Kriegsspuren

Auf der Suche nach Frieden

von Dr. Horst König

Mit ganz unterschiedlichen Einstellungen haben wir uns am „Stein des Friedens“ versammelt. Wir sind Menschen, die auf verschiedene Art glauben, vielfach ungleiche Standpunkte vertreten, durch mannigfaltige Beurteilungen aneinander vorbeireden und dergleichen mehr. Dass wir dennoch zusammen gekommen sind, ist bereits ein erster Schritt zum Frieden.
Das Motto „Kriegsspuren“ will uns auf Gefährdungen aufmerksam machen, die zu Kriegen führen können. Wir denken zuerst an Kriege, die an verschiedenen Orten dieser Erde geführt werden und unvorstellbares Leid verursachen. Aber auch im persönlichen Umgang miteinander kann es zum Streit kommen. Wir sollten lernen, einander zu Verstehen. Möge uns dafür Weisheit gegeben werden. Es geht nicht darum, vorschnell zu beurteilen oder gar zu richten, denn die Wahrheit ist größer als unsere Einsicht. Mögen wir hinfinden zu einem Geist der Liebe, der uns zusammenführt als Schwestern und Brüder in einer Menschheitsfamilie. Wenn wir in unserem Reden und Diskutieren dieses beherzigen würden, wäre das ein guter Beitrag zum Frieden.

Kriegsspuren – allerorten

von Hans Zinnow

Im Lexikon der Zeit finden sich rund 100 Vermerke zum Thema Krieg. Die Aufzählung beginnt mit dem Begriff „Kriegerdenkmal“. Der Toten soll gedacht und an unterschiedliche „Kriegsführungen“ erinnert werden. Einst war es üblich eine „Kriegserklärung“ abzugeben. Heute wird ohne Ankündigung das „Kriegsbeil“ ausgegraben. Um die „Kriegsmaschinerie“ in Gang zu bringen, wird reichlich „Kriegsmaterial“ benötigt. Firmen produzieren treffgenaue „Kriegswaffen“ und werden somit zu „Kriegsgewinnlern“. Sie bedauern zwar, dass „Kriegsschäden“ entstehen, doch liege das nicht in der Verantwortung der „Kriegsgeräteproduzenten“. Da die „Kriegsproduktion“ auf Hochtouren läuft, profitieren auch die Staaten, in denen diese Firmen beheimatet sind. Hohe Steuereinnahmen sind zu verzeichnen. Zurück bleiben „Kriegsversehrte“, „Kriegswaisen“, „Kriegstote“, verwüstete Städte und Dörfer in ungeahntem Ausmaß. Nicht zu vergessen seien, die „Kriegsflüchtlinge“, die Hilfe und Geborgenheit suchen.
Der jüngste Rüstungsexportbericht weist aus, dass Deutschland die Ausfuhr von Kleinwaffenmunition verzehnfacht hat. Es ist hinreichend bekannt, dass genau damit in Bürgerkriegen die meisten Zivilisten getötet werden. Auch wird gemeldet, dass in unserem Land die Zahl der Besitzer eines kleinen Waffenscheins im Jahr 2016 von 300.000 auf 440.000 angestiegen ist. Es ist unverkennbar, dass „Kriegsspuren“ auch in den Ländern zu finden sind, die sich angeblich nicht am „Kriegsgeschehen“ beteiligen. Durch die direkte und indirekte Unterstützung der gegenwärtigen Kriege sind alle Staaten betroffen. Demzufolge sprechen Weitsichtige bereits von einem „dritten Weltkrieg“.
„Kriegsspuren“ finden sich überall. In den Familien, bei Flüchtlingen, in den Medien, in Wirtschaft und Gesellschaft. Sie schleichen sich in unsere Seele und prägen ganze Gesellschaften. Gibt es Möglichkeiten den „Kriegstreibern“ das Handwerk zu legen?
Wir suchen eine Antwort in der Bibel. Leider müssen wir einstimmen in die Klage des Propheten Jesaja: „Den Weg des Friedens kennen sie nicht (die Kriegstreiber), auf ihren Spuren gibt es kein Recht. Sie gehen auf krummen Wegen; wer ihnen folgt, der hat keinen Frieden.“
Dem Gegenüber steht das Doppelgebot der Liebe. Jesus zeigt den Weg zum Frieden:
„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt. Dies ist das höchste und größte Gebot.
Das andere aber ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“

Wo und wie finden wir den Weg des Friedens?

von Jürgen Schewe

Ich meine dort, wo Menschen achtungsvoll aufeinander zugehen, statt gegeneinander „an-zu-treten“. Der Weg zum Frieden hat viele Zugänge. Das Zu- und Hinhören, sowie das Anhören und vielleicht dann auch das gegenseitige Erhören. Ein Beispiel sei aus Köpenick genannt: Der Kreisvorstand der SPD und der Bezirksvorstand der Partei Die Linke, die bisher vieles gegeneinander hatten, sprachen ruhig und sachlich miteinander und unterzeichneten am 25. Oktober eine Vereinbarung über ihr künftiges Miteinander. Gemeinsam treten beide für Offenheit und Achtung des Anderen ein. Sie rufen alle dazu auf, sich dieser Haltung und diesem Tun anzuschließen. Damit wird in Köpenick nicht gerade der Weltfrieden hergestellt, doch möchte diese Entscheidung ein Zeichen sein, dem sich andere gern anschließen dürfen. Schließlich leben wir in dem Bezirk, in dem an die Köpenicker Blutwoche von 1933 erinnert wird, bei der viele Menschen erschlagen wurden, um danach diese Bluttat in ganz Europa zu tun.

Triumphale Erfolge führen nicht immer zum Frieden

von Pfarrerin Anke Schwedusch-Bishara

In der Bibel wird ein spannender Konflikt geschildert. Vater Abraham und sein Neffe Lot haben große Herden. Die Weideflächen werden knapp. Nun kommen sich beide zu nah und geraten aneinander. Man kann sich ausmalen, wie gereizt die Hirten reagierten, als ihnen konkurrierende Herden in die Quere kamen. Da heißt es: du oder ich. Zank flammt auf. Das hat etwas Urtypisches an sich. Bei den allermeisten Konflikten gibt es nicht „die Guten“ und „die Bösen“, sondern Menschen unter Druck. Ein äußeres Problem entlädt sich nach innen und wird persönlich. Einer macht dem anderen den Raum zum Leben streitig. Berechtigte Interessen des einen, prallen auf nachvollziehbare Interessen des anderen. Weil sich der eine knallhart durchsetzt, ballt der andere voller Wut die berühmte Faust in der Tasche.
Der biblische Friedensweg sieht anders aus. Abraham macht einen Vorschlag und zeigt auf die Weite des Landes: „Willst du dort hin, dann gehe ich in die andere Richtung oder umgekehrt. Du hast die Wahl.“ Damit zeigt Abraham den Weg, um aus dem Konflikt herauszukommen. Lot entscheidet sich nicht für die ausgedörrte Steppe, sondern für die Gegend mit dem saftig grünen Gras. Eiskalt nutzt er seinen Vorteil. Damit musste Abraham rechnen. Der Weg, um aus dem Konflikt heraus zu kommen kostet viel. Obwohl er zunächst den Kürzeren zieht, bringt ihm dieser Weg Gewinn, berichtet die Bibel. Abraham geht mit einem erleichterten Herzen auf dem schweren Weg und erfährt den Segen Gottes und das ist die Fülle des Reichtums. Lot hingegen erlebt furchtbare Eruptionen der Erde und von den Menschen in Sodom und Gomorra.
Abraham- und Lot-Konflikte gibt es allerorten. Es lohnt sich deren vorgelebte Form einer Konfliktbewältigung zu testen. Vernünftiges Entgegenkommen wirkt oft mehr, als ein triumphaler Erfolg.