Neue Köpenickiade lässt an nötigem Sachverstand zweifeln

Bezirksverordnete diskutieren über Aktfoto

Es ist schon kurios was ein Bild und damit auch ein Stück Kultur für Diskussionen auslösen kann. Einige werden sagen, genau dafür ist Kultur da… Dann hat die Fotoausstellung im Rathaus Köpenick genau ihr Ziel erreicht.

Das Bild Fairy des Fotografen Hiob war Ausgangspunkt einer gefühlt stundenlagen Debatte innerhalb der Bezirksverordnetenversammlung um Zensur, Kunstfreiheit, Rechte nach dem Grundgesetz und sogar die Menschenrechte waren gefordert. Hört man sich das alles mit einer gewissen Distanz an, dann konnte man sich dem Gefühl nicht entziehen, dass man viel einfacher und ausdauernder über das Bild einer nackten Frau diskutieren kann, als über wirkliche Probleme im Bezirk oder in unserem Land. Vielleicht geht es uns aber auch einfach nur zu gut, als das wir richtige Probleme haben...

Worum ging es eigentlich bei dieser Diskussion, deren Reichweite mittlerweile einen internationalen Charakter angenommen hat. Medien weit über Berlin hinaus berichteten über diese neue Köpenickiade.

Im Rathaus Köpenick findet jedes Jahr eine Ausstellung mit Fotos von Amateurfotografen statt. Eine wirklich sehenswerte Ausstellung, in der in diesem Jahr mehr als 300 Fotografien aus verschiedener Motivkategorien ausgestellt worden sind. Unter diesen ganzen Fotografien waren auch zwei Aktfotografien, welche dort seelenruhig drei Wochen ohne Beanstandungen an ihrem Platz in der Ausstellung im Rathaus hingen. Doch irgendwann muss ein Mitarbeiter oder Mitarbeiterin sich von diesen Aktfotografien belästigt gefühlt haben. Und so nahm die Köpenickiade ihren Lauf. Die diensteifrige und zuständigen Amtsleiterin Anette Indetzki, welche schon bei anderer Gelegeneheit nicht unbedingt durch weitsichtiges und talentiertes Handeln oder gar Feinfühligkeit aufgefallen war, ließ kurz vor dem Ende der Ausstellung die beiden entsprechenden Bilder entfernen. Und da dies logischerweise die Künstler nicht unbedingt erfreute, gelangte dieser Vorgang an die Öffentlichkeit. Und so konnte der zuständige Dezernent die Sachlage noch so logisch und nachvollziehbar erklären, der "Skandal" war gewollt, der Skandal war gemacht.

Sehr viele Bezirksverordnete – auch jene, die sich sonst nicht unbedingt tief in die Sacharbeit einbringen – fühlten sich berufen, über dieses Thema zu diskutieren. Sogar der ehemalige Leiter Personal und Finanzen des Bezirks, Edwin Hoffmann, sah sich berufen, an vorderster Front für die Kulturfreiheit in den Kampf zu ziehen. Nachdem alles gesagt und die Diskussionen vorerst beendet waren, frage ich mich immer noch: Haben wir wirklich keine anderen Probleme in unserem Bezirk? Mir jedenfalls fällt spontan mehr als eines ein.

Freuen konnte sich nach dieser BVV in jedem Fall die Müggelheimer Grundschule. Mit ihrem Sondermittelantrag hatte sie das Gehör und auch die Zustimmung der Bezirksverordnetenversammlung.

Insgesamt kann der Förderverein 2358 Euro für die Anschaffung von Ultradex-Stellwänden für die Schulausstellung ausgeben.

Ein weiterer Antrag der sich indirekt auch mit den bezirklichen Finanzen befasste, wurde einstimmig beschlossen. Auf Antrag der Linken soll auch das bezirkliche Ordnungsamt in Zukunft Geschwindigkeitskontrollen durchführen können. Eigentlich eine vernünftige Idee, wenn man schnell und an bestimmten Schwerpunkten die STVO durchsetzen möchte. Nur ist das Ordnungsamt schon heute überlastet und in einigen Diskussionsbeiträgen überwog das finanzielle Argument deutlich. Schade.

Im lezten Müggelheimer Boten habe ich über die unendliche Geschichte des Parkplatzes in der Altstadt Köpenick berichtet. Nun liegen hierzu zwei Anträge vor, die hoffentlich dieses Projekt beschleunigen.

Zu einem weiteren Projekt, dass für viele Besucher und Bezirksverordnete unendlich lange dauert, dem Müggelturmareal, liegen keine neuen berichtenswerte Erkenntnisse vor. Es bleibt spannend, bis den großspurigen Versprechungen des Investors endlich Taten folgen… Dem Vernehmen nach, beschäftigt er sich derzeit jedoch lieber mit Unterkünften für Obdachlose und Flüchtlinge.

Ihr Müggelheimer Bezirksverordneter Christian Schild (CDU), Tel.: 0163-6594158 oder C.Schild@gmx.net

Nächste BVV

Am Donnerstag, den 26. Mai um 16.30 Uhr findet die nächste öffentliche Sitzung der Bezirksverordneten statt. Die BVV trifft sich immer im Sitzungssaal im Rathaus Treptow in der Neuen Krugallee. Gäste dürfen zuhören.