Serie für den Natur- und Gartenfreund

Herbstzeit

von Marianne Schäfer

Trübes nasses Wetter, so richtig ungemütlich. Wer fleißig die notwendigen Gartenarbeiten geschafft hat, der kann schmunzelnd in der warmen Stube sitzen. Sind die Blumenzwiebeln gesteckt? Zu üppige Stauden geteilt und die vom Regen umgeknickten Gräser aufgerichtet oder abgeschnitten?
Trotz Regenwetters blühen die Staudenastern. Leuchtendes Blau-Violett und in der Mitte der Blüte ein gelber Knopf. Etwas von den so prächtig blühenden Büschen hole ich mir in die Stube. Solch ein Strauß ist ein Blickpunkt in der Trübnis.
Tulpenzwiebeln hatte ich gerade noch rechtzeitig an freien Stellen in die Erde gesteckt und mit einem Stäbchen in der Mitte markiert.
Der bunte Herbst, da muss man nicht so viel zu den Flächen setzen, wo man noch etwas arbeiten könnte. Ist es nicht eine Freude, wie das Laub so prächtig golden leuchtet? Oder auch wie der Zierahorn sich jetzt so intensiv in diese intensive Rot gewandelt hat? Viel zu schnell ist diese herbstliche Pracht vorbei.
Jetzt die festen Schuhe anziehen und in den Wald. Ja, das ist gut. Ich erinnere mich, wie ich als Kind den Wald liebte, der so dicht bei uns begann. Nur eine Straße musste ich überspringen – hops – und schon war ich im Wald. Nie hatte ich Angst, eher fühlte ich mich geborgen. Ich spielte mit Moos und Kienäppeln. Mit meiner Freundin ging ich Pilze suchen und brachte so viele nach Hause, dass es für uns alle zum Abendessen reichte. Bloß Mutter hatte Angst, dass sie alle giftig wären. Das war so Mitte der 1940er-Jahre bis in die 50er-Jahre.
Wie viele Jahre sind inzwischen vergangen und der Wald ist immer noch oft mein Ziel für einen Spaziergang. Ich habe zugesehen, wie auf sandigen Flächen Waldarbeiterinnen Neuanpflanzungen vornahmen. Inzwischen sind diese Kiefern große prächtige Bäume geworden. In den „Kuscheln“ hatten meine Freundin und ich eine Höhle. Da haben wir uns versteckt und uns gegenseitig die geheimsten Dinge erzählt. Es war Krieg und Kriegsende. Unsere Väter waren eingezogen – aber beide kamen zurück. Das war eine große Freude.
Der Schulunterricht war mit der heutigen Zeit nicht zu vergleichen. Viele Kinder und wenig Lehrer, auch keine ausreichenden Klassenräume. Eine wilde Zeit zum Stomern, aber auch zum Arbeiten. Im Wald suche ich noch immer, ob ich unsere Höhle finde. Aber eigentlich suche ich die Vergangenheit! Es war eine Zeit großer Gemeinsamkeit und gegenseitiger Hilfe und Anteilnahme.