch, vielleicht bewurzeln sich einige, dann habe ich wieder junge, neue Johannisbeersträuchlein.

Den kleinen Stachelbeerhochstamm zu beschneiden ist eine stachelige Angelegenheit. Aber mit Ruhe und einer kleinen Schere konnte ich auch diesen etwas auslichten. Äste aufsammeln und klein schnibbeln. Die Werkzeuge sauber in den Geräteschuppen stellen. Jetzt ist der Besen dran. Die Amseln werfen bei ihrer Suche nach Insekten die Blätter wild um sich herum. Ich fege sie zunächst auf den Wegen zusammen. Danach werden sie wieder als Abdeckung auf die Beete verteilt. Geschafft. Sehr zufrieden gehe ich in die warme Stube. Dadurch, dass das Wetter bis zum 19. Januar frostfrei war, konnten schon verschiedene Arbeiten im Garten erledigt werden. Nun wird es kalt und es ist ungewiss, ob wir noch einen richtigen Winter in diesem Jahr haben werden. Im Garten ist alles bereit und wartet auf das große Blühen.