Unser Freund – der Specht

(lt. Picoides major) - Eine wahre Geschichte

von Peter Augustinski

Es gibt in unserem schönen Ort nicht nur Wildschweinerlebnisse, sondern auch "Abenteuer" mit anderen Tieren. In unserem Falle ist es der Specht. Ich hoffe, den richtigen "Freund Specht" zu beschreiben, denn es gibt ja neben dem Buntspecht noch den Grauspecht, den Grünspecht, den Schwarzspecht, den Weißrückenspecht, den Blutspecht, den Mittelspecht, den Kleinspecht sowie den Dreizahnspecht. Aber genug mit der Bildung – nun zum Thema!

Wir, meine Frau und ich, lieben die Natur. Deshalb sind wir ja auch Müggelheimer. Und wir lieben die frei in der Natur lebenden Tiere. Und so lieben wir auch unseren speziellen Freund, den Buntspecht. Er liebt uns auch, sehr sogar, denn er will zu uns ziehen, allerdings ohne Mietvertrag und zu seinen Bedingungen. Aber ich will nicht vorgreifen. Schon zwei Sommer ist es her, da besuchte er uns auf seine Art – vielleicht auch seine Angehörigen. Egal, sie sehen ja für uns Menschen alle gleich schön aus. Der damalige Freund beehrte uns mit lautem und fröhlichem Klopfen am Dachkasten (wir haben ein altes, umgebautes Haus) und es gelang ihm in kürzester Zeit in den Dachkasten unseres Hauses (die Bretter sind mehr als 2 cm dick) drei große Löcher zu hämmern. Da seine Aktivitäten immer während unserer Abwesenheit durchgeführt wurden, gab es keine Aussprache zwischen uns, aber nach Schließen und Überstreichen der Löcher unsererseits, kehrte dann zum Glück Ruhe ein.

Vor einigen Wochen nun zierten wiederum (nur an anderen Stellen) erst drei, dann sechs runde Löcher unseren Dachkasten. Selbst als wir ihn dann bei seiner Tätigkeit auf frischer Tat erwischten (z.B. beim Rentnermittagsschlaf – eine bodenlose Unverschämtheit!) und wir mit ihm sprachen, reagierte er abweisend und kehrte trotz unserer eindeutigen Ablehnung seines Tuns mehrfach zurück, was uns den Schlaf und einen Teil des Dachkastens kostete. In einem anschließenden längeren, jedoch einseitigen, Gespräch, machten wir ihm klar, dass wir auch anders auf seine Attacken reagieren könnten, wenn wir denn wollten. Wir sprachen mit einem drohenden Unterton in der Stimme zu ihm, was ihm bestimmt nicht verborgen blieb. Doch es gab von ihm keinerlei positive Reaktion in unserem Sinne, nur ein keifendes Schimpfen – Hick-hick oder Kix-Kix seinerseits. Lautes Klatschen unsererseits und das "gemeinsame Gespräch" war damit ohne Erfolg beendet.

Der Klügere gibt zwar nach, wie es in einem Sprichwort heißt. Aber dennoch wollten wir ihm unseren Dachkasten nicht kampflos übergeben. Deswegen haben wir dann nach dem nochmaligen Schließen der Löcher mehrere Bleche angebracht, in der Hoffnung, dass er sich nun nicht einen anderen Dachkastenabschnitt vornimmt. Denn es ist nicht unsere Absicht, den gesamten hölzernen Dachkasten an unserem Haus mit Blechen zu verzieren!

Bis jetzt, wo wir diese Zeilen zu Papier bringen, herrscht Ruhe am Dachkasten und wir haben die Hoffnung, dass uns kein Hämmern mehr aus dem Schlaf reißen wird. Sollten Sie liebe Müggelheimer mal einen Specht sehen, der mit missmutigem Gesichtsausdruck und einem verbogenen Schnabel umher fliegt, dann ist das kein Wunder, sondern "unser Freund" der Specht.