Geschichten aus dem Müggelwald

Die Wildschweinsprechstunde im Müggelwald

von Ingrid Zweiniger

Trabbi war gerade bei Walli, dem Wildschwein, in der Suhle. Es gab eine Menge zu besprechen. Trabbi hatte in den letzten Tagen viel erlebt und er brauchte die Hilfe von Walli: „Trabbi, was ist los? Gibt es wieder Probleme in unserem schönen Müggelwald?
„Ja Walli, die gibt es. Ich komme damit nicht alleine klar und deshalb bin ich zu dir gekommen. Man sagt doch immer, Schweine sind schlaue Viecher.“
„Willst du mich jetzt beleidigen Trabbi, weil du Vieh zu mir sagst?“
„Nein Walli, will ich nicht. Entschuldige bitte, du schlaues Wildschwein.“
„Ich entschuldige es und nun leg los.“
„Es gibt zwei Probleme. Mich haben die Eichhörnchen angesprochen, die bei uns in den Kiefern ihre Wohnungen hatten. Sie sind jetzt wohnungslos, weil die Bäume in denen sie gewohnt haben verschwunden sind. Das ist das eine. Und das andere sind die vielen Schnüffelstellen, auf den Wiesen vor den Grundstücken, am Straßenrand und im Wald. Ich habe noch nie so viele Umgrabungen von den Wildschweinen gesehen wie in diesem Herbst. Warum?“
Walli hatte intensiv zugehört. „Trabbi, lass mich erstmal überlegen, denn die Frage mit den Eichhörnchen ist für mich nicht einfach zu beantworten. Die Frage mit den Umgrabungen beantworte ich dir sofort, aber ich muss erstmal lachen. Also pass auf. Vor ein paar Wochen war der Manager des Ölkartells bei mir und hat gefragt, ob wir bereit wären nach Erdöl zu schnüffeln. Das haben wir getan und deshalb ist im Müggelwald alles umgebuddelt, weil wir nach Erdöl suchen. Alles klar, Trabbi?“
Trabbi staunte sprachlos sein Wildschwein Walli an, er konnte es nicht glauben. Aber dann kam der Knaller. „Trabbi, ich habe dich veräppelt. Du hast doch wohl nicht geglaubt, dass das stimmt. Es ist ein Scherz. Wir Schweine sind auf der Suche nach Leckerlis und die finden wir im Moment im Boden unseres schönen Müggelwaldes. So, diese Frage ist beantwortet. Zur Eichhörnchenfrage musst du mir aber noch ein bisschen mehr erzählen. Warum sind die Bäume verschwunden? Bäume hauen doch nicht einfach so ab. Entweder fallen sie um, wenn es mal ein riesiges Unwetter gibt, oder sie sind krank und müssen dann gefällt werden. Also was war die Ursache dafür, dass die Bäume verschwunden sind?“
„Also ein Unwetter war es nicht, denn das wäre auch bei dir in der Wildschweinsuhle vorbeigesaust. Es war ein gelbes Auto mit einem großen langen Arm, das vor dem Grundstück stand. Und als der Arm bis in die Bäume reingegangen ist, sind die Bäume Stück für Stück zusammen gefallen. Es hat sehr lange gedauert, bis dann alle verschwunden waren, denn es waren sehr sehr viele Bäume.“
„Gut Trabbi, jetzt weiß ich Bescheid und es fällt mir sehr schwer, darauf eine Antwort zu finden, weil ich den Sinn nicht sehe, warum so viele Bäume verschwinden mussten. Aber die Antwort ist einfach: Es sind Menschen, die keine Bäume mögen und auch nicht in ihrer Nähe leben möchten. Fest steht erst einmal, dass die Eichhörnchen jetzt in ihrer Umgebung auf die Suche nach neuen Wohnungen gehen müssen. Es wird für sie schwer werden und ist natürlich auch mit viel Arbeit verbunden. Aber sie werden es schaffen. Ich habe noch eine Bitte an dich, Trabbi. Bleibe weiter so wachsam, schaue dir unsere Natur mit wachen Augen an, damit sie uns noch lange erhalten bleibt. Denn nur mit einer intakten Natur haben wir alle die Chance auf unserer Erde weiterzuleben.“
„Walli, du bist super. Danke für deinen Überlebenshinweis und danke für das Gespräch. Bleibe gesund. Bis zum nächsten Mal!“