Gedanken aus Müggelheim

von Simone Jacobius

Manchmal fällt uns unsere schöne Lage ganz schön auf die Füße. Wald und Wasser rings um uns herum, nicht nur direkt um Müggelheim, nein auch um den erweiterten Kreis: Kiez, Wendenschloss, Altstadt, Allende-Viertel. Wir sind eine große Insel. Aus diesem Grund wurde schon zu DDR-Zeiten einmal angedacht, die Zuzüge in diesen Bereich zu begrenzen, damit der viele Verkehr die "Insel" nicht zum Exodus bringt. Wie gesagt, das war bereits vor etwa 30 Jahren. Inzwischen ist die Bevölkerungszahl auf unserer großen Insel nahezu explodiert – und mit ihr die Anzahl der Autos. Denn anders als in den Innenstadtbezirken oder den Ortsteilen, die an der S-Bahn liegen, sind wir Müggelheimer besonders auf unsere Autos angewiesen.

Schnell kommt man zu dem Schluss, dass die zwei bestehenden Brücken für diese Massen eindeutig zu wenig sind. Zumal dann, wenn sie auch noch baufällig sind und nur eingeschränkt befahren werden dürfen. Wenn jetzt eine von beiden ganz wegfallen sollte, ist das Chaos da. Aller Verkehr muss sich dann über die verbleibende Brücke quälen.

Und das Schreckensszenario rückt in greifbare Nähe. Denn die Dammbrücke ist kaum befahrbar, weil man dafür durch die Altstadt fahren müsste. Doch das ist politisch nicht gewünscht. Die Allendebrücke, die den Verkehr Richtung Nordosten aufnimmt, ist stark von Betonkrebs betroffen, eine Seite ist bereits gesperrt. Man hofft nun, dass die existierende östliche Brückenseite durchhält, bis die Sanierungsarbeiten auf der westlichen Seite abgeschlossen sind. Und die Lange Brücke? Die Hauptverbindung Richtung Autobahn und Innenstadt? Auch sie wird immer maroder und kränkelt schon so, dass sie mit Sensoren bestückt wurde, um den Verlauf des Verfalls zu dokumentieren. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann sie saniert oder ersetzt werden muss. Vermutlich können sich noch die meisten an die Bauphase 1993 erinnern, als sich der Verkehr dort kilometerweit staute.

Zwei Brücken, zwei Hauptverkehrsadern – und beide stehen vor dem Aus. Rosige Zeiten, die da auf uns zukommen. Doch es gäbe eine Lösung: eine neue, dritte Brücke. Ideal wäre sie in Verlängerung der Wendenschlossstraße, bzw. dort, wo die Fähre über die Dahme fährt. So könnte der gesamte Verkehr aus Wendenschloss schon mal bequem dort entlang abgeführt werden. Die Autos wären schnell am Adlergestell, schnell an der Autobahn – und selbst zum Flughafen wäre der Weg deutlich kürzer. Eigentlich ideal. Auch die Eingriffe in die Natur würden sich meines Erachtens in Grenzen halten. Allerdings gibt es zwei Haken: das Bundeswasserstraßenamt, das einer weiteren Brücke zustimmen müsste – und die Anwohner. Denn die werden sofort mit einer Gegenoffensive starten, um sich ihren traumhaften Blick und die Seelage nicht verbauen zu lassen. Da gilt es dann Gemeinwohl gegenüber den Ansprüchen des Einzelnen abzuwägen. Doch noch ist eine dritte Brücke Zukunftsmusik, aber eine die, wie ich meine, immer lauter zu hören ist und immer melodischer klingt.