Von Wasserketten, Nachtwächtern und lohnenswerten Ölsardinen

Ausstellung über die Geschichte unserer Müggelheimer Feuerwehr

Dagmar Belitz im Gespräch mit Wachleiter Jörg Nugel von der Feuerwache Köpenick, der die AG Heimatmuseum intensiv unterstützt hat Fotos: Belitz


Angefangen hat alles mit Eimern. Wenn in den Gründungsjahren unseres Dorfes ein Feuer ausbrach, mussten alle Mann ran an die Eimer – mit einer Wasserkette (jeder Haushalt musste einen "Löscher" stellen) zur Krampe versuchten sie den Bränden Herr zu werden. Doch die Flammen griffen schnell um sich, so dass es nicht selten passierte, dass die Nachbarhäuser gleich mit betroffen waren. Eimer und Leitern wurden zuerst in einer Remise auf dem Dorfanger aufbewahrt. Bis zur eigenen Feuerwache war es ein langer Weg. Denn erst 1926 wurde sie gebaut. Der 90. Geburtstag der Wache am Krampenburger Weg war jetzt Anlass für die AG Heimatmuseum, ihr eine Sommerausstellung zu widmen. Mit viel Liebe und Mühe hat die sechsköpfige Gruppe um Dagmar Belitz herum alles zusammengetragen. Noch bis zum 21. August sind die Exponate im Dorfklub "Alte Schule" zu besichtigen.

Erst im Jahr 1850 wurde die Arbeit leichter. Eine Druckspritze wurde angeschafft, die von vier Mann bedient werden musste. Da das gute Stück zu wertvoll war, um es draußen stehen zu lassen, wurde nun ein Spritzenhaus gebaut. Es stand dort, wo heute noch die alte Pumpe auf dem Anger steht. 1853 bestand Müggelheim noch nur aus 24 Häusern und 167 Einwohnern.

Der erste Feuermelder im Ort war ein sehr menschlicher. Denn von etwa 1886 an wohnte in dem alten Hirtenhaus an der heutigen Feuerwache der Nachtwächter Schummert. Er bewachte den Schlaf der Müggelheimer und schlug Alarm im Falle eines Brandes. Übrigens wurde die Sirenenalarmierung erst 1993 zugunsten der digitalen Funkalarmierung abgeschafft.

Nach der Eingemeindung in Berlin waren in dem ehemaligen Hirtenhaus zeitweilig die Gemeindevertretung und das Armenhaus untergebracht. "In einer Zeitung wurde damals vom ‚drolligsten Rathaus Berlins' geschrieben", amüsiert sich Dagmar Belitz.

Doch wieder einen Schritt zurück in der Geschichte: Erst nach 1896, als die Chaussee gebaut wurde, kamen die ersten Siedler, Müggelheim wurde langsam größer und die ersten Ausflugsgaststätten entstanden. Wegen des steten Wachstums des Ortes wurde 1914 die Pflichtfeuerwehr eingeführt. Jeder Einwohner war verpflichtet, sich aktiv oder passiv an den Löscharbeiten zu beteiligen. Doch weil die Bewohner nicht geschult waren, klappte das mehr schlecht als recht.

Unterstützt wurden die Müggelheimer immer von den Köpenicker Feuerwehrkameraden. Doch das war mit der Eingemeindung Köpenicks 1920 auch vorbei. Ab diesem Zeitpunkt mussten die Köpenicker in ganz Berlin ausrücken und hatten keine Zeit mehr, sich ausschließlich um die Unterstützung der Müggelheimer zu kümmern. Also wurde am 22. Juni 1922 die Freiwillige Feuerwehr Müggelheim gegründet. Von den 210 Einwohnern sind 18 Mann als Feuerwehrmänner geschult worden und waren fortan für die Feuerbekämpfung zuständig. 1926 wurde das Hirtenhaus abgerissen und die Feuerwache gebaut.

Großer Andrang zur Eröffnung der Ausstellung. Vor allem die historischen Wachbücher boten eine spannende Lektüre


1945 wurde die Feuerwache kurzzeitig von den Russen besetzt. Das machte die Arbeit nicht unbedingt einfacher. Als Lohn für die Kameraden gab es dann Extrarationen an Lebensmitteln, beispielsweise ein halbes Pfund Zucker und ein halbes Brot für einen Einsatz 1947. Für einen anderen gab es noch eine Büchse Ölsardinen dazu. Wahre Schätze in der damaligen Zeit.

Erst 1950 bekam die Freiwillige Feuerwehr Müggelheim ihr erstes Löschfahrzeug, einen Opel Blitz. Das erleichterte die Löscharbeiten ungemein. Inzwischen gehören sechs Fahrzeuge zu ihrem Fuhrpark dazu. Mit der Zeit haben sich die Aufgaben der Feuerwehr verändert. In den Nachkriegswirren wurden sie beispielsweise dazu verpflichtet, einen Kindermörder mit zu suchen. Und nach der Wende bekamen sie einen größeren Ausrückebereich und mussten zudem auch noch den Rettungsdienst übernehmen – was zu DDR-Zeit nicht üblich war, da es dafür separate Leute gab. Das hat die FF Müggelheim so viel Kraft gekostet, dass sie sich erstmal nicht mehr um den Nachwuchs in Form der Jugendfeuerwehr kümmern konnte. Erst 1997 wurde sie wieder neu gegründet und erfreut sich seitdem großer Beliebtheit.

Dennoch haben die Kameraden unter ihrem Wehrleiter Sören Vieth nach wie vor Personalsorgen und freuen sich über neue motivierte Mitstreiter, die bereit sind, sich für unseren Ort zu engagieren und einer tollen Gemeinschaft anzugehören. Denn Kameradschaft wird bei der Freiwilligen Feuerwehr ganz groß geschrieben.

Die Ausstellung ist bis zum 21. August täglich von 10 bis 18 Uhr zu besichtigen.