Starkes Plädoyer für die "Einmischung"

Kommentar

tua res agitur! Es geht um deine Angelegenheit (Sache) – also kümmere dich! Dieser Ausspruch von Horaz war zu einem Grundsatz der römischen Republik geworden. Es war ist die Aufforderung an den (auch heute noch für die Demokratie vorausgesetzten) mündigen Bürger, mitzumachen, sich zu engagieren, sich einzumischen, weil letztlich alle im öffentlichen Raum getroffenen Entscheidungen Auswirkungen auf das Leben von jedem von uns haben.

Wenn man sich mit Müggelheimer Mitbürgern – etwa auf dem Angerfest – unterhält, so bekommt man bei vielen solcher Gespräche den Eindruck, wir lebten hier in einem Tal der Ahnungslosen bzw. der Gleichgültigen. Von der Hoffnung, es werde "schon alles nicht schlimm", über "man kann ja doch nichts machen" bis zu einem kategorischen "interessiert mich nicht; ich fliege gern", ist so ziemlich alles an Rechtfertigungsversuchen für Untätigkeit, Ignoranz und Gleichgültigkeit zu hören.

Diese Menschen verzichten auf ihre Rechte und überlassen bedenkenlosen Politikern, Karrieristen und Lobbyisten das Feld. Sie wissen offensichtlich nicht oder haben nicht genügend Fantasie, sich vorzustellen, was auf uns zukommt, wenn die Verantwortungslosen das Skandalprojekt BER durchziehen und jede Minute ein Flugzeug im Tiefflug über den Ort hinwegdonnert. Und zur Zeit wird krampfhaft alles versucht, den Flughafen am völlig ungeeigneten Standort doch noch eröffnen zu können. Schon aus Angst davor, das Gesicht völlig zu verlieren oder gar für die sinnlos verschwendeten sechs Milliarden an Steuergeldern zur Verantwortung gezogen zu werden.

Der genannte Minutentakt basiert auf den Zahlen aus dem Planfeststellungsbeschluss, der von 360.000 Flugbewegungen und 28 Millionen Passagieren im Jahr ausging. Im Kreise von Politik und Flughafengesellschaft rechnet man bereits mit 60 Millionen Passagieren in naher Zukunft, die man im BER abfertigen will. Auch wenn – wie behauptet wird – dieser Anstieg auf 60 Millionen Passagiere wegen größerer Flugzeuge nicht mit einer Verdoppelung der Flugbewegungen verbunden sein sollte, werden die Auswirkungen auf unsere Region verheerend sein. Die ganze Region wird unter einem Lärm- und Feinstaubteppich versinken. Die Abgase der Flugzeuge und die darin enthaltenen hochtoxischen Feinstaube, insbesondere die darin enthaltenen ultrafeinen Partikel, die über die Atemwege direkt in den Blutkreislauf gelangen, haben verheerende gesundheitliche Folgen. All diese Folgen sind den hierfür Verantwortlichen bekannt; werden aber totgeschwiegen bzw. verharmlost.

Das Naherholungsgebiet zwischen Spree und Dahme mit all seinen Seen und Wäldern wird zerstört. Die von Einfamilienhäusern mit Gärten geprägte Region wird in eine Anhäufung von Lärmschutzbunkern verwandelt; die Gärten nicht mehr nutzbar – und das ohne alle Not, aus schierer Rechthaberei und Profitgier!

Wollen wir das tatsächlich einfach so hinnehmen? Bürger dieser Stadt, wehrt Euch! Schließt Euch zusammen; macht in den verschiedenen Bürgerinitiativen, wie BIM, BVVB, Umweltkreis und anderen mit.

Wir haben in diesem Jahr Wahlen. Geht in die Wahlveranstaltungen der Parteien und stellt die Kandidaten, die um Eure Stimmen buhlen. Fragt sie, wie sie zum BER und dem Betrug an den Bürgern bei diesem Projekt stehen. Fragt sie, wie sie dem Druck durch Parteidisziplin und Lobbyisten widerstehen und sich für die Interessen der Bürger einsetzen wollen. Viele dieser Politiker, die vor den letzten Wahlen den Bürgern versprachen, sich für ein Nachtflugverbot einzusetzen, haben sich in der Abstimmung darüber dann der Parteidisziplin gebeugt und gegen das Nachflugverbot gestimmt! Erhebt Eure Stimme, macht ihnen die Hölle heiß, denn nur so werden wir unseren Interessen Gehör verschaffen. BJ